Kurpfalz Regional Archiv

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Mit der Ludwigsbahn fing alles an

18.01.96 (Straßen, Fähren & Verkehr)

Als im April 1845 der Ingenieur Paul Denis die Bauarbeiten für
die „Pfälzische Ludwigsbahn“ von Bexbach zur Rheinschanze (beim
heutigen Ludwigshafen) in Angriff nahm, begann auch für das
linksrheinische Bayern die Erschließung durch die Eisenbahn. Das
Industriezeitalter begann. Denis, gebürtiger Franzose und bei
Baubeginn beurlaubter Baurat der pfälzischen Kreisregierung zu
Speyer, hatte schon für die Fertigstellung der ersten deutschen
Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Fürth im Jahre 1835 Sorge
getragen. Jetzt wollte er seine zweite Heimat, die Pfalz, mit
Bahnlinien erschließen.

Die bereits 1838 gegründete Pfälzische Ludwigsbahn hatte für den
Bau der Bahnlinie vom Rhein zu den Kohlegruben in Bexbach vom
bayerischen Staat auf 25 Jahre eine vierprozentige Zinsgarantie
erhalten. Ansonsten hatte sich der Staat beim Eisenbahnbau in der
Grenzprovinz jenseits des Rheines nicht engagiert. Als am 11.
Juni 1847 die erste pfälzische Bahn ihren Betrieb aufnahm, nahm
die neue Gesellschaft vorübergehend ihren Sitz in Speyer und
verlegte ihn bei Fertigstellung der ganzen Linie 1849 ins junge
Ludwigshafen. Der „Pfälzischen Ludwigsbahn Gesellschaft“ folgte
die Gründung weiterer Bahngesellschaften.

Für die am 26. November 1855 fertiggestellte Bahnlinie von
Neustadt ins elsässische Weißenburg wurde die „Pfälzische
Maximiliansbahn“ gegründet, für die Linie von Neustadt nach
Dürkheim eine Bahngesellschaft gleichen Namens. Der Bau der Bahn
durch das westpfälzische Alsenztal ins preußische Bad Münster
wurde von der „Nordbahngesellschaft“ geplant, die sich 1869 mit
den anderen in der Pfalz tätigen Eisenbahnen zur „Pfälzischen
Eisenbahn“ zusammenschloß.

Im Jahre 1881 bedienten die als eine der besten deutschen
Eisenbahngesellschaften geltenden „Pfälzischen Eisenbahnen“ 632
Kilometer Bahnstrecke im Personen und Güterverkehr. Bahndirektor
war zu diesem Zeitpunkt Albert von Jäger, der bereits unter Paul
von Denis als Stellvertreter tätig war. Auf ihn folgte Jacob von
Lavale, der auch Chef der Pfälzischen Eisenbahn war, als im Jahre
1908 diese auf den bayerischen Staat übergingen. Insgesamt 907
Kilometer Bahnlinien waren zu diesem Zeitpunkt in der Pfalz in
Betrieb. Betriebsorganisation, Fahrplan und die Abstimmung mit
benachbarten Bahngesellschaften waren die Aufgabe der privaten
Bahngesellschaft, die das Wirtschaftsergebnis als wesentliche
Meßlatte ihrer Entscheidungen hatte.

Nach dem Fusionsgesetz vom 1. Januar 1905 konnte der bayerische
Staat das Besitztum der drei pfälzischen Eisenbahnen gegen
Erstattung der Baukosten erwerben. Die Verhandlungen über das
Ablöseangebot für die Aktionäre zog sich über viele Jahre hin,
bis dann zum 1. Januar 1909 die Pfälzischen Bahnen gegen eine
Erstattung von rund 300 Millionen Mark an den Staat übergingen.

Mit dem Staatsvertrag vom 1. April 1920 wurden die bisherigen
Ländereisenbahnen in der Reichsbahngesellschaft zusammengefaßt,
die in Reichsverwaltung geführt wurde. Aufgrund des
Ermächtigungsgesetzes vom 8. Dezember 1923 wurde die Reichsbahn
als wirtschaftliches Sondervermögen des Reiches geschaffen, wobei
jedoch erst im Sommer 1924 die Umwandlung in ein autonomes
Unternehmen erfolgte. In den ersten Jahren gelang es noch,
Betriebsüberschüsse zu erwirtschaften, doch bald machte der
aufkommende Lastwagenverkehr der Bahn im Güterverkehr schwer zu
schaffen. Organisatorisch war die Bahn formell bis 1937
selbständig, doch im Rahmen der Einführung des Führerprinzips
übernahm der Reichsverkehrsminister die Funktion des
Generaldirektors.

Die Niederlage im Zweiten Weltkrieg wurde auch für die
Eisenbahnen zum Neubeginn, nachdem die ehemalige Deutsche
Reichsbahn in den Besatzungszonen in vier selbständige Teile
zerfallen war. Die deutschen Eisenbahnen in der französischen
Besatzungszone blieben bis 1947 ohne deutsche Spitze, als durch
Staatsvertrag der Länder Baden, RheinlandPfalz und
WürttembergHohenzollern die Betriebsvereinigung der
Südwestdeutschen Eisenbahnen gegründet wurde, deren
Generaldirektion ihren Sitz in Speyer hatte. Als dann zum 31.
Dezember 1951 die Deutsche Bundesbahn gegründet wurde, bedeutete
dies auch das Ende der pfälzischen Eisenbahngeschichte.

Quelle: Die Rheinpfalz, Werner Schreiner, 18.1.1996

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