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Um sechs Uhr kommen die ersten Kunden

21.05.97 (Handel & Handwerk, Landwirtschaft & Forsten, Speisen & Getränke)

Samstag früh, 2 Uhr: Für Ralph Hauk beginnt ein 17stündiger Arbeitstag auf dem Mannheimer Wochenmarkt vor dem alten Barockrathaus. Inmitten von Markthändlern, die Obst und Gemüse, Wurst und Käse, türkisches Fladenbrot, Oliven und andere mediterrane Spezialitäten anbieten, baut der 39jährige Mannheimer gemeinsam mit seiner Frau Ute seinen Stand auf. Mit der Farbenpracht der anderen Stände kann sich sein Angebot nicht messen: Dort stehen Marktfrauen und männer zwischen Äpfeln aller Couleur, Orangen, leuchtend violetten Pflaumen, purpurnen Tomaten und allerhand anderer gesunder Leckereien aus der Region und aus aller Herren Länder. Doch dafür hat in dem kleinen Familienbetrieb bis „Johanni“ niemand einen Sinn. Denn von Anfang April bis zum 24. Juni dreht sich bei den Hauks alles um das delikate Liliengewächs, für das die badischen und pfälzischen Anbaugebiete der Kurpfalz zurecht seit langem berühmt sind: den Spargel.
„Natürlich bieten auch die anderen Stände hochwertigen Spargel an. Unsere Familie kümmert sich bereits in der dritten Generation während der Saison ausschließlich um Spargel. Danach bieten wir wieder Gemüse und Obst, vor allem Äpfel und Birnen von der Bergstraße, an“, erzählt der Händler. Ralph Hauk bezieht die weißen und grünen Stangen hauptsächlich aus Baden, ein kleiner Teil stammt aus der französischen Camargue: „Auf unseren sandigen Böden fühlt sich der Spargel einfach wohl. Aus Bürstadt, Reilingen, Hockenheim und Neulußheim kommen besonders gute Exemplare. Den grünen Spargel bekomme ich von Erzeugern aus der Griesheimer Gegend.“ Der grüne Spargel, in Frankreich und Italien seit
langem ein fester Bestandteil der kulinarischen Kultur, fristete in Deutschland lange ein bedauernswertes Mauerblümchendasein. Doch das hat sich gründlich geändert. „Die Deutschen sind experimentierfreudiger geworden  grüner Spargel ist mittlerweile richtig „in“. Ich brauche seit einigen Jahren immer mehr als im Vorjahr“, freut sich Ralph Hauk.
Die Arbeit während der Spargelsaison ist kräftezehrend. Bereits am Vorabend müssen sich die Händler das begehrte Gemüse auf Auktionen im Großmarkt ersteigern. Dann bleiben wenige Stunden Schlaf, bevor um 0.30 Uhr der Wecker klingelt. Schon um 6 Uhr kommen die ersten Kunden. Auch an den Hauks gehen diese Wochen nicht spurlos vorbei: „Diesen Schlauch kann man dreimal die Woche nur durchstehen, weil das Ganze ein Saisongeschäft ist. Und außerdem: Geld ist schließlich nicht alles …“.

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