200. Todestag von Kurfürst Carl Theodor / Mannheim und Schwetzingen von dem kurpfälzischen Regenten geprägt
Unübersehbare Spuren hinterlassen das kommende Jahr beschert der Kurpfalz einen ganz besonderen Denktag. Am 16. Februar 1999 jährt sich der Todestag von Kurfürst Carl Theodor zum 200. Mal. Wie kaum ein anderer hinterließ er seine Spuren in der Geschichte der Kurpfalz, bis er 1777 nach München umzog. Carl Theodor, am 11. Dezember 1724 geboren, entstammt der pfalzgräflichen Linie in Neuburg an der Donau, der Wittelsbacher Nebenlinie Pfalz-Neuburg-Sulzbach. Der Knabe, Sohn des späteren Herzogs Johann Christian Joseph von Pfalz-Sulzbach und von Maria Henriette Leopoldine, Tochter des Franz Egon de la Tour, Marquis zu Bergen op Zoom und Prinzen von Auvergne, war erst vier Jahre, als er die Mutter verlor. So lebte er bei seiner Urgroßmutter in Drogenbush bei Brüssel. Das dortige Schloss und dessen Umgebung wurden für den späteren Kurfürsten die Heimat seiner Kindheit.
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Monat: November 1998
„Der Faule von der Pfalz"
Der Alte Fritz über Kurfürst Carl Theodor / Friedrich II. von Preußen neidete dem Kurpfälzer dessen kometenhaften Aufstieg
Carl Theodor, der pfälzische Kurfürst, überstrahlte sein Zeitalter wie kaum ein anderer. Er beeinflusste Kunst und Kultur, Politik und Wirtschaft in seinen Landen. Aber auch über die Grenzen seines gewaltigen Machtbereichs hinaus, nahm er als einer der Kurfürsten im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen, besondere Macht ein. Doch er führte nie einen Krieg. Und das macht ihm vielfach einen Platz im Geschichtsbuch streitig, das scheinbar nur die Fürsten würdigt, deren Untertanen auf dem Schlachtfeld starben. So entstand um den Kurfürsten des Goldenen Zeitalters in der Pfalz, um sein Leben und um seine Politik einiges an Mythen aufzukommen.
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Das Kastell von Altrip
Die verheerenden Einfälle der Germanen und der Fall des Limes zwangen die Römer zu einer neuen Art der Grenzverteidigung. Das alte Konzept mit der Konzentration der Legionen an den Grenzen konnte dem Druck der Barbaren auf das römische Reich nicht standhalten. Im 4. Jahrhundert übernahmen daher schnelle berittene Eingreiftruppen und starke Flottenverbände den Schutz der römischen Provinzen. Daneben sicherten neue Wehrbauten strategisch wichtige Punkte, im Hinterland wurden Wehrtürme und Höhenbefestigungen neu angelegt.
Das Kastell Altrip, unter Kaiser Valentinian errichtet, ist ein beeindruckendes Beispiel einer neuen Befestigungsanlage. Es kontrollierte gemeinsam mit verschiedenen kleineren Befestigungen und rechtsrheinischen Brückenköpfen den Zusammenfluss von Rhein und Neckar. Das Kastell war im Grundriss trapezförmig, die zum Rhein gelegene Seite der Befestigung hatte die stattliche Länge von 141 Metern. Im Erdgeschoss konnten durch Ausgrabungen 40 Räume nachgewiesen werden, neben Mannschaftsunterkünften gab es Verwaltungs und Vorratsräume sowie Speicher. Die Zimmer waren recht komfortabel ausgestattet, die Fußböden zum Teil mit Ziegelplatten belegt. Auch Fußbodenheizungen und Wandmalereien haben sich erhalten. Der Innenhof blieb frei von Bebauung, die Trinkwasserversorgung wurde durch Brunnen gesichert. In der Festungsanlage sind Steine mit Inschriften und bildlichen Darstellungen früherer Bauten verarbeitet.
Das Ende des Kastells kam zur Neujahrsnacht 406/407 nach Christus. Krieger der Sueben, Alanen und Vandalen setzten über den zugefrorenen Rhein bei Mainz und vernichteten den gesamten römischen Grenzschutz zwischen Bingen und Selz, bevor sie weiter nach Gallien vorstießen. Die Festung wurde aber auch nach der Zerstörung als Wohnraum benutzt. Im 5. Jahrhundert siedelten neben der einheimischen Bevölkerung nachweislich auch Germanen in Altrip. Ab dem 8./9. Jahrhundert wurden die Mauern jedoch abgetragen und die Steine für andere Bauwerke benutzt.
Ein ständiger Wechsel der Religionen
„Bevor wir abreisten, ließ uns der Magistrat sein Beileid
ausdrücken und dankte für den Unterricht, den wir der Jugend
erteilt hätten, und für die Unterweisung des Volkes in der
Predigt. … Bei den Protestanten sah man kein Zeichen von Freude
und Jubel, wohl aber des Bedauerns.“ So erlebten die Jesuiten
ihren Abschied 1649 von Heidelberg nachdem der Westfälische
Frieden zu Münster dem unheilvollen Dreißigjährigen Krieg
zwischen den Protestanten und Katholiken ein Ende gesetzt hatte.
Bereits 1622 hatte die katholische „Liga“ unter Tilly die
kurpfälzische Residenzstadt erobert. In dem Sieg über die
Kurpfälzer sahen Kaiser Ferdinand, die Spanier und Bayern ein
Zeichen Gottes zur Wiedereinführung der katholischen Religion an
Rhein und Neckar. Konsequenz wurde die Gegenreformation
vorangetrieben. Da Bevölkerung aber nur widerwillig der
religiösen Umerziehung folgte, mußten 1629 rigorose Maßnahmen
ergriffen werden: die Menschen wurden zum katholischen
Gottesdienstbesuch gezwungen.
Mit der Rekatholisierung wurden die Jesuiten betraut. Bereits
1624 hatten sie eine kleine Privatschule für zunächst 25 Kinder
eingerichtet. Bereits vier Jahre später hatte sich daraus ein
Vollgymnasium entwickelt. 1629 konnte auch der Lehrbetrieb der
Universität wieder in Betrieb genommen werden. Die Jesuiten
bekamen die theologische und philosophische Fakultät übertragen.
Trotzdem konnte der Lehrbetrieb nicht vollständig aufgebaut
werden, denn 1633 eroberten die Schweden die Kurpfalz mit
Heidelberg für die protestantische „Union“ zurück.
Nach der Rückeroberung durch bayerische Truppen setzten die
Jesuiten 1635 ihre Arbeit fort. Wegen der dauernden Kriegsunruhen
gelang es nicht mehr, den Universitätsbetrieb vollständig
aufzubauen. Lediglich das Gymnasium konnte bis 1640 wieder mit
den üblichen fünf Klassen aufgebaut werden. Im gleichen Jahr ging
an Maximilian von Bayern die Nachricht, daß sich „kaum der dritte
Theil realiter und im Herzen katholisch befindet“.
Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde die Pfalz 1649 dem
calvinistischen Pfalzgrafen Karl Ludwig wieder übergeben. Die
Jesuiten verließen wieder Heidelberg und ließen eine nicht
unbedeutende katholische Minderheit zurück. Ihre Gottesdienste
durften sie in Privatwohnungen feiern, auch der Besuch eines
öffentlichen Gottesdienstes in Handschuhsheim wurde erlaubt.
Dennoch nahm die Zahl der Katholiken ständig weiter ab.
Mit Kurfürst Karl II. (16801685) starb die reformierte Linie
PfalzSimmern aus. Dieser folgte die katholische Linie
PfalzNeuburg mit dem Kurfürsten Philipp Wilhelm (16851690).
Dieser rekatholisierte die Kurpfalz erneut, jedoch ohne Nachteile
für die Reformierten und Lutheraner. Der Herrscher rief 1686 die
Jesuiten nach Heidelberg zurück und erregte die Gemüter, als er
eine feierliche Fronleichnamsprozession genehmigte und daran
sogar noch selbst teilnahm. Der neue Landesherr war um religiösen
Ausgleich und Gewissensfreiheit bemüht, aber seine Gunst galt
klar den Katholiken.
Als 1693 die Kurpfalz und Heidelberg im Pfälzischen Erbfolgekrieg
von den Truppen Ludwig XIV. besetzt und zerstört wurden, mußten
die Jesuiten erneut aus der Residenzstadt fliehen. Erst nach dem
Frieden von Rijswijk konnten sie 1697 in die Stadt zurückkehren.
In den folgenden Jahren kamen immer mehr Katholiken zurück in die
Kurpfalz und siedelten so auch in Heidelberg. 1700 kamen der
kurpfälzische Hof und die Regierung wieder von Düsseldorf zurück
an den Neckar. Kurfürst Johann Wilhelm öffnete alle Kirchen in
der Pfalz zum gemeinsamen Gebrauch durch Katholiken, Reformierte
und Lutheraner. Nach dem Einrichten der Simultankirchen
verkündete er 1701 erstmals im deutschen Reichsgebiet
Gewissensfreiheit und öffentliche Religionsausübung für alle
Konfessionen und gewährte damit volle Freiheit der
konfessionellen Entscheidung.
In der Pfälzischen Religionsdeklaration von 1705 teilte der
Kurfürst die Kirchen und das Kirchenvermögen im Verhältnis 5:2
zwischen Reformierten und Katholiken. Die Heiliggeistkirche in
Heidelberg wurde wie viele andere Kirchen in der Kurpfalz durch
eine Scheidemauer geteilt. Der konfessionelle Gegensatz war in
der Kurpfalz nahezu identisch mit dem sozialen Gegensatz zwischen
besitzenden und auch besser gebildeten Reformierten und den armen
ungebildeten Katholiken. Ihnen wandte sich nun die alle Formen
der Volksfrömmigkeit fördernde Seelsorge der Orden und die Gunst
des Kurfürsten zu.
Neben den Jesuiten kamen die Franziskaner, Kapuziner, Karmeliter,
Dominikaner, AugustinerChorfrauen und Dominikanerinnen nach
Heidelberg, wo um 1720 unter 400 reformierten und 200
lutherischen auch 180 katholische Familien lebten.
Quelle: unbekannt
Wo war König Löwenherz wirklich?
Im bekannten Geschichtsbild der Kurpfalz gibt es keinen Zweifel daran: Richard Löwenherz, König von England und Herr über Aquitanien, mußte 1193/94 fast ein Jahr als politische Geisel des deutschen Kaisers Heinrich VI. auf der Festung Burg Trifels bei Annweiler im Pfälzer Wald zubringen. Was seit Jahrhunderten jedes Kind an Rhein und Neckar weiß, soll jetzt plötzlich ein Märchen, eine Sage sein? Dann jedenfalls, wenn es nach dem renomierten britischen Historiker John Gillingham ginge.
Unstrittig und gesichert sind zwei wichtige Eckdaten: Am 25. März 1193 hielt Richard Löwenherz auf dem Reichstag in Speyer vor den versammelten Fürsten eine glänzende Rede und verteidigte sich gegen die Vorwürfe des deutschen Kaisers. Und am 5. Februar 1194 weilte der englische König in Mainz, von wo er mit einem Schiff die Heimreise antrat, die ihn über Köln, Brüssel und Antwerpen führen sollte.
Zahlreiche Urkunden und Briefe, die Richard Löwenherz während dieses Zeitraumes ausfertige, belegen aber noch mehr: Der König hatte sich während seiner Geiselhaft nicht nur auf dem Trifels, sondern in der ganzen Pfalz, im Elsaß und in den Städten Hagenau, Speyer, Worms und Mainz aufgehalten.
Interessant ist bei der ganzen Diskussion, daß diese gesicherten Daten in England seit 1935 bekannt sind. In jüngster Zeit wurden die genannten Quellen von deutschen Historikern gesichtet und ausgewertet. Und in der Tat: Die Geschichte um Richard Löwenherz und seine Gefangenenzeit auf dem Trifels muß umgeschrieben werden. Richard hatte sich nicht ununterbrochen auf dem Trifels aufgehalten, sondern reiste zeitweise mit dem Kaiser im Land umher, der damals ohne feste Residenz regierte.
Und während dieser Zeit kümmerte sich der englische König weiter um seine Staatsgeschäfte, schrieb Briefe und fertigte Urkunden aus. Dies tat er vor allem in Worms und Speyer, wo vor allem der kirchliche Verwaltungsapparat ihm hilfreich zur Seite stand.
Trotz allen Forschungen weiß man noch immer nicht genau, wo Richard während der von Urkunden nicht bezeugten Zeit seinen Aufenthalt hatte. Die chronikalischen Berichte sind alle viel zu vage. So ist es möglich, daß der König die ganze Zeit von Mai bis Oktober 1193 in Worms verbrachte und von November bis Ende Januar 1194 wieder in Speyer war. Genauso könnte er diese Zeit aber auch in anderen kaiserlichen Pfalzen und Burgen verbacht haben. Der englische Historiker Lionel Landon geht sogar davon aus, daß Richard nur am 1. April 1193 auf dem Trifels weilte.
Soweit wollen alle anderen Wissenschaftler doch nicht gehen. Daß Löwenherz aber wirklich nur sehr kurze Zeit auf der pfälzischen Burg blieb, wissen auch der Volkskundler Helmut Seebach aus Annweiler und der Burgwart Hans Reither zu berichten. In einem jüngst veröffentlichten Werk, das die ganze Löwenherz-Diskussion in der Kurpfalz erst richtig auslöste, schreiben beide: „Als Hauptaufenthaltsort während Richards etwa einjähriger Gefangenschaft vom 23./24. März 1193 bis zu seiner Befreiung am 4. Februar 1194 kann die Festung Trifels angesehen werden, wenngleich er nur knapp drei Wochen hier weilte.“
Der britische Wissenschaftler John Gillingham von der „London School of Economics and Political Science“ jedoch möchte diese These so nicht unterstützen. Denn die durch Urkundenausfertigung verbrieften Aufenthaltsorte Richards weisen zu große Lücken auf. Und wo sich der König in dieser Zeit aufhielt, das weiß, wie gesagt, noch heute niemand.
Nicht erklären kann sich der Forscher auch die Tatsache, daß die englischen Forschungsergebnisse von 1935 erst jetzt in der Kurpfalz bekannt wurden. Er vermutet, daß die englischen Publikationen in der Zeit des Dritten Reiches nicht nach Deutschland kamen und dann in Vergessenheit gerieten.
Trotz aller Diskussionen bleibt eines sicher: Die auf dem Trifels heute verwahrten Reichskleinodien sind Kopien der Originale in Wien. Verliert die Kurpfalz jetzt vielleicht einen Mythos?
