Die Ritter ohne Burg

Für knapp vier Jahrhunderte gab es in der heutigen Pfalz ein
Rittergeschlecht, das als die „Ritter von Friesenheim“ in die
Geschichte der Kurpfalz einging. Die Wurzeln dieser Familie sind
im Worms des 12. Jahrhunderts zu finden, wo sie als Ratsherren
wichtige Posten in der bischöflichen Stadtherrschaft einnahmen.
Als Ministeriale gehörten sie zum Niederadel, der vor allem zu
dieser Zeit versuchte, dem Geburtsadel ebenbürtig zu werden.

Um 1200 übertrugen die Grafen von Lauffen, die ihren Sitz auf dem
Dilsberg am Neckar hatten, ihren linksrheinischen Besitz als
Lehen den Wormser Adeligen. Da diese noch keinen herrschaftlichen
Familiennamen hatten, nannten sie sich nach ihrem Lehensbesitz
„Ritter von Friesenheim“. Da sie im Ort selbst keinen Wohnsitz
hatten, blieben sie weiter Bürger von Worms. Die Stadt aber
mußten sie 1233 nach einem heftigen Streit zwischen Bischof und
Bürgerschaft mit diesem als dessen Gefolgsleute verlassen. Sie
verdingten sich als Burgsmannen des Bischofs von Speyer und
bewohnten die Kropsburg auf den Höhen der Haardt zwischen St.
Martin und Edenkoben.

Dieses „Asyl“ schien aber nur von kurzer Dauer gewesen zu sein,
denn bereits ein Teil der nächste Generation der „Ritter von
Friesenheim“ tauchte wieder in alten Wormser Urkunden auf, wo sie
ihre alten Stellungen in der städtischen Verwaltung wieder
eingenommen hatten. Der Frieden dauerte bis 1340: Erneut kam es
zu Auseinandersetzungen zwischen Bischof und Stadt. Die
Streitereien hatten zur Folge, daß Johannes von Friesenheim vom
Papst in den Bann gesetzt wurde. Der Familie blieb nichts anderes
übrig, als Worms wieder zu verlassen. Johannes, Ritter von
Friesenheim, trat in den Dienst des Kurfürsten von der Pfalz und
wurde zum Burgmann in Wachenheim bestellt.

Die einst in Worms ansässige Familie hatte sich so in den Jahren
auf drei Linien aufgeteilt, die in Worms, Wachenheim und auf der
Kropsburg wohnten. Nur noch die Wormser Linie nannte sich „von
Friesenheim“, die anderen hatten längst den Namen ihres neuen
Wohnortes angenommen.

Das Friesenheimer Lehen gehörte inzwischen der Kropsburger Linie
der Familie. Da sich diese intensiv um ihren südpfälzischen
Besitz kümmerte, verkaufte man um 1280 den für sie entfernt
gelegenen Besitz in Friesenheim, der so an die Grafen von Dürn
fiel. Diese hatten die Dilsberger Grafschaft geerbt. Den Besitz
in Friesenheim verkauften sie an König Rudolf von Habsburg
weiter, der ihn dann 1288 den Pfalzgrafen bei Rhein weitergab.

Das Geschlecht der „Ritter von Friesenheim“, die dort nie eine
Burg hatten oder residierten, starb 1532 mit dem Tod der letzten
Familienangehörigen, der Elsa von Wachenheim, aus.
Das Erbe einer Nonne

Lange Zeit bevor es die Stadt Ludwigshafen gab, gab es den
heutigen Stadtteil Friesenheim als selbständige Gemeinde. Das
Dorf scheint während der fränkischen Landnahme um 500 gegründet
worden zu sein, denn der Name der Siedlung deutet auf einen
fränkischen Sippenführer namens Friso hin, der in der Nähe des
Rheins einen Gutssitz, also das „Heim des Friso“ anlegte.

Zur gleichen Zeit kamen auch andere Adelsfamilien in die Region
und siedelten sich zusammen mit ihren Leibeigenen an. Aus einer
dieser Familien entstammte eine Nonne namens Hitta, die der
Siedlung zur ersten urkundlichen Erwähnung verhalf. Am 17. März
771 vermachte Hitta nämlich ihren gesamten Besitz, den sie von
ihrem Vater geerbt hatte, dem Kloster Lorsch.

Im Urkunden und Besitzbuch des Reichsklosters, dem „Codex
Laureshamensis“ ist die Schenkung wie folgt beschrieben: „Meine
Schenkungen befinden sich im Wormsgau und zwar in den Gemarkungen
Friesenheim, Mundenheim, Hemshof und in Karlbach. Ich übergebe
alles, was mir rechtlich aus der väterlichen Erbschaft
zugeflossen ist, nämlich Hofstätten, Felder, Wiesen, Weiden,
Wege, Wälder, Weinberge, Wohnhäuser und sieben Hörige …“

Die eigentliche Besitzgeschichte Friesenheims bleibt für
Jahrhunderte kompliziert, denn teilweise gehörten Güter dem
Kloster Lorsch, aber auch Besitzungen des elsässischen Klosters
Murbach, des Bistums Worms, der Salier und der Grafen von Lauffen
sind nachweisbar. Sicher ist nur, daß der Ort im 13. Jahrhundert
an die Pfalzgrafen fiel, als der linksrheinische
Herrschaftsbesitz vergrößert wurde. Bereits durch Kaiser
Friedrich Barbarossa hatten die Pfalzgrafen einen Teil des
salischen Erbes erhalten, darunter auch die Herrschaftsrechte und
Güter in Friesenheim. Überhaupt kam dem Dorf eine besondere
Bedeutung zu, denn es lag nahe am Rheinübergang, der besonders
gesichert war.

Pfalzgraf Ludwig II. übernahm 1288 den ehemaligen Lehnsbesitz der
Ritter von Friesenheim, zu dem 1291 auch noch die Gerichtsbarkeit
über das Dorf hinzu kam. Friesenheim gehört damit zum
eigentlichen Grundbesitz der Pfalzgrafen und späteren Kurfürsten
in der Pfalz, der auch kontinuierlich in deren Eigentum blieb.

Quelle: unbekannt

Das Jagdschloß Hirschbühl im Auwald

Die Rheinuferlandschaft des 16. Jahrhunderts ist mit dem
Rheinufer von heute nicht mehr zu vergleichen. Dichte Auenwälder
bildeten einen nahezu undurchdringlichen Grüngürtel. Lediglich zu
Jagdzwecken wurde der wildreiche Auwald genutzt. Vor allem die
Kurfürsten schätzten diese Gebiete ob der Artenvielfalt und der
damit verbundenen Jagderfolge.

In einer Flußschlinge nordöstlich des Dorfes Friesenheim (heute
ein Stadtteil von Ludwigshafen), die später durch die
Rheinbegradigung durchschnitten wurde, erbaute man 1556 das
Jagdschloß Hirschbühl. Von diesem Gebäudekomplex gibt es heute
nur noch eine skizzenhafte Darstellung auf einer Rheinkarte von
1580, denn das Schloß wurde 1622 während des Dreißigjährigen
Krieges zerstört und im 19. Jahrhundert führte das neue Rheinbett
über die Ruinen oder knapp daran vorbei. Die wenigen Überreste
wurden dann beim Bau der BASF endgültig abgetragen und aus dem
einst artenreichen Auwald wurde eine Industrielandschaft.

Erhalten aber ist eine ausführliche Inventarliste und
Beschreibung des Jagdschlosses Hirschbühl, so daß man sich noch
heute ein recht gutes Bild von der Anlage nahe des Rheines machen
kann. Das Hauptgebäude war dreistöckig errichtet worden und
erhielt weitere Neben und Wirtschaftsgebäude. In jedem Stockwerk
gab es sieben Räume, die Gemächer des kurfürstlichen
Herrscherpaares lagen im Mittelgeschoß. Die Räume der Angehörigen
und der persönlichen Diener konnten über einen langen Gang
erreicht werden.

Das Erdgeschoß war den Jäger und Fischern vorbehalten, aber auch
die Silberkammer war dort untergebracht. Darin wurde das
wertvolle Geschirr aufbewahrt, das von einem eigenen
„Silberknecht“ bewacht wurde. Im Obergeschoß waren die Diener und
die Jagdgesellschaft untergebracht. Dazu hatte man 15 Betten
aufgestellt. Die Einrichtung war einfach und wenig bequem. Von
Luxus keine Spur. Selbst im Zimmer des Kurfürsten gab es
lediglich einen Kachelofen, einen Tisch mit Bank und ein
Himmelbett als äußeres Zeichen seiner Würde. An den Wänden hingen
zehn Hirschgeweihe. Die Schloßküche war auf größere Gelage
vorbereitet, denn die Jagdbeute wurde zu dieser Zeit meist
gleich an Ort und Stelle verzehrt.

Für seine Jagdleidenschaft besonders bekannt war Pfalzgraf Johann
Casimir. Der „Jäger aus Kurpfalz“ war im Schloß Hirschbühl ein
häufiger Gast. Aus den Jahren 1582, 1585 bis 1589 sind seine
Schießregister noch erhalten. Der Pfalzgraf führte über seine
Jagden und die Jagdergebnisse genau Buch. So ist unter dem
Eintrag vom 11. September 1585 zu lesen, daß er an diesem Tag
sechs Hirsche erlegte: zwei in der Nähe des Jagdschlosses, vier
während einer anschließenden Treibjagd in der weiter nördlich
gelegenen Petersau.

Die Jagdsaison um das Schloß Hirschbühl war kurz und dauerte nur
von Ende August bis Mitte September. Aber diese knapp drei Wochen
nutzten die Jagdgesellschaften ausgiebigst. Immerhin galt der
Auwald als eines der besten Jagdreviere in der ganzen Kurpfalz.

Quelle: unbekannt

Wie ein Ortsteil seine Muttergemeinde „schluckte“

Nach den katastrophalen Kriegen des 17. Jahrhunderts mußten die
Dörfer der Kurpfalz völlig neu aufgebaut werden. Es waren vor
allem Einwanderer aus Frankreich, Österreich und der Schweiz, die
die Städte und Dörfer neu besiedelten. Auch die Orte Friesenheim,
Mundenheim oder Hemshof wurden so wieder mit Leben ausgefüllt.
Auf Friesenheimer und Mundenheimer Gemarkung war zudem ein neuer
Ortsteil entstanden  Ludwigshafen. Erst 1853 selbständig
geworden, schickte sich die junge Gemeinde mit ihre
wirtschaftlich bedeutsamen Lage am Rhein an, sich zu einer Stadt
zu entwickeln.

Grund dafür war vor allem die 1865 gegründete BASF. An der
Gemarkungsgrenze nach Friesenheim hin gelegen, entwickelte sich
die kaum bewohnte Gegend in der Rheinniederung zu einer
qualmenden Industriestadt. Immer mehr Landbewohner aus der ganzen
Pfalz kamen zur Arbeit in das Chemieunternehmen und siedelten in
Ludwigshafen an. Die umliegenden Orten wurden so zu
Arbeitervororte, die landwirtschaftlichkleingewerbliche Struktur
wurde von einer städtischindustriellen Lebensform abgelöst.

Ludwigshafen stieß immer mehr an seine räumlichen Grenzen, der
schnelle Wachstum wurde von den engen Gemarkungsgrenzen gebremst.
Da sich die BASF nur nach Norden hin erweitern konnte, bestand
für Ludwigshafen die Gefahr der Abwanderung des
Chemieunternehmens. Um den Verlust der Gewerbesteuer zu
vermeiden, gab es für die Stadtväter nur eine Lösung: Das
Stadtgebiet mußte erweitert werden.

Ehe sich man in Ludwigshafen aber für den Schritt der
Eingemeindung umliegender Gemeinden entschließen konnte,
verlangte Friesenheim eine „Vereinigung“ beider Kommunen. Nur so
könne man, so die Friesenheimer, die die durch die Zuzüge
entstandenen infrastrukturellen Probleme lösen. Da Ludwigshafen
wegen der komplizierten administrativen Abwicklung und den
vertraglichen Zusicherungen an Friesenheim eine Entscheidung
immer wieder hinauszögerte, mußte die für die Pfalz zuständige
bayerische Staatsregierung entscheiden.

Am 1. Januar 1892 wurden die beiden Muttergemeinden Friesenheim
und Mundenheim in den vor nicht einmal 40 Jahren abgetrennten
Ortsteil Ludwigshafen eingemeindet.

Aus: unbekannt