Die Reilinger Hopf GmbH fertig den neuen Umhang des Hockenheimer und Speyerer Nachtwächters nach historischem Schnittmuster
Seit  über zwei Jahren ist der regionale Heimatforscher Otmar A. Geiger in  der historischen Figur des Churfürstlich Privilegierten Burg- und  Nachtwächter zu Wersawe vor allem in Hockenaw (Hockenheim) und zu  Reutling (Reilingen) unterwegs. In dieser Zeit nahm das Interesse an den  Ausflügen in die Zeit vor 250 Jahren ständig zu. Allein in den letzten  zehn Wochen hatten sich 17 Gruppen von bis zu 30 Personen gemeldet. Überaus positiv, so Geiger im Gespräch mit unserer Zeitung, auch die  Entwicklung bei den Rundgängen als Alt-Speyerer Nachtwächter. Die  bisherigen öffentlichen Führungen waren stets gut besucht, die Nachfrage  von Gruppen und Firmen nimmt immer weiter zu. „Wenn eine Gruppe mit dem  Rundgang zufrieden war, spricht sich dies herum“, sieht er sein Konzept  der Begegnung mit der Heimatgeschichte bestätigt.
Sorge bereitete  dem studierten Wirtschaftshistoriker in den letzten Wochen aber die  passende Kostümierung als Nachtwächter der einstmals Freien Reichsstadt  Speyer. Nach den intensiven Archiv-Rechercheren wusste er zwar, wie sich  seine „Kollegen“ früher kleideten, aber die passenden Utensilien zu  finden, war dann doch nicht so ganz einfach. „Bei meiner Statur auch  nicht verwunderlich“, schmunzelt Geiger, der im Internet zwar immer  wieder auf Anbieter historischer Kleidung stieß, die dann aber so gut  wie nie in seiner Größe zu bekommen war. „Und was Historienschneider für  ihre Produkte verlangen, ist fast unbezahlbar“, erinnert sich der  Freizeit-Nachtwächter, der die Erlöse und Spenden für seine Rundgänge  immer dem Projekt Kindernotarztwagen Speyer-Hockenheim oder für die  Schüler- und Jugendarbeit der Geschichtswerkstatt Hockenheim &  Umgebung zur Verfügung stellt. „Ich will mit meinen Rundgängen als  Nachtwächter nichts verdienen“, betont Otmar A. Geiger, dem es vor allem  darum geht, das Interesse an der Heimatgeschichte durch eine lebendige  Begegnung mit der Vergangenheit zu bereichern.
Um als Nachtwächter  von Speyer – und auch als churpfälzischer Straßencommissär für die  kommenden Rundgänge in Hockenheim – auch passend zur Zeit auftreten zu  können, musste letztendlich nur noch der wallende Umgang gefunden  werden. Geiger wollte schon kapitulieren als ihm der Zufall zu Hilfe  kam. Bei einem Gespräch mit seinem langjährigen Freund Dieter Hopf, der  in dritter Generation in Reilingen ein Familienunternehmen für  Pietätsartikel führt, wurde die Ähnlichkeit der Mäntel von  Friedhofsbediensteten und Nachtwächtern in der Zeit des Barock deutlich.  Eigentlich kein Wunder, erfüllten beide Berufsgruppen doch wichtige  Funktionen in den Städten und Dörfern – und griffen oft aus Sparsamkeit  auf die gleiche Dienstkleidung zurück. Und tatsächlich: ein Besuch in  der Näherei der Hopf GmbH überzeugte den Heimatforscher. „Da die  Bekleidung für Personal auf Friedhöfen, Kirchen und Kapellen sehr  traditionell ist, hat sich in den letzten 250 Jahren in Form und  Material nur wenig geändert.“
Für Dieter Hopf keine Frage, dem  Nachtwächter von Wersawe (Wersau) zu Reutling bei seinem Kleiderproblem  zu helfen. Für die Frauen in der Schneiderei wurden die Anproben zu  einem abwechslungsreichen Erlebnis in ihrem Berufsalltag. Vor allem als  die zierliche, aus Vietnam stammende und inzwischen seit vielen Jahren  bei der Hopf GmbH arbeitende Schneiderin Lan Phuong Braune bei diesem  für sie exotischen Kunden Maß nahm, war überall im Raum ein Kichern zu  hören.
Als jetzt Dieter Hopf den fertigen Umhang mit Pellerine und  ein paar anderen Extras dem Nachtwächter für seine Rundgänge  überreichte, war Otmar A. Geiger mehr als begeistert: „Dieser Umhang  entspricht nahezu dem Original, wie es auf alten Darstellungen zu sehen  war“, lobte der Heimatforscher die Arbeit der Hopf-Schneiderin, die für  die Sonderanfertigung eigens ein schweres Wolltuch mit verfilztem Gewebe  verwendete. Auch Dieter Hopf zeigte sich mit der Arbeit seiner  Mitarbeiterin sehr zufrieden. „Wenn jetzt der Nachtwächter in seinen  Kollegenkreises entsprechend Werbung macht, kann unserer Unternehmen  vielleicht einen neuen Kundenkreis gewinnen“, schmunzelte der Firmenchef  …
