Kurpfalz Regional Archiv

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Während der Eroberung Helm ab zum Gebet

08.04.10 (Hockenheim)

Ostergottesdienst kurz vor Kriegsende in Hockenheim / Georgskirche wird besetzt / Ein Osterwunder
Ein ungewöhnliches und bisher fast nicht bekanntes Kriegsende erlebten rund 20 Katholiken in der Georgskirche. Nachdem Kaplan Franz-Xaver Schmider und der 15-jährige Bernhard Fuchs im Morgengrauen des Ostersonntags die weißen Fahnen der Kapitulation am von zahlreichen Einschüssen beschädigten Kirchturm aufgehängt hatten, herrschte eine gespenstische Ruhe in Hockenheim. Gegen 9.30 Uhr rief Stadtpfarrer Josef Englert den in der gegenüber liegenden „Fortuna“ wohnenden zwölfjährigen Bruno Benz zum Ministrantendienst. In der Sakristei legte der populäre Geistliche sein schönstes Messgewand an, der Junge holte sich das beste Ministrantengewand aus dem Schrank. Die im Pfarrhauskeller Schutz Suchenden und ein paar weitere Hockenheimer aus der Nachbarschaft waren inzwischen in das Gotteshaus gekommen. Der Schutt des Granatenbeschusses lag noch vor dem Hochaltar, die Wand beim Taufbecken beschädigt. Am Marienaltar zelebrierte Pfarrer Englert zusammen mit dem jungen Bruno den österlichen Festgottesdienst als gegen 10.30 Uhr ein Dröhnen zu hören war und die ganze Georgskirche zu vibrieren begann. Die Amerikaner rückten in die Stadt ein, unzählige Panzer fuhren die Hauptstraße hoch.
Da damals noch mit dem Rücken zu den Gottesdienstbesuchern die heilige Messe gefeiert wurde, drehte sich Bruno Benz immer wieder um und sah plötzlich, wie zehn bis 15 GIs mit dem Gewehr im Anschlag die Kirche betraten und sich langsam durch die Gänge in Richtung Marienaltar bewegten. Angstvoll verfolgten die wenigen Gottesdienstbesucher das Tun der Soldaten, als plötzlich das Unerwartete geschah: Sie legten die Waffen beiseite, nahmen ihre Helme ab und knieten sich vor dem Altar nieder. Erst als der Ostergottesdienst zu Ende ging, folgte ein Offizier dem Stadtpfarrer in die Sakristei, um ihn dort zu befragen. Dekan Englert und Bruno Benz bekamen wenig später sogar einen Passierschein ausgestellt, um rund um die Uhr Kranken und Sterbenden in der Stadt die Sakramente spenden zu können. Ähnlich respektvoll wurde auch Kaplan Franz-Xaver Schmider behandelt, der zur gleichen Zeit mit den Nonnen und weiteren Gläubigen im Schwesternheim St. Elisabeth in der Hirschstraße einen Gottesdienst gefeiert hatte.

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