Die leeren Weinfässer von Assenheim

Das Dorf Assenheim ist als fränkische Gründung im Jahr 777 im
Lorscher Kodex erwähnt. Es gehörte zunächst dem
Benediktinerkloster Weißenburg und stand dann jahrhundertelang
unter der Lehensherrschaft der Grafen von Leiningen. Entlang der
Dorfstraße entwickelte sich Assenheim zu einem typischen
Straßendorf mit Kirche und Rathaus im Zentrum. Östliches
Bebauungsende war der bereits um 1392 erwähnte Limburger
Klosterhof.

Seit der Angliederung der linksrheinischen Gebiete an Frankreich
im Jahre 1797 gehörte Assenheim zum Kanton Mutterstadt im
Arrondisement Speyer des Departement Tonere (Donnersberg) und
später zum Bezirksamt Ludwigshafen im „Bayerischen Rheinkreis“.

Früher gab es wegen mangelnder chemischer Mittel gegen Schädlinge
viel mehr Mißernten und Krankheiten in den Weinbergen als heute.
Eine solche Mißernte traf im Jahre 1529 auch die Gemeinde
Assenheim. Die Fässer in den Kellern blieben leer, im Wirtshaus
gab es keinen Schluck des edlen Rebensaftes mehr und
Niedergeschlagenheit lastete auf den Gemütern der Assenheimer, da
die Arbeit eines ganzen Jahres jetzt nun ohne Lohn blieb.

Es war Weihnachten geworden und die Assenheimer stapften durch
den tiefen Schnee zur Christmette. Zuvor aber hatten sie nicht
vergessen, im Garten die Obstbäume zu wecken, denn diese durften
die Christmette nicht verschlafen, sonst trugen sie im nächsten
Jahr keine Früchte. So jedenfalls wollte es der Brauch seit
altersher.

Nach der Christmette, als die Assenheimer Wirtsfamilie gerade zu
Bett gehen wollte, klopfte es am großen Hoftor. Eine schlanke,
großgewachsene Frau, das Gesicht mit einem Schleier verhüllt, bat
darum, sich aufwärmen zu dürfen. Sie nahm am Tisch Platz und ließ
sich den ihr angebotenen Hirsebrei schmecken. Sie komme vom
Gebirge, meinte sie, und ihr Ziel sei nicht mehr weit.

Die freundlichen und hilfsbereiten Wirtsleute wollten ihr einen
Umhang und eine Laterne holen, aber als sie in die Stube
zurückkehrten, war die Frau gegangen, ohne im frischen Schnee
eine Spur hinterlassen zu haben. Auf dem Tisch lagen
wunderschöne, rote Blüten, die herrlich nach Wein dufteten. Der
Wirt nahm eine solche Blüte, rieb an deren Unterfläche, und der
Weinduft verbreitete sich schnell in der ganzen Wirtsstube. „Das
sind Weinrosen“, sagte der Wirt feierlich, „wenn sie in der
Christnacht blühen, gibt es im nächsten Jahr eine gute Ernte.“

So geschah es dann auch. Die Fässer des Wirtes reichten kaum aus,
um den Segen des folgenden Jahres zu fassen. Man erinnerte sich
an die Frau im Schleier, aber niemand wußte etwas von ihr und sie
wurde auch nie wieder in Assenheim gesehen.

Aus: Die Rheinpfalz, Rudolf Köstlmaier, 30.1.1996

Die versunkenen Glocken von Wersau

Um die ehemalige Burg Wersau in Reilingen ranken sich
viele Geschichten und Ereignisse. Während die meisten
historisch belegbar sind, gehört die seit Generationen
überlieferte Geschichte von den „versunkenen
Schloßglocken“ in die Welt der Sagen und Märchen. Wenn man
die Erzählung aber genau nimmt, hätte sie durchaus so
passieren können …

Dem Schenken von Wersau, adeliger Gefolgsmann der
Pfalzgrafen und Herr über Reilingen und Hockenheim, war
nicht jeder Freier für seine schöne Tochter Edelgard
recht. Und so verschwieg sie ihrem Vater, daß sie
Heinrich, den Sohn des Reilinger Hufschmiedes,
liebgewonnen hatte. Dieser hatte in Heidelberg den Beruf
des Schmieds und Glockengießers erlernt und war nun wieder
nach Hause gekommen, um in der Schmiede des Vaters zu
arbeiten. Da der junge Bursche öfters als für ihn gut war
nach Wersau kam, wurde ihm schließlich der Zutritt zur
Burg verboten. Der Schenk aber gab seine Tochter zur
Erziehung in das Magdalenenkloster nach Speyer.

Für Heinrich war kein Weg zu weit oder der sie trennende
Rhein zu breit. So oft er konnte, half er dem Lußheimer
Fährenmeister bei der Arbeit, um als Lohn eine freie
Überfahrt zu bekommen. Die beiden Liebenden trafen sich
von da an, von den Speyerer Nonnen geduldet, im
Klostergarten. Als der mißtrauische Vater der Tochter den
beiden auf die Schliche kam und überraschend im Garten
auftauchte, konnten die Nonnen gerade noch verhindern, daß
der junge Hufschmied entdeckt wurde.
Der Ritter deutete auf einen wilden Obstbaum und sprach
spöttisch zu Edelgard: „Ich will Dir gern den Burschen zum
Manne geben, wenn dieser Busch Edelobst trägt“.

Das Jahr ging ins Land, dem Frühling und Sommer folgte
wieder ein Herbst. Und siehe, da trug der kleine Baum
herrliche Birnen von der besten Sorte. Der Schenk von
Wersau konnte nun nicht mehr zurück, denn er wollte vor
den Nonnen, die vor Jahresfrist sein Versprechen gehört
hatten, nicht als Lügner dastehen. So stimmte er
schließlich der Hochzeit von Edelgard und Heinrich zu.

Viele Jahre zogen ins Land, Kriege brachten Tod und
Verwüstung. Auch die Burg Wersau wurde zerstört und nicht
mehr aufgebaut. Längst lebten dort nicht mehr die Schenken
von Wersau, sondern ein kurfürstlicher Müller sorgte
dafür, daß die Vorratskammern in der Schwetzinger
Sommerresidenz mit Mehl stets gut gefüllt waren. Die
Burgruine bot ein trauriges Bild und immer wieder nutzte
man sie als Steinbruch.

Nur der alte Friedrich, der im nahen Reilingen eine
Schmiede betrieb, machte allabendlich seinen Gang hinaus
zum zerfallenen Gemäuer. Der Alte wußte, daß die Glocken,
die dereinst sein Vorfahre Heinrich als Dank für seine
gesunden Kinder für den Turm von Wersau gegossenen hatte,
im Burgbrunnen versenkt lagen.

Eines Abends aber erschrak er fürchterlich, denn er hörte
die Glocken aus der Tiefe heraufklingen. Schöner, wie er
vorher nie ein Glockengeläut vernommen hatte. Verzaubert
lauschte der dem hellen Klang und ging erst wieder nach
Hause, als das Geläut verklungen war. Keiner im Dorf
wollte ihm die Geschichte glauben, die er da erzählte.

Erst am anderen Tag, als ein Kurier die Nachricht vom
brennenden Speyer brachte, wußte Friedrich und das ganze
Dorf, was das Geläut der Glocken bedeutet hatte: Ein
letzter Gruß für eine sterbende Stadt. Und tatsächlich,
immer wenn große Brände oder Kriegseinwirkungen die Gegend
heimsuchten, erinnerten sie so an das eigene Schicksal und
man vernahm das Läuten der Glocken aus den Tiefen des
Brunnens.

Längst ist von der Burg Wersau nichts mehr zu sehen und
auch die Schmiede und Glockengießerei gibt es nicht mehr
in Reilingen. Im Keller des über der Ruine erbauten Hauses
aber ist noch heute ein schmaler Spalt unter Bodenplatten
zu finden, der den Blick freigibt auf ein altes
Brunnengewölbe. An einem Dienstag im September 1991, es
war gerade zur nachmittäglichen Kaffeestunde, tönte
plötzlich der Klang von Glocken durchs Haus. Keiner konnte
sich dieses Phänomen erklären.

Nur die versunkenen Glocken von Wersau kannten den Grund
ihres Läutens: Es war der 17. September und im Dorf
brannte die Mannherz-Halle . . . (og)

Ein ganz besonderes Spiel

Die Wochen im Dezember waren für mich auch in der schweren Zeit des letzten Krieges voller unbeschwerter Vorfreude und geprägt von erwartungsvollem Erleben. Großmutter und die zwei Großtanten, die in der Nachbarschaft wohnten und beinahe ständig bei uns waren, packten Pakete und schrieben Briefe, eilig tunkten ihre Schreibfedern wieder und wieder ins Tintenfass, kratzten über weiße Bögen und farbige Karten. Weiterlesen

Die Schmuggler von Lußheim

Altlußheim am 9. August des Jahres 1822: Im Auwald zwischen Altlußheim und Ketsch trifft gegen fünf Uhr morgens die entlang des Rheins eingesetzte Badische Zollschutzwache auf eine große Gruppe von Personen, darunter auch zahlreiche Einwohner Altlußheims, die illegal über die (Rhein) Grenze gebrachte Waren mit sich führen. Der Versuch der in Rheinhausen stationierten Zollschutzwache, nach dem Gesetze einzuschreiten, scheitert, da sich die Menge der Verhaftung widersetzte. Weiterlesen

Das Speierer Armbrustschießen von 1529

Bereits im 16. Jahrhundert ging es in Speyer um die Brezel.
Anläßlich des dritten Brezelfestes faßte Emil Heuser 1913
Berichte über das Armbrustschießen aus dem Jahre 1529 zusammen:

Im Vorfrühling 1529 hatten die Bäcker der Freien Reichsstadt
Speier alle Hände voll zu tun, namentlich die Brezelbäcker; denn
viel fremdes Volk weilte in Speier, und es war noch Fastenzeit.
Ein Reichstag wurde wieder einmal in Speiers Mauern gehalten, und
Fürsten aus allen Gauen Deutschlands, weltliche und geistliche,
mußten sich deshalb in Speier einfinden.

Als einer der ersten war der hohe Fürst, der bei der Tagung den
Vorsitz zu führen hatte, in die Stadt eingeritten. Es war der
Bruder des Kaisers, König Ferdinand von Ungarn und Böhmen. Der
Kaiser  es war Karl V.  weilte meist in seinem Kronlande
Spanien oder in Italien und konnte sich um Deutschland nicht viel
kümmern. Er hatte darum die Regierungsgeschäfte für Deutschland
einem besonderen Statthalter übertragen, dem Pfalzgrafen
Friedrich (dem späteren Kurfürsten Friedrich II. von der Pfalz).

Dieser junge Wittelsbacher war ein Freund der Jagd und daher auch
der edlen Schießkunst. Die Anwesenheit der vielen Fremden von
Rang und Würde gab es ihm ein, zum Schluß des Reichstags ein
großes Armbrustschießen zu veranstalten und dazu die deutschen
Schützen einzuladen. Weit über 200 Schützen stellten sich in
Speier ein und natürlich taten auch die schießfreudigen Speierer
mit. Das Beste des Schießens stellte ein lebender Ochse dar, der
mit einer Decke von Tuch behängt war und einen Wert von 32 fl
hatte. Im übrigen waren Geldpreise ausgesetzt.

Das Armbrustschießen verlief in fröhlicher Weise. Leute zum
Zuschauen drängten sich beständig auf dem Schießplatz, und die
Brezelverkäufer machten gute Geschäfte. Das Volk weidete sich
daran, wie die hohen Herren mit den gemeinen Schützen aus dem
Bürgerstand um die Preise rangen. So oft die Scheibe gefehlt
ward, so oft kam der Pritschenmeister hervor und ahndete den
Fehlschuß, genannt Pritschenschuß, durch einen sanften Schlag mit
seiner Pritsche. Zugleich heischte er zwei Brezeln als Buße 
oder an deren Stelle zwei Kreutzer.

Als das Schießen beendigt und die Preise verteilt waren, wurde
noch ein Nachschießen für die Durchgefallenen angesagt. Als auch
das Nachschießen vorüber war, ereignete sich etwas Besonderes.
Ein wohlhabender, aber als geizig bekannter Bewohner der
Judengasse namens David stand in der vordersten Reihe der
Zuschauer. Ihm näherte sich der Pritschenmeister, den der
Pfalzgraf eigens für das Schießen hatte von Heidelberg kommen
lassen. Der betuchte David war unter allen in der Menge dazu
ausersehen, dem Pritschenmeister einen Tribut zu zahlen. Daß er
dazu nicht gutwillig bereit sein werde, wußten die Schützen im
voraus, und auch der Pritschenmeister war darauf vorbereitet.

Der Pritschenmeister bot dem Auserwählten zunächst sein
selbstverfaßtes Pritschenlied an und begehrte dafür einen Gulden.
Doch dem profitlichen Handelsmann war sein Gulden lieber, er
lehnte ab. Nun begann der Pritschenmeister das Gedicht laut
vorzutragen. Weiter als „… wer abkommen wäre mit
Pritschenschuß, hat baß mit zwo Brezeln zu zahlen die Buß!“ kam
er jedoch nicht. Wie der Handelsmann von den Brezeln hörte,
hoffte er auf gute Art davon zu kommen. Er unterbrach den
Pritschenmeister und rief nach dem Brezeljörg, um sich mit ein
paar Brezeln abzufinden. Doch die Brezelbuße galt nur für die
schlechten Schützen, nicht für das Opfer des derben Scherzes. Die
Schatzung ging höher als ein ganzer Korb voll Brezeln wert war.

Von zwei Gehilfen des Pritschenmeisters wurde der Mann
urplötzlich ergriffen und zum Schießberg geführt. Dort sprach man
ihm das Urteil, das lautete, daß er als Ziel dienen oder sich mit
zehn Gulden loskaufen müsse. Einige Schützen stellten sich nun im
Schießabstand vor der lebenden Scheibe auf, taten als wenn sie
die Armbrust schußfertig machten. Dann legte einer der Schützen
den Bolzen auf die Stechel und schlug an. Im nächsten Augenblick
schon war das Opfer des Scherzes nachgiebig geworden.

Der Mann versprach zu zahlen, jedoch nur so viel, als Pfalzgraf
Friedrich bestimmen werde. Lachend kam darauf der Pfalzgraf
herbei und bestimmte als Buße einen Gulden. Den zahlte der
Handelsmann mit saurer Miene dem Prischenmeister. Dieser
überreichte ihm dafür das Flugblatt mit dem Gedicht.

Nach dem Feste taten sich Speierer Bürger, die am
Armbrustschießen beteiligt gewesen waren, zusammen und gründeten
eine Schützengesellschaft, die nämliche, die noch heute besteht
und sich vor kurzem eine neue Schießstätte bei der Waldeslust
geschaffen hat.“

Quelle: unbekannt

Die Bauersfrau mit den vornehmen Manieren

Sie waren zwar verlobt, aber sie heirateten nie: die hübsche Frankfurter Bankierstochter Anna Elisabeth Schönemann und der angehende Dichter Johann Wolfgang von Goethe. Als sich 1775 die beiden Familien gegen eine Heirat aussprachen, hatten die beiden Liebenden nicht mehr die Kraft, gegen diese Meinung zu heiraten. Goethe siedelte im November nach Weimar über, auch Lili Schönemanns zweite Verlobung mit dem Straßburger Harry Bernard scheiterte. Weiterlesen