Wo Mannheims grüne Lunge atmet

Blicken wir einmal zurück: Im Jahre 1975 empfing der Mannheimer
Luisenpark mit wehenden Fahnen und einem in allen Farben
leuchtenden Blumen und Grünflächenteppich hunderttausende
Besucher aus ganz Deutschland. Die Bundesgartenschau hatte in
Mannheim Station gemacht und den beiden großen Stadtparks, dem
Luisen und Herzogenriedpark, neue Gesichter gegeben.

Über ein weitverzweigtes Wegenetz von über zehn Kilometern Länge
konnte man allein den Luisenpark mit seinen farbenfrohen
Blütenvielfalt erwandern. Wer aber Angst davor hatte, im rund 41
Hektar großen Park verloren zu gehen, der konnte einem Rundweg
folgen. Vorbei an einem herrlichen Baumbestand mit über 3.000
Exemplaren kam man nach einiger Zeit zu einem munter
plätschernden Gebirgsbach, der irgendwann später in den
Kutzerweiher mündete.

Wer durch den Eingang an der TheodorHeussAnlage den Park
betreten hatte, kam zunächst durch ein Staudental mit seltenen
Gehölzen, immergrünen Farnen, Gräsern und blühenden Sträuchern
zum Burgspielplatz. Hier finden sich auch noch heute immer wieder
Kinder zum Ritterspiel ein oder erfreuen sich an der rasenden
Abfahrt in der Wendelrutsche vom Burgturm.

Der Luisenpark ist eine Attraktion für die ganze Kurpfalz
geblieben und zählt heute zu den schönsten innerstädtischen
Parkanlagen in ganz Europa. Heute wie damals gehören die
Seerosenterrassen mit zu den sommerlichen Höhepunkten im Park.
Auf 2.000 Quadratmetern Fläche finden sich Seerosen in vielen
Farben und Sorten. In diesem bezaubernden Umfeld fühlen sich auch
die eleganten ChileFlamingos wohl.

Von den Seerosenterrassen aus erreicht man das Pflanzenschauhaus,
seit 1958, dem Jahr seiner Eröffnung, einer der attraktivsten
Anziehungspunkte des Parks. Unübersehbar breitet sich hier die
üppige Flora und Fauna der Subtropen und Tropen aus: Über 350
Pflanzenarten, 50 Reptilien und rund 350 Fischarten aus aller
Welt präsentieren sich in einer schier berauschenden Vielfalt.

Die Seebühne am Kutzerweiher ist im Sommer Schauplatz zahlreicher
Veranstaltungen. Musik, Ballett und Theatergruppen, Sänger und
Sportler finden sich auf der Bühne über dem Wasser ein. Der
Kutzerweiher selbst entstand in den zwanziger Jahren und wurde
zur Bundesgartenschau 1975 erweitert. Über den Uferweg gelangt
man zum Fernmeldeturm. Vom Drehrestaurant in 125 Meter Höhe oder
der darunter liegenden Aussichtsplattform bietet sich dem
Besucher ein Rundblick über die Rheinebene bis hin zum Pfälzer
Wald und Odenwald.

Die nächste Station auf unserem Rundgang läßt immer wieder die
Herzen der Kinder höher schlagen: Der Wasserspielplatz mit
Pumpen, Wasserrädern und anderen Spielgeräten lädt zum Planschen
und Matschen ein. Die ältere Generation zieht es dagegen zum
Seerestaurant mit einer vorgelagerten Seeterrasse und einer
idyllischen Uferterrasse. Von hier aus führt der Weg durch eine
Brunnenlandschaft wieder hin zum Gebirgsbach, der zwischen
Geröll, Kieseln und Findlingen aus dem Odenwald seinen Weg zum
Kutzerweiher sucht.

Über den Aussichtshügel, dem höchsten Punkt im Luisenpark,
erreicht der Wanderer die Rosenpromenade und schließlich die
Spiel und Freizeitwiese  ein Paradies für Kinder und eine Oase
der Erholung für den streßgeplagten Städter. Nach einem kurzen
Fußmarsch steht man den Tieren des Bauernhofes gegenüber. Die
Begegnung mit den Pferden, Kühen, Schweinen, Hühnern und Gänsen
wird dabei für alt und jung zu einem Erlebnis der besonderen Art
 und dies inmitten einer großen Industriestadt.

Vorbei am Freizeithaus mit seinem Spielbereich und Grillplatz
kommt man zur Festhalle „Baumhain“, wo der Rundweg schließlich
endet. Wem es jedoch zu beschwerlich ist, die über fünf
Kilometer auf Schusters Rappen zurückzulegen, dem bietet sich
eine bequeme Alternative an: Er steigt in eine der Gondolettas
und läßt die Sehenswürdigkeiten, lauschige Eckchen und die
beruhigende Natur der Parklandschaft an sich vorüberziehen.

Egal, ob man den Luisenpark, der übrigens 1896 zu Ehren der
Großherzogin Luise von Baden eröffnet wurde, zu Fuß durchstreift
oder auf dem ruhigen Gewässer leicht dahingleitend auf sich
wirken läßt: die Parkanlage ist es wert, immer wieder entdeckt zu
werden  auch viele Jahre nach der Bundesgartenschau in der
Quadratestadt.

Quelle: unbekannt

Zu Besuch bei Neckarschleimern, Sandhasen und Löwenjägern

Jemanden einen „Puhlzabbe“ zu nennen, erfüllt, rein juristisch
gesehen, den Tatbestand einer Beleidigung. Handelt es sich doch
dabei um den Abflußhahn eines „Puhlfasses“  wobei „Puhl“ für das
hochdeutsche Gülle steht. Dennoch hat dieser etwas anrüchige
Namen in Mannheim nichts ehrenrühriges an sich. Die Seckenheimer,
die ihn tragen, tun dies gelassen und nicht ohne einen gewissen
Stolz im Blick. Wie wäre es auch anders zu erklären, daß auf dem
Seckenheimer Marktplatz ein Puhlzabbebrunen munter vor sich
hinplätschert?

Auch „Neckarschleimer“ (für Neckarstädter), „Sandhas“ (für
Rheinauer), „Löwenjäger“ (für Käfertaler) oder „Pilwe“ (für
Neckarauer) sind alles andere als Kosenamen. Und dennoch bekennt
man sich in Mannheims Vororten zu ihnen. Schließlich betonen sie
auch ein Stück Eigenständigkeit.

Die eingemeindeten Vororte sind, mit Ausnahme von Rheinau, älter
als die Stadt selbst. Ihre Geschichte reicht bis ins frühe
Mittelalter zurück, als Mannheim noch eine Ansammlung von
Fischerhütten auf dem Schwemmland zwischen Rhein und Neckar war.
Bei der Eingemeindung der Vororte gab es drei Etappen: 1895 bis
1899, 1910 bis 1913 und 1928 bis 1930. Chronisten berichteten,
daß es dabei nicht ohne schwierige Vorverhandlungen und heftige
politische Auseinandersetzungen abging.

Käfertal
wurde am 1.1.1897 eingemeindet und brachte der Stadt Mannheim
einen Flächenzuwachs von 17.776 Hektar. Wichtiger als der Zuwachs
an Gemarkung aber war für die Stadtgemeinde die Tatsache, daß sie
in den Besitz des Wasserwerkes kam, das 1886 bis 1888 von der
Stadt Mannheim im Käfertaler Wald erstellt wurde. Zur Gemarkung
Käfertals gehörte außerdem die Industriesiedlung Waldhof. Hier
war bereits 1835 mit der Spiegelfabrik die erste größere
Industrieansiedlung der Umgebung entstanden. Bereits im frühen

  1. Jahrhundert gab es in Käfertal zudem eine Sodafabrik, die
    älteste in Deutschland.

Neckarau
galt als das größte Dorf Badens und verlor am 1.1.1899 seine
Selbständigkeit. Als „Villa Naucrauia“ wurde die Siedlung 871
erstmals urkundlich erwähnt. Mit der Eingemeindung wurde das
Stadtgebiet nach Süden erweitert, was für die Anlage des
Rangierbahnhofes erwünscht war. Als Aussteuer brachte Neckarau
den Waldpark und die Reißinsel mit in die Verbindung.

Feudenheim
kam am 1.1.1910 zu Mannheim. Bereits seit 1848 gab es eine
Dampfbahnverbindung mit der Innenstadt. 766 wird Feudenheim im
Lorscher Codex erwähnt. 1803 kam das Dorf zu Baden. Auf
Feudenheimer Gemarkung erwarb links des Neckars die Süddeutsche
DiscontoGesellschaft 1905 Gelände, auf dem das neue Wohngebiet
Neuostheim entstand.

Sandhofen
wurde als „Villa Sunthove“ 888 erstmals im Lorscher Codex
erwähnt. Die Gemeinde kam am 1.1.1913 zu Mannheim.
Ausschlaggebend für diesen Schritt waren Probleme mit der
Wasserversorgung. Durch die 1884 gegründete Zellstoffabrik wurde
Sandhofen bereits im vorigen Jahrhundert Arbeiterwohnort. Die
später entstandenen Siedlungen Schönau und Blumenau liegen auf
ehemaliger Sandhofer Gemarkung.

Wallstadt
gilt als eine der ältesten Siedlungen im RheinNeckarRaum. 766
wurde
es als „Walahastat“ erstmals urkundlich erwähnt. Das
„Maurerdorf“ wurde 1929 eingemeindet. Wallstadt war eine arme
Gemeinde, deren Bewohner ihren Lebensunterhalt als Bauhandwerker
in Mannheim verdienten.

Rheinau
gilt als eine junge Siedlung, die auf halbem Weg zwischen
Mannheim und Schwetzingen, der Sommerresidenz des Kurfürsten,
entstand. Entlang des Damms entwickelte sich die Siedlung mit der
Zeit rund um das Relaishaus, eine Poststation mit Gespannwechsel.
Die Gemarkung wurde durch den Ausbau des östlichen Hafenbeckens
wirtschaftlich erschlossen. Zweites und drittes Hafenbecken
wurden um die Jahrhundertwende fertiggestellt.

Friedrichsfeld
ist eine Hugenottensiedlung. Flüchtlinge aus Sedan und Calais
ließen sich hier 1682 nieder. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde
die Siedlung 1688/89 zerstört. 1840 wurde der Ort
Eisenbahnknotenpunkt. Die 1890 in Friedrichsfeld angesiedelte
Tonröhrenfabrik ist heute noch größter Arbeitgeber am Ort.
Friedrichsfelder nennen sie aber nach wie vor „Die Steinzeug“.
Die Gemeinde kam mit der Kreisreform in BadenWürttemberg Anfang
der 70er Jahre zur Quadratestadt.

Seckenheim
gehörte mit ausgedehntem Grundbesitz an Ackerland und Wald zu den
reichsten Gemeinden Nordbadens. Nur ungern gab es seine
Selbständigkeit auf. Vom Neckar aus zeigt sich der Vorort noch
heute dörflich: Fachwerkhäuser und die steilen Dächer der
fränkischen Höfe bestimmen die Silhouette des früheren
Straßendorfes. Den Ortskern bilden der Marktplatz, die
Seckenheimer Planken und das barocke Rathaus. Im Osten liegt das
1768 erbaute Schlößchen des kurpfälzischen Staatsrats Georg von
Stengel. Bereits vor der Jahrhundertwende führte eine
Dampfstraßenbahn durch das Dorf  die spätere Oberrheinische
Eisenbahngesellschaft (OEG).

Die 1930 eingemeindeten Ortsteile Kirschgartshausen, Sandtorf und
Straßenheim waren ursprünglich keine selbständigen Ortschaften,
sondern Hofgüter oder Domänen. Kirschgartshausen bietet im Norden
der Stadt noch heute mit seinem Herrenhaus und den
Wirtschaftsgebäuden den Anblick eines Gutshofes inmitten
ausgedehnter Ländereien.

Quelle: unbekannt

Die Kurpfalz als Kriegsschauplatz

Ungarn kämpften in der Kurpfalz gegen Frankreich / 60.000 Ungarn der k.u.k.-Monarchie in der Oberrhein-Armee
Ab 1792 griff der französische Revolutionskrieg auch auf das Gebiet der grenznahen Kurpfalz über. Eine scheinbar nicht mehr abreißen wollende Folge kriegerischer Auseinandersetzungen vernichtete Hab und Gut der friedlich lebenden Menschen. Viele deutsche Staaten beteiligten sich mit Truppen am Widerstand. Unter der militärischen Führung Österreichs wurde mit Hilfe der Preußen, Bayern, Hessen, Sachsen und vieler anderer Kleinstaaten die Oberrhein-Armee gebildet, um die revolutionäre Begeisterung mitsamt ihrer kriegerischen Auswirkungen von den deutschen Landen fern zu halten. Allein die Habsburger boten fast 450.000 Soldaten auf, darunter auch etwa 60.000 Ungarn der k.u.k.-Monarchie.
Die Ungarn kämpften fast überall in der Kurpfalz: Sie standen bei Mannheim und wurden aber auch in Weißenburg, Frankenthal, Flomersheim und vor allem an den Stellungen entlang des Rehbaches eingesetzt. Der Marsch der ungarischen Husaren an den Oberrhein führte durch Galizien, Schlesien, Mähren und Böhmen. Im Kriegstagebuch des Obristen Vecsey, dessen 4. Husaren-Regiment in der Kurpfalz viele Gefechte zu durchstehen hatte, ist vermerkt, daß die Ungarn beim Durchzug überall mit Freude empfangen und „auf gar herzlichstes ohne Taler“ bewirtet wurden. Kein Wunder, war die Angst vor den marodierenden Franzosen durch riesengroß. Es sollte bis zum Sommer 1794 dauern, daß endlich die deutsche Abwehrfront vom Rhein durch die Pfalz bis hin nach Saarlouis wirksam wurde. Die vor dem Pfälzerwald liegende Stellung „Schänzel“ verlor aber nach schweren Niederlagen der Preußen in der Vorderpfalz ihre Wirkung als Ost-West-Riegel und mußte aufgegeben werden. Damit hatte man zugleich die gesamte Südpfalz verloren.
Im Laufe der Zeit bildeten sich Einzelinteressen bei den Koalitionsstaaten heraus: Am 9. April 1795 schlossen die Preußen mit Frankreich einen Separatfrieden, wenig später folgten auch die Bayern, Hessen-Kassel und die sächsischen Herzogtümer. Der Rest der Reichstruppen mußte nun mit den Österreichern allein die Rheinfront halten. Die Ungarn lagen in der Nähe von Schifferstadt und hatten den Auftrag, die Rehbach-Linie zu halten. Der schon seit einiger Zeit befestigte Rehbach war immer wieder das Ziel von Angriffen der französischen Revolutionstruppen. Aus einzelnen Berichten der „Rehhütter Chronik“ ist zu entnehmen, daß es an der Rehhütter Mühle, den beiden Zollhäusern und am Bachlauf selbst immer wieder zu Verwüstungen gekommen war.
Als die linksrheinische Seite nicht mehr gehalten werden konnte, wurden die ungarischen Husaren in Sandhofen nördlich von Mannheim einquartiert. Hier gab der Oberleutnant Jozef Szentes, der um das Wohlergehen seiner Landsleute besorgt war, 1794 ein Büchlein in ungarischer Sprache heraus. Unter dem Titel „Litania“ wurden aufbauende und tröstende Worte an die Soldaten aller Konfessionen gerichtet und deckte zugleich alle Bereiche des Glaubenslebens ab. Zusammen mit den k.u.k-Truppen rückten die Ungarn erst Monate später aus Sandhofen ab. Nicht wenige Husaren blieben nach dem befohlenen Rückzug in der Kurpfalz, wo sie trotz aller kriegerischen Auseinandersetzungen die Liebe gefunden hatten.

Als der Aderlaß Allheilsmittel war

Die kalte Jahreszeit ist in den ewigen Wechsel der Jahreszeiten
ebenso eingebunden wie die alljährliche Grippewelle oder andere
„verschnupfte“ Zeiten. Die Wartezimmer der Ärzte sind übervoll,
und jeder Patient kennt die Atmosphäre moderner Praxen und
Kliniken aus eigenen Erfahrungen. Wie muß man sich aber nun die
ärztliche Versorgung der Kurpfälzer zu Zeiten eines Carl Theodors
vorstellen? Wie war es um die ärztliche Versorgung und die
Hygiene des 18. Jahrhunderts bestellt?

Zunächst muß man wissen, daß die Medizin zur damaligen Zeit erst
zur Naturwissenschaft reifte und gerade dabei war, die
metaphysischen Grundlagen der Antike von der
Experimentalphysiologie ablösen zu lassen. Von besonderer
Bedeutung in dieser Zeit war für die Bevölkerung die Entwicklung
der Pockenschutzimpfung. Bekannt waren auch schon die Zeichen
einer Angina pectoris oder einer Herzmuskelentzündung. Syphilis
wurde als eine Art Volksseuche behandelt und den Hodenkrebs
brachte man mit dem Beruf des Schornsteinfegers in Verbindung.

Die medizinische Versorgung der Bevölkerung lag je nach Geldbeutel
der Patienten und Art der Krankheit in den Händen von Ärzten,
Badern, Apothekern, Barbieren, Feldscherern und allerlei anderen
Scharlatanen sowie selbsternannten Wunderärzten.

Seit 1680 versuchten verschiedene Wissenschaftler eine
Frischwasserversorgung für Mannheim zu entwickeln. Dies war
besonders schwierig, denn die Stadt an Rhein und Neckar war auf
ehemals morastigem Untergrund errichtet worden. Nach ausgiebigen
Studien alter Untersuchungen wollte der Ingenieur Traitteur auf
eigene Kosten mit Unterstützung der kurfürstlichen Schatulle eine
Frischwasserleitung von Leimen und Rohrbach nach Mannheim
verlegen lassen. Er versprach sich und dem Kurfürsten große
Gewinne, aber die kurfürstliche Bürokratie und die Kriegswirren
der damaligen Zeit vereitelten das Vorhaben.

Der Heidelberger Wissenschaftler Franz Anton Mai (1742  1814)
machte sich durch die Verbreitung allgemeinhygienischer
Grundlagen überall einen Namen. Er beriet die kurfürstliche
Regierung in gesundheitspolitischen Fragen und stellte einen
Katalog von Vorsichtsmaßnahmen und Therapiemöglichkeiten bei Ruhr
auf. Bereits 1730 hatte der regierende Kurfürst seiner
Residenzstadt Mannheim ein erstes Spital gestiftet. Die Patienten
wurden von Jesuiten und Kapuzinern betreut. Wegen der hohen
Sterblichkeit stellte man 1762 einen Arzt ein und die Berufung
eines gelernten Apothekers wurde zur Pflicht gemacht.

Finanzieren mußte sich das Spital mit Hilfe der
Spielkartenstempelsteuer, weshalb praktischerweise der
Krankeneinrichtung eine Kartendruckerei angeschlossen wurde.
Hinzu kam zudem eine Militärtuchfabrik und eine
Waisenerziehungsanstalt der Jesuiten.

Zur gleichen Zeit wurde das „Consilium medicum“ der Kurpfalz ins
Leben gerufen, eine Vorläufereinrichtung der heutigen
Gesundheitsämter. Dort taten sechs Geheimräte
(Verwaltungsbeamten) und vier Ärzte ihren Dienst. Ihre Aufgabe
war es, die Mitglieder der Regierung zu beraten und der
Kurpfuscherei in der Kurpfalz ein Ende zu setzen. Aber wie in
jenen Tagen üblich, beschränkte sich die Einrichtung mehr auf das
höfische Leben und verkam mit den Jahren zu einem
Honoratiorenverein.

1754 wurde im Garnisonslazarett im Quadrat F 6 von Prinz
Friedrich von PfalzZweibrücken ein „Collegium
anatomicumchirurgicum electorale palatinum militare““, also eine
anatomischchirurgische Ausbildungsstätte für Feldscherer
(Sanitäter) und Wundärzte, gestiftet. Wegen der Überlastung des
BorromäusSpitals der Jesuiten erlaubte Kurfürst Carl Theodor
1773 die Gründung eines katholischen Bürgerhospitals. Bereits
seit 1739 unterhielt die deutschreformierte Gemeinde ein Armen
und Krankenhaus, die Lutheraner errichteten 1770 ebenfalls ein
Krankenhaus.

Die ambulante Versorgung der armen Bevölkerung in der
Residenzstadt wurde unter anderem durch einen
Wohltätigkeitsverein unterstützt. Die Bevölkerung der vielen
kurpfälzischen Dörfer verspürten jedoch nichts von dieser
Entwicklung. Allein Schwetzingen kam zunächst in den Genuß von
öffentlichen Ambulanzstellen, vor allem dann, wenn der Hofstaat
während des Sommers im Schloß weilte. Andere Städte und Dörfer
hatten dann Glück mit der medizinischen Versorgung, wenn sich
Klöster oder Ordensgemeinschaften darum kümmerten.

Mannheim selbst war bereits 1766 in sechs Bezirke aufgeteilt
worden, wo ein Arzt sowie mehrere Wundärzte die Bevölkerung
kostenlos versorgten. Der Kurfürst bezahlte die Arzneien aus
seiner Privatschatulle und wies die Hofapotheke an, für einen
entsprechenden Vorrat an „Medicin“ zu sorgen. Im BorromäusSpital
wurde zweimal wöchentlich eine Poliklinik eingerichtet und die
jüdische Gemeinde wurde verpflichtet, die bedürftigen
Gemeindemitglieder ebenfalls kostenlos zu behandeln. 1766 wurde
auf Befehl des Kurfürsten zudem eine Hebammenschule gegründet
nachdem Carl Theodors einziger legitimer Sohn im Kindesalter
nach schwerer Geburt verstorben war. Der Schule wurde ein
„Wöchnerinnen-Asyl“ mit zwölf Betten angeschlossen.

Das größte Problem der damaligen Zeit aber war die Hygiene. In
einer Zeit, in der es gerade bei Hofe besonders schick war, sich
zu parfümieren statt zu waschen, wurde die hygienische Aufklärung
zu einer Herausforderung für die Medizin.

Heute kann man als größte und wichtigste Errungenschaft der
vergangenen Jahrhunderte vor allem die sich entwickelnde Hygiene
sehen, denn auf ihr basierend konnte eine fortschrittliche
Medizin auch in der Kurpfalz entwickelt werden.

Quelle: unbekannt

Ein Bollwerk rings um die Quadrate

Am 17. März 1606 legte Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz den Grundstein der Stadt und Festung Mannheim, aber bereits 15 Jahre später war schon alles wieder dem Erdboden gleichgemacht. Kein Bauwerk der Stadt, mit Ausnahme des Schlosses, dürfte so gut dokumentiert sein wie die Festung Mannheim, die frühere „Veste uff dem Rhein“. Ein Bauwerk übrigens, das die Feinde Mannheims und der Kurpfalz nicht davon abzuhalten vermochte, die Stadt gleich dreimal (1622, 1688/89 und 1795 ) in Schutt und Asche zu legen. Die wenigen noch vorhandenen Reste der Bastion St. Jakobus stammen aus dem letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts. Gleich nach dem Frieden von Ryswik beauftragte Kurfürst Johann Wilhelm („Jan Wellem“) 1698 den General Menno van Coehorn, damals der wohl berühmteste holländische Festungsbauer, mit der Planung einer neuen Festung. Weiterlesen

"Mannemer Eis uff de Mess"

Zu den größten Volksfesten in der Region zählt neben dem Brezelfest in Speyer, den Backfischfesten in Worms und Ketsch sowie dem „Amifest“ in Heidelberg vor allem die Mannheimer Maimess. Heute wie damals eine Attraktion für jung und alt. Heute längst zu einem Alltagsgericht geworden, war um die Jahrhundertwende das Speiseeis noch eine lang ersehnte Besonderheit. Kein Wunder also, daß gerade die Eisbuden einen Stammplatz auf den Volksfesten hatten. Weiterlesen

Das „Hochgericht“ wurde feierlich eingeweiht

Als der kurpfälzische Galgen, in der Amtssprache „Hochgericht“
genannt, im Osten der heutigen Mannheimer Neckarstadt errichtet
wurde, ging man entsprechend feierlich ans Werk. Auf dem
Marktplatz versammelten sich vier Kompanien der Bürgerschaft mit
fliegenden Fahnen. Den aufgekommenen Streit zwischen den Maurern
und den Zimmerleuten, wer nun an der Spitze des Festzuges gehen
solle, wurde von Stadtdirektor Lippe gerade noch geschlichtet. Am
Rabenstein, jenseits des Neckars gelegen, wurde das Hochgericht
nach dreitägiger Arbeit am 29. Juli 1724 vollendet, mit einem
„schön verzierten Kranz“ umschlungen und mit lustiger Musik
gefeiert.

Ein Jäger des Grafen von Hillesheim, der wegen Diebstahl
verurteilt worden war, mußte hier als erster sein Leben lassen.
Ihm folgten viele unglückliche Menschen nach. Die sozialen
Verhältnisse in der Kurpfalz zwangen damals viele, sich einer
Diebesbande anzuschließen, um wenigstens zu überleben.

Als Residenz war Mannheim auch der Mittelpunkt der Exekutionen.
Von allen Seiten schleppte man die Verurteilten herbei, darunter
auch zahlreiche Juden, die besonders hart unter den
gesellschaftlichen Verhältnissen der Feudalzeit zu leiden hatten.
Bereits nach 13 Jahren war der Galgen abgenützt. So wurde unter
den gleichen Feierlichkeiten ein neuer erbaut. Hierbei kam es zu
Schlägereien unter den Maurern, wobei einige „auf dem Platze“
blieben. Als 1749 wieder ein neues Zehntgericht „notwendig“
wurde, wiederholten sich die Tumulte und Totschläge.

Für die Zeit zwischen 1742 und 1796 sind 62 Hinrichtungen
nachgewiesen, für das Jahr 1749 allein 15. In diesen Zahlen nicht
enthalten sind die Verurteilungen zum „Ausstehen von
Todesängsten“, wobei der Verurteilte alle Vorbereitungen zur
Hinrichtung über sich ergehen lassen mußte. Erst im allerletzten
Moment wurde ihm der Strick abgenommen. Gewöhnlich wurden die
Gepeinigten dann, mit einem Brandmal gezeichnet, des Landes
verwiesen.

Auf den Karten des 18. Jahrhunderts, die die kurpfälzische
Residenzstadt Mannheim betreffen, ist ein aus drei Säulen mit
Querbalken bestehender Galgen abgebildet. Die Existenz des
Hochgerichts gehört zu der weniger beachteten Seite der
Mannheimer Glanzzeit im 18. Jahrhundert. Kein Gedenkstein, keine
Tafel erinnert an die Vergangenheit dieses Ortes. (og)

Mannheimer Warenhäuser verändern Stadtbild

Revolutionär in Baustil, Warenangebot und Verkaufsmethode
Die Kurpfalzmetropole Mannheim hatte schon immer einen guten Ruf als bedeutende Einkaufsmetropole. Begründet wurde dieser aber nicht erst nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern bereits um die Jahrhundertwende. Um diese Zeit entstanden in der Quadratestadt neben den alteingesessenen namhaften Einzelhandelsgeschäften die ersten großen Warenhäuser. Neu an dieser aus den USA stammenden Idee war, daß eine großes Warenvielfalt zu erstaunlich kleinen Preisen angeboten werden konnte. Auch rein äußerlich veränderte sich dadurch das Mannheimer Stadtbild. Die Architektur dieser Warenhäuser war zum Teil revolutionär und ging neue Wege. Weiterlesen