Gemeinde Reilingen muss rund 3,6  Millionen Euro in das desolate Kanalnetz investieren / Gemeinderat  stimmt erstem Bauabschnitt zu / Arbeiten in offener und geschlossener  Bauweise
Die Gemeinde Reilingen wird in den  kommenden Jahren rund 3,6 Millionen Euro in Baumaßnahmen investieren,  die wohl die wenigstens Bürger der Spargelgemeinde auch wirklich zu  Gesicht bekommen werden. Der gewaltige Betrag wird nämlich im wahrsten  Sinne des Wortes vergraben, um das marode und in die Jahre gekommene  kommunale Kanalnetz zu sanieren. Eine Kanalzustandsbewertung durch ein  Spezialunternehmen hatte Ende vergangenen Jahres ergeben, dass nur noch  33 Prozent des rund 35 Kilometer langen Abwassernetzes mängelfrei sei.  Die restlichen Zweidrittel würden ein breites Spektrum verschiedener  Schäden aufweisen. „Die Schadenbilder erstrecken sich von  Axialverschiebungen über Rohrdeformationen, schadhafte Seitenanschlüsse  bis hin zu Rohrbrüchen“, so Simon Schuster vom zuständigen Ingenieurbüro  Willaredt aus Sinsheim am Montagabend während der öffentlichen  Gemeinderatssitzung im gut besuchten Bürgersaal des Reilinger Rathauses.  Den größten Anteil der Schäden im Kanalnetz würden aber die schadhaften  Seitenanschlüsse zu Häusern und Sinkkästen einnehmen. „Die Sünden  vergangener Jahre kommen jetzt ans Tageslicht!“ Das Fazit des Experten  war ernüchternd: Rund 30 Prozent der Schäden müssen unverzüglich,  zumindest aber kurzfristig beseitigt werden. Wie dabei vorzugehen ist,  erläuterten die Diplom-Ingenieure Simon Schuster und Christoph Heinichen  dem Gemeinderat. In einem ersten Sanierungsabschnitt werden zunächst  alle Schäden beseitigt, die der Zustandsklasse 0 (unverzüglich)  zugeordnet wurden, sowie die dringlichsten Schäden der Zustandsklasse 1  (kurzfristig). Simon Schuster machte dabei deutlich, dass die Arbeiten  sowohl in geschlossener als auch offener Bauweise durchgeführt werden  sollen. So werden in geschlossener Bauweise die Abwasserleitungen  mittels eines Roboterverfahrens repariert, die Kanäle mit einem  Injektionsverfahren abgedichtet. Denkbar sei aber auch, so Christoph  Heinichen, die Schäden durch das Einziehen eines „Inliners“ zu beheben.  In offener Bauweise würden durch Punktaufgrabungen vor allem die  beschädigten Kanalhaltungen erneuert, oder in längeren Bereichen der  Austausch ganzer Kanalabschnitte vorgenommen.
Der Austausch von  Kanälen ist vor allem im Kreuzungsbereich Beethoven- und Wilhelmstraße  erforderlich. Des Weiteren werden einzelne Kanalhaltungen in der  Kirchenstraße, der Hauptstraße, der Hockenheimer Straße und der  Lußheimer Straße erneuert. Und das Beheben von Schäden mit Hilfe einer  Punktaufgrabung ist nahezu im gesamten Ortsgebiet, besonders aber in der  Parkstraße, der Schillerstraße und in der Alten Friedhofstraße.
Für  die Finanzierung des ersten Sanierungsabschnitts werden im Vermögensplan  des Eigenbetriebs Abwasserbeseitigung, so Bürgermeister Walter Klein,  zunächst 1,4 Millionen Euro bereitgestellt. „Insgesamt belaufen sich die  Kosten für die vorgeschlagenen Maßnahmen des Sanierungsabschnittes auf  1,24 Millionen Euro zuzüglich des Ingenieurhonorars und weiterer  Nebenkosten.“ Davon entfallen 350000 Euro auf die geschlossene, sowie  890000 Euro auf die offene Bauweise. Die Bauarbeiten sollen von Mai bis  Dezember dauern und teilweise zu Sperrungen von Ortsstraßen führen.
Bürgermeister  Klein hatte bereits zuvor deutlich gemacht, dass die Baumaßnahmen nur  über entsprechende Kreditaufnahmen zu finanzieren seien. Dies habe  wiederum Auswirkungen auf die Abwassergebühren: „Ein deutlicher Anstieg  ist zu erwarten!“
