Messen und Märkte in Speyer

Seit dem frühen Mittelalter, vor allem aber seit dem 11. und 12.
Jahrhundert , wurden anläßlich kirchlicher Festtage an wichtigen
Verkehrsknotenpunkten nach dem Gottesdienst Märkte abgehalten.

Speyer war schon sehr früh ein bedeutendes Handelszentrum,
bestimmt seit dem frühen 7. Jahrhundert, wird doch bereits 614
ein Bischof urkundlich genannt. Zudem existierte vor dem
bischöflichen Bezirk spätestens in der Karolingerzeit ein Markt
und Handelsplatz, dessen ehemalige Lage mit dem östlichen Bereich
der heutigen Maximilianstraße, der Speyerer Hauptstraße,
identisch war. Daß Speyer sehr früh mit einem Marktrecht bedacht
werden mußte, läßt sich daraus schließen, daß der Bischofssitz
eine nicht unwesentliche Menge an Versorgungsgütern für das
tägliche Leben und Wirken benötigte.

Die Messebeschicker standen unter dem Schutz des Königs und der
Kirche. Den Marktplätzen, beziehungsweise den Messeorten, wurden
Messeprivilegien verliehen. Die urkundlich früheste gesicherte
Messe war die dem Warenaustausch dienende Handelsmesse von Saint
Denis (629). Allmählich blühten in ganz Europa die Märkte und die
Messen auf. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation erhielt
1240 als erste Stadt Frankfurt am Main ein Messeprivileg. Leipzig
folgte 1268 und bekam ein solches Privileg zur Abhaltung einer
Herbstmesse ausgestellt.

Zurück zu Speyer: Es ist heute nicht sicher, ob die Herbstmesse
tatsächlich die älteste von allen Messen in der Domstadt ist. Die
Frühjahrsmesse wird zwar erst im 16. Jahrhundert genannt, aber
die Historiker gehen davon aus, daß diese Messe viel älter sein
dürfte.

Die Einführung der Herbstmesse im Jahre 1245 war für die
Wirtschaftskraft von Speyer von großer Bedeutung. Abgehalten
wurde sie alljährlich am Fest der Apostel Simon und Judas (28.
Oktober) und dauerte 15 Tage. Der Stadtrat der Reichsstadt Speyer
informierte im August 1245 alle Städte im ganzen Reich über diese
neue Messe und erließ den Kaufleuten, die zur Herbstmesse kamen,
den „halben Zoll“. Den Kaufleuten in Utrecht, Trier, Köln und
Worms versprach der Rat noch weitergehendere finanzielle Vorteile
als zusätzlichen Anreiz, damit auch sie an der ersten Herbstmesse
teilnehmen würden. Der Rat konnte somit ein größeres
Einzugsgebiet in seine Planungen einkalkulieren.

Am 20. Mai 1330 stellte Kaiser Ludwig der Bayer, als er in Speyer
weilte, dem Rat eine Urkunde aus, in der die Herbstmesse um fast
zwei Monate  in den Sommer hinein  verlegt wurde. Außerdem
wurde die Messe auf drei Wochen verlängert. Da aber zur gleichen
Zeit in der Region Messen abgehalten wurden, verlegte man den
Handelsmarkt mit Genehmigung Kaiser Friedrichs III. erneut. Nun
begann sie an Michaelis (29. September) und wurde daher
„MichaelisMesse“ genannt. Später, weil diese Regelung sich
wiederum nicht bewährt hatte, verkürzte der Rat die Messe auf
zwei Wochen und legte 1569 den Termin vom 6. bis 20. Oktober
eines Jahres fest.

Diese Zeit deutet bereits auf den Niedergang der wirtschaftlichen
und politischen Bedeutung vieler Städte hin. Auch die Freie
Reichsstadt am Rhein verlor immer mehr an Bedeutung, verlagerte
sich doch die Macht und Wirtschaftsszene immer mehr an die
Küstenregionen Europas. Ausschlaggebend waren für diese
Entwicklungsprozesse auch die Entdeckungsreisen in die „Neue
Welt“. Bezeichnend für den Niedergang Speyers war auch die
Tatsache, daß der letzte Reichstag hier 1570 stattfand.

Nun kamen  wie überliefert ist  Händler zunehmend erst nach der
Messeeröffnung, einige Kaufleute brachen ihre Stände früher als
vorgesehen ab, angemeldete Beschicker fuhren erst gar nicht in
die Domstadt. Wenig begeistert waren hierüber nicht nur die
Käufer, sondern auch der Rat der Stadt. Also beschloß man wieder
eine Verkürzung und eine Verlegung des Geschehens. Die Messe
sollte künftig von Montag vor Allerheiligen bis zum Samstag
danach dauern. Damit fand die Herbstmesse aber zeitgleich mit der
AllerheiligenMesse im benachbarten Worms und dem
SauerkrautMarkt im kurpfälzischen St. Leon statt.

Der Pfälzische Erbfolgekrieg hatte im besonderen der Pfalz den
Garaus gemacht. Die Bürger von Speyer und Worms gingen ab 1700
wieder daran, ihre völlig zerstörten Städte aufzubauen. 1706
einigten sie sich darauf, daß die beiden Herbstmessen
nacheinander abgehalten werden sollen. Somit konnten Wormser und
Speyerer Kaufleute an beiden Messen teilnehmen.

Das Jahr 1811  Speyer war damals französisch  brachte einen
erneuten Einschnitt in die Tradition der Herbstmesse. Gemeinsam
mit der Frühjahrsmesse wurde das HerbstPendant auf drei Tage
verkürzt und in einen Jahrmarkt umgewandelt. Die Tradition der
Waren und Handelsmesse fand damit ein Ende.

Im 19. Jahrhundert wurde die Herbstmesse als Jahrmarkt wieder
ausgebaut, sie wurde wieder zunehmend umfangreicher beschickt,
was zur Folge hatte, daß Schieß, Kunstbuden oder Karussells auf
dem Königsplatz aufgebaut werden mußten, die Verkaufsbuden aber
vorbehaltlich in der Hauptstraße aufgeschlagen wurden. Obwohl die
Geschäftsleute gegen eine erneute Verlängerung der Herbstmesse
eingestellt waren, blieb der Rat der Stadt bei seiner
entsprechenden Entscheidung.

Auch ein Antrag der Protestantischen Kirchen, die Messe schon
wieder zu verlegen, da sie an den herbstlichen Feiertagen die
„Leut von den Gottesdiensten abhalte“ und den Jugendlichen
„Versuchungen böte“, wurde vom Rat verworfen.

Trotz aller Terminverschiebungen, trotz zahlreicher Regengüsse,
kalter Tage, Einsprüchen, Bedenken oder Konkurrenzmessen hat die
Speyerer Herbstmesse nun über 750 Jahre lang durchgestanden und
ist zu einem Bestandteil des Lebens links und rechts des Rheines
geworden.

Aus: Kurpfälzer Anzeiger, 26.10.1994, og

Sie kamen als Fremde und wurden Pfälzer

Das schönste Haus in Lambrecht ist das beispielhaft renovierte „Wallonen-Haus“. Es erinnert den Besucher daran, daß die Pfalz nicht nur ein Auswanderungs, sondern auch ein wichtiges Einwanderungsland gewesen ist. Ein Land, in dem Glaubensflüchtlinge Zuflucht und eine neue Existenz gegründet haben, aber auch ein Land, das nach dem Dreißigjährigen Krieg Ausländer gerufen hatte, um die fast menschenleer gewordene Orte wieder zu besiedeln. Weiterlesen

Die Hugenotten kommen

Hundertzwanzig Jahre nach der Vertreibung der Reformierten durch die spanische Herrschaft erlebte Europa wieder eine Flüchtlingswelle. Sie begann mit der Aufhebung des Ediktes von Nantes. Diesmal waren die Reformierten in Frankreich betroffen, die Hugenotten. Jeder zwölfte Franzose folgte in der Zeit Ludwigs XIV. seiner Glaubensüberzeugung und floh ins Ausland. Brandenburg-Preußen nahm einen erheblichen Teil dieser Asylsuchenden auf. Auch in der damaligen Kurpfalz ließen sich Hugenotten nieder  zum wirtschaftlichen und kulturellen Vorteil des Aufnahmelandes. Weiterlesen

"Der Doten Dantz" war sein berühmtestes Buch

Das Heidelberger Memento mori des Heinrich Knoblochtzer / Gründer der ersten Druckerei kam von Straßburg an den Neckar
Durch die Universität ist Heidelberg zu einer Stadt des Buches geworden: Schon bald nach der Gründung der Hochschule im Jahre 1386 fanden sich hier Buchbinder ein. Und wenige Jahrzehnte nach der Erfindung des Buchdrucks durch Johann Gutenberg betrieb Heinrich Knoblochtzer in Heidelberg die erste Druckerei. Er stammte aus Ettenheim und hatte sich 1486 an der Universität immatrikuliert, offenbar in der Absicht, für die Hochschule Bücher drucken zu dürfen. Weiterlesen

Am "Faulen Pelz" gab's keine Faulpelze

Wie ein altes Heidelberger Stadtviertel zu seinem Namen kam / Erinnerung an die Lohgerber in der einstigen Bergstadt
In der folgenden stadttopographischen Betrachtung wird von einem Straßennamen berichtet, der wohl einmalig sein dürfte. Es ist die Bezeichnung „Fauler Pelz“ für zwei Straßen in Heidelberg. Oder kennt jemand einen solchen Straßennamen in einer anderen Stadt? Um niemanden zu nahe zu treten, soll gleich zu Beginn festgestellt werden, daß der Name „Fauler Pelz“ nichts mit der dort liegenden Haftanstalt zu tun hat. Die letztere wird zwar im Volksmund so genannt, weil es nicht so eindeutig klingt wie „Haftanstalt“ oder gar „Gefängnis“. An dem besagten „Faulen Pelz“ lebten keine Faulpelze. Im Gegenteil, hier wohnten und wirkten fleißige Handwerker, nämlich Gerber. Weiterlesen

„Bierkutscher“ mit Pferden und Pferdestärken

Ganz gleich, ob Bier den Durst oder der Durst das Bier erst schön
macht, es mußte erst einmal zum Durstigen transportiert werden.
Zur Geschichte des Biers, die in der Kurpfalz auffallend selten
festgehalten worden ist, gehört deshalb auch der Leidensweg des
Bierführers von der Frühzeit auf dem Kutschbock bis in unsere
Tage mit dem modernen Spezialfahrzeug, das an vielen Plätzen nur
zu bestimmten Zeiten be und entladen werden darf.

In den Gemeinden der Kurpfalz und darüber hinaus zählte der
Bierführer bis in die 30er Jahre hinein mit seinen schweren
„Bierbrauergäul“ zum Ortsbild. Jahrzehnte zuvor brauten in den
meisten größeren Gemeinden und in den Städten viele Wirte ihr
Bier noch selbst. Zwischen Rhein und Neckar vegetierten oder
prosperierten nicht selten bis zu einem Dutzend kleinere
Hausbrauereien, deren Zahl dann rapide zusammengeschmolzen ist.
Spezialisierte Brauereien haben die kleineren, die überwiegend
den eigenen Bedarf deckten, so nach und nach übernommen. Bier
mußte jetzt über die Ortsgrenzen befördert werden. Bierführer
wurden unentbehrlich.

Die schweren belgischen Kaltblüter, die den Kastenwagen durch die
Lande ziehen mußten und jede Abladestation so sicher kannten wie
der Bierführer selbst, hatten außer dem Eis in Säcken an die
zwölf Hektoliter Bier zu befördern. Nichtalkoholische Getränke
erreichten noch lange nicht die Bedeutung der heutigen Tage.

Bier war damals gleichbedeutend mit Faßbier. Flaschenbier machte
nach alten Aufzeichnungen so um die fünf Prozent aus. Wer aber
Flaschenbier wollte, der bekam in handgefertigten, geschlossenen
Holzkästen 25 Bügelflaschen à 0,7 Liter geliefert. Der
Faßbieranteil hat sich nach dem Siegeszug der Flasche inzwischen
wieder auf rund 40 Prozent erholt  weil eben Faßbier einen
eigenen Charakter hat. Auch wenn es keine Holzfässer mehr sind.

Ein Liter Bier im Holzfaß, ob 25 oder 60 LiterFässer, wog
dreieinhalb Pfund. Damit war mit dem Auf und Abladen, mit dem
Rollen des Fasses bis zum Kellereingang und auf engen Stiegen in
den feuchtkühlen Keller hinunter eine Schinderei verbunden. Und
dies nicht nur für den Bierführer, der das Faß auf derbe
Fallsäcke plumpsen ließ, sondern auch für den Wirt, der beim
Zapfen noch nicht Kohlensäure oder Pumpen einsetzen konnte, weil
diese ihm eben noch nicht zur Verfügung standen. Entweder mußte
das Faß in die Gaststube wieder hochgeholt werden oder, und dies
war meistens der Fall, wurde das Bier in großen Krügen direkt im
Keller aus dem Faß gezapft.

Das Eis, im Eisweiher gewonnen und im Eiskeller bei der Brauerei
gelagert, war zunächst vorne auf dem Kastenwagen plaziert. Mit
Äxten oder anderen Spezialwerkzeugen mußte das Eis, als es noch
keine andere Kühlmöglichkeiten gab, aus großen Klumpen zurecht
geschlagen werden. Die Kinder in den Dörfern waren dankbar, wenn
sie in jenen Jahren kleine Brocken von diesem Eis „zum Schlotzen“
ergattern konnten.

Das Fahren eines Bierautos setzte den Besitz des Führerscheins
voraus. Das höchste Hindernis war damals die ärztliche Prüfung,
die zu bestehen war. Der Herr im weißen Frack examinierte nämlich
durch den Hieb mit dem Hämmerchen: Er wollte hauptsächlich die
Reflexe überprüfen.

Mit dem Zweiten Weltkrieg hieß es auch in der Kurpfalz von den
Brauereipferden Abschied zu nehmen. Die ersten motorgetriebenen
Laster schnauften bald nach dem Ersten Weltkrieg auf die
Brauereihöfe und knatterten kräftig rußend zu den Wirtschaften.
Teilweise handelte es sich dabei um umgebaute Militärfahrzeuge.
Auf Vollgummireifen wurde mit Tempo 15 durch die Gegend „gerast“,
aber dabei waren sie doppelt so schnell wie die Pferde und
konnten auch größere Lasten transportieren. Auf den durchweg
schlechtausgebauten Straßen der damaligen Zeit waren nur wenige
Fahrzeuge unterwegs, weshalb die Brauereifahrzeuge immer wieder
Menschenscharen anlockten, wenn sie in die Dörfer kamen.

Teilweise mußte das Bier an 34 Stellen am Tag abgeliefert werden.
Das hieß also, daß die Strecke zweimal gefahren werden mußte. Der
Arbeitstag begann für die meisten „Bierkutscher“ um fünf Uhr und
endete nicht selten spät am Abend. Und dies sechs Tage in der
Woche. Lediglich am Sonntag hatte der Bierführer Zeit, sich von
seiner schweren Arbeit zu erholen.

Touren mit den Brauereipferden, die mehrere Stunden vor dem
Aufbruch gefüttert und getränkt werden mußten, waren nicht minder
anstrengend. Bei jedem größeren Halt wurde die Futterkrippe mit
Häcksel und Hafer vorgesetzt. Nicht selten standen die Gespanne
damals schon stundenlang am Futtertrog im Stall der Brauerei, bis
der Kutscher auf dem Bock im Brauereihof aufgewacht ist. Von
Promille sprach zu jener Zeit noch niemand. Viele Bierführer
bekämpften den Schweiß der harten Arbeit mit Bier. Nicht selten
lag die Tagesration bei einem Kasten. Zu verkraften war aber auch
zusätzlich das von Wirten eingeschenkte Bier mit dem
obligatorischen „Kurzen“. Die Folgen würden die Arbeitsmediziner
und Wissenschaftler noch heute verblüffen: Die meisten
„Bierkutscher“ blieben ihr ganzes Leben lang gesund und wurden
dabei uralt.

Quelle: unbekannt

Mannheimer Warenhäuser verändern Stadtbild

Revolutionär in Baustil, Warenangebot und Verkaufsmethode
Die Kurpfalzmetropole Mannheim hatte schon immer einen guten Ruf als bedeutende Einkaufsmetropole. Begründet wurde dieser aber nicht erst nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern bereits um die Jahrhundertwende. Um diese Zeit entstanden in der Quadratestadt neben den alteingesessenen namhaften Einzelhandelsgeschäften die ersten großen Warenhäuser. Neu an dieser aus den USA stammenden Idee war, daß eine großes Warenvielfalt zu erstaunlich kleinen Preisen angeboten werden konnte. Auch rein äußerlich veränderte sich dadurch das Mannheimer Stadtbild. Die Architektur dieser Warenhäuser war zum Teil revolutionär und ging neue Wege. Weiterlesen

Leimens trickreicher Kampf gegen Mannheimer Maimarkt

Im Schatten des Mannheimer Maimarktes ist ein älterer Vieh- und
Krämermarkt in Vergessenheit geraten: Der Markt in Leimen, das
offenbar schon sehr früh ein Marktrecht besaß. Nach den Angaben
des Bruchstückes einer historischen Beschreibung pfälzischer
Orte, einer Handschrift aus der Batt’schen Sammlung der
Universitätsbibliothek Heidelberg, soll Kaiser Friedrich
Barbarossa Leimen das Marktrecht verliehen haben. Ein amtliches
Dokument aber, das diese Aussage bestätigen könnte, wurde bis
heute noch nicht gefunden. Die derzeit früheste und historisch
nachweisbare Nachricht zum Markt in Leimen findet man in einem
kurpfälzischen Kopialbuch, das im Generallandesarchiv Karlsruhe
aufbewahrt wird.

Dort bestätigte am 6. April 1579 Kurfürst Ludwig VI. dem
Schultheiß und Rat sowie der Gemeinde Leimen, daß sie jährlich
„uf Philippi Jacobi, den ersten tag May“ einen Jahrmarkt abhalten
dürften. In der Urkunde gewährte der Kurfürst den Krämern,
Käufern und Verkäufern Marktfrieden und Sicherheit, indem er
Unrecht, falsches Maß, Gewicht und Geld unter Strafe stellte.
Beim Leimener Markt handelte es sich vornehmlich um einen Vieh
und Krämermarkt, der den Bauern in der Region diente. Doch das
Elend und die Not des hereinbrechenden Dreißigjährigen Krieges
verhinderten ein Fortführen des Marktes.

Mannheim, das 1606 vom Kurfürsten Friedrich IV., dem Führer der
protestantischen Union, zur Stadt erklärt und zur Festung
Friedrichsburg ausgebaut wurde, erhielt sieben Jahre später vom
Verwalter der Kurpfalz, Johann II. von Zweibrücken, ebenfalls
einen Markt zu „Philippi Jacobi gnädiglich bewilligt“. Damit
ergab sich in der Kirchheimer Zent eine Konkurrenz zum Leimener
Markt. Am Anfang war davon wahrscheinlich wenig zu spüren. Doch
spätere Akten und Dokumente geben für Leimen nicht mehr „Philippi
Jacobi“ als Markttag, sondern den Montag nach Georgi (23. April)
an, um der Konkurrenz des Mannheimer Maimarktes zuvorzukommen.
Die schlauen Leimener ließen ihren Markt einfach acht Tage früher
beginnen.

1716 richtete die Gemeindeverwaltung Leimen an das Oberamt
Heidelberg die Eingabe, den „bei vormaligen Friedenszeiten den
Montag nach Georgi jährlich gehaltenen aber bei denen
KriegsTroublen in Abgang gekommenen Viehmarkt bei nunmehr wieder
erfolgtem Frieden in Gang zu bringen“. Im Gesuch wurde betont,
daß das Marktrecht seit „altersher“ bestünde und nun wieder ein
dringendes Bedürfnis geworden sei.

Um den Markt schnell zu heben, aber auch um Vorteile gegenüber
dem Maimarkt in Mannheim zu haben, schlugen Schultheiß und der
Rat zu Leimen vor, die Viehhändler zwei Jahre vom Zoll zu
befreien. Das wurde allerdings nur insoweit gestattet, als nicht
das gesamte Vieh, sondern nur das tatsächlich verkaufte, verzollt
werden mußte. Damit hatte Leimen ein besonderes Marktprivileg für
die kommenden zwei Jahre. Als weiteres Lockmittel wurde mit dem
Markt das sogenannte „Georgigericht“ verbunden. Damit konnten
Marktbesucher und Einheimische das Schauspiel eines öffentlichen
Gemeindegerichts miterleben.

Die zeitliche Nähe zum aufblühenden Maimarkt und die
Attraktivität der Residenzstadt Mannheim wurde eine immer stärker
werdende Konkurrenz für Leimen während der langen Regierungszeit
von Carl Theodor. Aber auch die einengenden Vorschriften beim
Viehhandel waren für den Marktflecken Leimen ungleich schwerer zu
erfüllen.1776 erließ Carl Theodor eine Viehmarktsordnung, die in
45 Paragraphen die Abhaltung des Marktes und insbesondere die
Hauptmängel und Gewährsfristen beim Viehhandel bestimmte.

Zum rechtmäßigen Abschluß des Kaufvertrages gehörte nicht nur der
Einoder Handschlag. Es war auch ein schriftliches Attest
vorgeschrieben, welches dem Käufer bestätigte, daß die Tiere
gesund verkauft wurden und „von einer Seuche (Gott seye Dank) der
Orthen nichts verspüret werde, solches wird von Obrigkeits wegen
anmit beurkundet“.

Bereits 1770 wurde vom Kurfürsten verfügt, daß bei Abhaltung von
Viehmärkten an Sonn und Feiertagen das Viehtreiben vor Endigung
des Gottesdienstes zu unterbleiben habe. Und so mancher
Geistlicher hatte an diesen Tagen den Gottesdienst besonders lang
gehalten. Mannheim verlegte daher den Markttag auf einen Dienstag
und noch heute feiert man dort den „Maimarktdienstag“.

Nach den Angaben des Zentgrafen Dachert in Kirchheim waren neben
Leimen und Mannheim noch folgende Gemeinden zur Haltung von
Viehmärkten berechtigt: Nußloch („von langen Jahren herzu“),
Schwetzingen (seit 1759), Edingen (seit 1771), Ladenburg,
Neckarhausen und Schriesheim. Auch die Viehmärkte in Speyer und
Langenbrücken machten den kurpfälzischen Orten zu schaffen. Trotz
größter Anstrengungen war der Markt zu Leimen nicht mehr zu
halten.

Der verzweifelte Versuch der Gemeinden zu Beginn des 19.
Jahrhunderts, die Märkte neu einzurichten, schlug an der
unerbittlichen Haltung der neuen badischen Regierung fehl. Auch
der Vorschlag, den Leimener Vieh- und Krämermarkt um Martini,
also im November, abhalten zu dürfen, wurde vom Direktorium des
Neckarkreises mit dem Hinweis, daß „jener Markt in Leimen längst
vergessen und verlassen ist“ abgewiesen. Verzweifelt wandten sich
Bürgermeister und Gemeinderat 1838 an den Innenminister des
Großherzogtums Baden. Doch auch er war gegen eine
Wiedereinrichtung des alten Viehmarktes zu Leimen.

Aus: RNZ, 29.4.1989, Rudi Dorsch

Holzdiebstahl wurde zum Volkssport

Aus dem Jahr 1837 ist eine Mitteilung des Großherzoglich badischen Forstamtes in Schwetzingen erhalten, in der über „einfallende Rotten“ berichtet wird, die „in Schaaren Gehölz in die Dörfer der Hardt“ gebracht hatten, um es dort zu verkaufen. Worin lagen aber die Ursachen, daß sich der Forstfrevel zu einem Massenphänomen entwickelte?
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Schindelmacher wurden brotlos

Die Verwendung von künstlichem Baumaterial wie Backsteinen und Ziegeln wurde durch das römische Heer in Germanien eingeführt. Zwei Jahrtausende überdauerte das römische Ziegelmaterial, ohne seine Eigenschaften wie Festigkeit und Haltbarkeit zu verlieren. In Truppenziegeleien in der Nähe von Tonlagern wurden die zur Errichtung zahlreicher Bauten benötigten Mauersteine und Ziegel hergestellt. Ein Teil der für den Heeresbedarf hergestellten Ziegel war mit dem Stempel der betreffenden Legion versehen. Die Vorzüge des Baumaterials aus gebranntem Ton lernten auch die Germanen kennen. Weiterlesen