Ein goldglänzender Psalter als Geschenk

Foto: Weltkulturerbe Lorsch

Grazer Verlag übergibt wertvolles Faksimile zum 30jährigen Welterbejubiläum an Kloster Lorsch

Zum 30jährigen Welterbejubiläum als UNESCO-Welterbestätte hat Kloster Lorsch von der Akademischen Druck- und Verlagsanstalt Dr. Paul Struzl aus Graz (ADEVA) am Dienstag, den 24. August 2021 ein wertvolles Faksimile als Geschenk erhalten. Es handelt sich um die hochwertige Nachbildung eines goldglänzenden Pracht-Psalters, der für Ludwig den Deutschen (ca. 806-876) mit meisterlicher Buchmalerei hergestellt wurde. Das Original der ornamental und figürlich gezierten Handschrift von alttestamentlichen Psalmentexten wird in der Berliner Staatsbibliothek verwahrt und war bisher lediglich als Digitalisat allgemein verfügbar.

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Dom zu Speyer wurde später geweiht

bleitafelHistorische Grab-Bleitafel Grundlage für die Neudatierung
Der Kaiserdom in Speyer ist später geweiht, als bisher angenommen. Bisher wird eine erste Dom-Weihe auf das Jahr 1041 datiert. Jetzt widerlegt modernste Technik dieses Datum. Wissenschaftler der Universität Heidelberg haben mit Hilfe eines 3D-Scanners das genaue Datum nachweisen können, an dem der östliche Teil des Doms geweiht wurden – einige Jahre vor der Weihe des gesamten Domes. Diese erste Weihe fand demnach nicht wie bisher vermutet anno 1041 statt, sondern erst zwei Jahre später am 13. März 1043. Grundlage für die Neudatierung ist die Bleitafel, die Kaiserin Gisela bei ihrer Bestattung am 11. März 1043 mit ins Grab gegeben wurde. Die fast völlig zerstörte Inschrift konnte jetzt mit Hilfe eines 3D-Scanners rekonstruiert werden. Weiterlesen

Funde und fliegende Brunnenelemente

Brunnenbassin des Abteigartens Bronnbach ist wieder in den Garten geschwebt
Nach dem Abschluss der Steinsanierung von Mauer, Balustrade und barocken Figuren im Abteigarten des Klosters Bronnbach steht bis zur Wiedereröffnung die eigentliche Gestaltung des Gartens im Fokus. Die Arbeiten gehen gut voran, so dass der Abteigarten wie geplant im Frühjahr 2017 eröffnet werden kann. Er soll, Landrat Reinhard Frank, ein besonderer Anziehungspunkt werden und zusätzliche interessierte Besucher nach Bronnbach führen. Die Klosteranlage steht im Eigentum des Main-Tauber-Kreises. Weiterlesen

Bücher aus der NS-Zeit zurückgegeben

Pfälzische Landesbibliothek übergibt sechs Bücher, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden
Die Pfälzische Landesbibliothek hat sechs Bücher, die in der Zeit des Nationalsozialismus aus katholischen Pfarrbüchereien enteignet wurden, an das Bistum Speyer zurückgegeben. „Es handelt sich um belletristische Werke, die Geschichten erzählen, aber auch selbst eine spannende Geschichte haben“, erklärte Dr. Armin Schlechter vom Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz. Ein Erlass im Jahr 1940 verfügte, dass sämtliches nichtkonfessionelles Schrifttum aus den katholischen Pfarrbüchereien entfernt und für die Ausleihe gesperrt werden musste. Weiterlesen

Vergessenen ein Gesicht geben

UNESCO Weltkulturerbe Kloster Lorsch stellt neues Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit den Reiss-Engelhorn-Museen vor
Grabungskampagnen im UNESCO Weltkulturerbe Kloster Lorsch haben in den vergangenen Jahrzehnten weit über einhundert Bestattungen zu Tage gefördert, darunter Mönchsbestattungen ebenso wie Gräber innerhalb der Kirche und rund um die karolingische Königshalle. Gemeinsam mit dem Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie und den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim soll in den kommenden Jahren deshalb das gesicherte menschliche Knochenmaterial des ehemaligen Klosters Lorsch erstmals einer umfassenden wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen werden. Weiterlesen

Speyer im 16. und 17. Jahrhundert

Ein nur zum Teil bekanntes Kapitel der Stadtgeschichte
War die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert in Speyer geprägt von einer Phase des Stillstands, um nicht zu sagen: eines schleichenden Niedergangs? Dieser Eindruck kann entstehen, wenn man sich mit der Speyerer stadthistorischen Literatur beschäftigt. Entsprechende Beiträge sind z.B. überschrieben mit „Alltag in einer Zeit des Friedens 1570-1620“, anderswo werden die Jahrzehnte bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618) mehr oder weniger übersprungen. War Speyer um 1600, also zwischen den turbulenten Jahrzehnten der Reformation und den im Stadtbrand von 1689 gipfelnden Verheerungen des 17. Jahrhunderts, geprägt von einem Zustand der Passivität und bequemen Selbstbeschränkung?
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Lorscher Codex endlich online

Zentrales Dokumente der frühmittelalterlichen Wirtschaftsgeschichte Europas / „Geburtsregister“ vieler Städte und Gemeinden

Kaum hat man sich an die „Bibliotheca Laureshamensis digital“ gewöhnt, ist schon ein neues Projekt zu feiern, das der guten Zusammenarbeit von hessischer Schlösserverwaltung und der Universitätsbibliothek Heidelberg zu danken ist: das „Archivum Laureshamensis digital“. Dabei geht es im Wesentlichen um mehrere sich über die Jahrhunderte der Klostergeschichte ergänzende Bestandsgruppen: Um die Urkunden, die in und für Lorsch ausgestellt wurden und die sich im Original erhalten haben und um Urkundenbücher, die ausschließlich oder teilweise Lorscher Material enthalten. Das prominenteste dieser Urkundenbücher stammt noch aus benediktinischer Zeit und ist als „Lorscher Codex“ europaweit ein Begriff. Weiterlesen

Historischer Kirchenbau wird aufgegeben

StLudwigSPBistum Speyer trennt sich von Kirche St. Ludwig / Spätgotischer Boßweiler Altar wird entnommen
Das Bistumshaus St. Ludwig im Herzen der Speyerer Altstadt, das im Jahr 2010 aufgrund von Mängeln bei Brandschutz und Statik geschlossen werden musste, wird nicht mehr weitergeführt und soll verkauft werden. „Dieser Schritt ist schmerzhaft und fällt uns nicht leicht“, erklärt Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann. Doch die wirtschaftliche Lage des Bistums lasse eine Instandsetzung und einen Umbau, der für eine Fortsetzung der Arbeit notwendig gewesen wäre, nicht zu. Weiterlesen

Ein Rundweg ins Mittelalter

LaureshamKloster Lorsch macht Geschichte auf den Spuren Karls des Großen lebendig   / Landschaftliche, bauliche und museale Stationen
Nach dreijähriger Umbauzeit erstrahlt das UNESCO Weltkulturerbe, erweitert zum Welterbe Areal Kloster Lorsch, in neuem Glanz. Pünktlich zum 1250. Gründungsjubiläum der karolingischen Klostergründung und im Rahmen des Karlsjahres öffnete das neue Welterbe-Areal Kloster Lorsch seine Tore für die Besucher. Die ehemalige Reichsabtei Kloster Lorsch mit ihrer weltberühmten Königshalle zählte einst zu den größten und bedeutendsten Reichsklöstern des Mittelalters. Bereits 1991 wurde die Klosteranlage als zehntes deutsches Bauwerk in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen. Weiterlesen

Zeuge der verlorenen Klosterbibliothek

kloster_Maulbronn_ssg-pressebildEin Buchdeckel-Fund im Kloster Maulbronn erinnert an die verlorene Klosterbibliothek
Bei den Bauarbeiten aufgetaucht: ein Buchdeckel, ein rares Fragment der seit Jahrhunderten verlorenen Klosterbibliothek von Kloster Maulbronn. Dass Maulbronn als großes Kloster eine Bibliothek hatte, weiß man. Dazu gehörten eine Schreibwerkstatt, ein Scriptorium, und eine Buchbinderei. Erhalten ist von der Bibliothek fast nichts. Einige Hintergrundinformationen zum aktuellen Fund. Weiterlesen

Der weinselige Domnapf

Symbol des Rechts – Weinbrunnen fürs Volk
Seit 1314 ist der Napf bekannt. Es wird vermutet, dass er im eventuell einst vorhandenen Vorhof eines früheren Speyerer Domes als Wasserspeicher/Brunnen gestanden hat oder in der selben Funktion im Kreuzgang, der an der Südseite des Domes existierte, seinen Platz hatte. In einer Schrift heißt es, dass die Geistlichkeit n solchen Schalen wohl ihre Wäsche gewaschen hat… Weiterlesen

Ein Ort umrahmt von vielen baulichen Zeitzeugen

Der St. Guido-Stifts-Platz in Speyer / Bereits im Mittelalter erwähnt
Der Platz gehört zu den ältesten der Stadt. Er wird bereits im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt als „platea sancti widonis“ des hier seit dem 11. Jahrhundert bestehenden Stiftes St. Guido, das auf dem nach ihm benannten Weidenberg steht. Namensgeber ist der Heilige Guido von Pomposa (ca. 970-1046), dessen Gebeine Kaiser Heinrich III. schon 1047 nach Speyer überführen ließ, in die „dem heiligen Apostel und Evangelisten Johann geweihte“ und nach ihm benannte Stiftskirche. Weiterlesen

Boßweiler Altar – spätgotisches Meisterwerk

Bei einer Visitation der Pfarrei durch Bischof Nikolaus von Weis entdeckte der ihn begleitende Domkapitular Wilhelm Molitor 1860, in der Oswaldskirche, eine uralten Kirche im nordpfälzischen Boßweiler (bei Grünstadt) hinter dem Hochaltar mehrere mittelalterliche bemalte Holztafeln, die dort als Abfall galten. Er erkannte darin sofort Teile eines Altars, der wieder zusammengesetzt und restauriert wurde. Weiterlesen

Speyer – eine bedeutende Pilgerstadt

Speyer, ein bedeutender Marienwallfahrtsort, zog im Mittelalter nicht nur Jakobspilger an, sondern war auch Station von Rom- und Jerusalempilgern. Speyer als Station auf dem Weg nach Rom wird erstmals im Pilgerbericht des isländischen Abtes Nikolaus im 12. Jahrhundert und im Bericht des Albert von Stade aus dem frühen 13. Jahrhundert erwähnt. Besonders zahlreich sind jedoch die Spuren, die in der Stadt auf die Jakobspilger hinweisen. Weiterlesen

Der Disibodenberg – Zentrum geistigen Lebens

Alle edlen Geschlechter und berühmte Namen jedoch überstrahlt die große Heilige Deutschlands, Hildegard von Bingen, die zu Bermersheim bei Alzey um das Jahr 1098 geboren und auf dem Disibodenberg aufwuchs. Ihr Glanz erfüllte Deutschland – sie ist die einzige Heilige in dem Heiligenkalender der römischen Kirche, die den Ehrennamen „prophetissa – die Prophetin“ trägt. Weiterlesen

Die Nahe – die schöne Unbekannte

Quellen und Felsen / Land der hl. Hildegard / Nördlicher Grenzfluß der Pfalz
Die Nahe, auf kurze Strecke Grenzfluß der Pfalz, ist den meisten Deutschen eine Unbekannte geblieben; fügen wir gleich bei: eine schöne Unbekannte. Behauptet sogar ein modernes Lexikon, die Nahe „entspringe in der Nordpfalz!“ (Der Große Herder, Band 6, Spalte 879). In Wirklichkeit entspringt die Nahe im saarländischen Bergland nördlich von Tholey bei dem Dorfe Selbach. In kurzer Entfernung fließt die Prims vorbei, jenseits des Schaumberges entspringt die Blies. Weiterlesen

Himmeroder Rotel : Äußerst seltene Urkundenrollen

Urkunden zu den Besitzungen des Zisterzienserklosters Himmerod im Raum Speyer / Quellenedition präsentiert Himmeroder Rotel aus dem Bistumsarchiv Speyer
In einer kleinen Feierstunde wurde im Landesarchiv Speyer die neueste Publikation der „Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung“ vorgestellt: In der Reihe „Pfälzische Geschichtsquellen“ haben Dr. Johannes Weingart und Karl-Josef Zimmermann die „Himmeroder Rotel“ ediert, mittelalterliche Urkundenrollen (rotuli), die in dieser Form äußerst selten sind und im Bistumsarchiv Speyer aufbewahrt werden. Weiterlesen

Der "Ölberg" am Speyerer Dom

Scheinbar klein und verlassen liegt für Besucher der alten Reichsstadt Speyer neben dem Dom ein Baudenkmal, das einst zu den beeindruckendsten Schöpfungen gotischer Baukunst auf deutschem Boden gezählt wurde – der „Ölberg von Speyer“. Die Geschichte des Denkmals reicht zurück bis in das Jahr 1509. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war es Mode geworden, die Gefangennahme von Jesus in Bildgruppen darzustellen. Das ausklingende Mittelalter liebte diese bildliche Darstellung, die im neuen, gotischen Baustil eine plastische Darstellung fand. Weiterlesen

"Zu des Volkes Lust und Fröhlichkeit"

Seine historische Aufgabe als Grenzstein zwischen den Hoheitsgebieten von Bischof und Stadt hat der steinerne Napf vor dem Speyerer Dom zwar längst verloren. Doch ein beliebter Brauch aus dem Mittelalter ist erhalten geblieben: Bei besonderen kirchlichen Ereignissen wird der Domnapf noch immer “zu des Volkes Lust und Fröhlichkeit” mit einem “guten Fuder weißen oder roten Weines” gefüllt. Weiterlesen

Die Kurpfalz und das Kloster Lorsch

Vortrag von Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard (Staatssekretär für Wissenschaft und Kunst, Wiesbaden) anlässlich der Vertragsunterzeichnung zwischen der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und dem UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch am 29. Juli 2005
Starkenburg und Kurpfalz mit Lorsch an der Schnittstelle: Nicht immer näherten sich von Norden – die Mainzer – und – von Süden – die Kurpfälzer – mit solch freundlichen Absichten der ehemaligen, zur Zeit der Karolinger gegründeten, im Mittelalter mächtigen und heute kulturhistorisch bedeutenden Reichsabtei Lorsch. Irgendwie hat diese Region mit ihren Schnittstellen ja stets die Interessen Vieler bewegt:
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Ein edles Gotteshaus für zwei Konfessionen

Die Simultankirche in der alten Residenzgemeinde Dirmstein

Nur wenige Kurpfälzer wissen, dass die Simultankirche in der alten Residenzgemeinde Dirmstein (bei Grünstadt) zu den prächtigsten Pfarrkirchen der Diözese Speyer gehört. Als Architekt des 1746 vom Wormser Weihbischof Christian Albert von Merle dem Heiligen Laurentius geweihten Gotteshauses gilt der legendäre Würzburger Hofbaumeister Balthasar Neumann. Die Kirche wurde im Auftrag von Franz Georg von Schönborn erbaut, der als Erzbischof und Kurfürst von Trier am 17. Juni 1732 auch zum Bischof von Worms ernannt worden war. Ihm lag der Kirchenbau in Dirmstein besonders am Herzen, denn er hatte hier, neben Ladenburg auf der rechtsrheinischen Seite, seine Landresidenz.
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Das Werk eines großen Baumeisters

Die Jugendstilkirche in Neulußheim war das letzte Werk von Hermann Behaghel
Nach nahezu 16 Monaten ist die Innen-Restaurierung der evangelischen Kirche in Neulußheim weitgehend abgeschlossen. Das gewohnte Bild der letzten vier Jahrzehnte erfuhr nicht nur eine farbliche Veränderung, weg von der nüchternen weißgrauen Tönung, hin zu dem freundlichen, warmen Grundton in ocker, der durch farbliche Absetzungen die Formen der Pfeiler und Leibungen an Bögen und Fenstern hervorhebt. Vor diesem Hintergrund treten die schmückenden Blumen-, Glocken- und Rankenornamente an Gurt- und Rundbögen, an Fenstern und Kassetten wirkungsvoll hervor und lassen das stimmungsvolle Bild am Tage der Einweihung, 28. November 1909, erahnen.

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Jesuiten prägten die Entwicklung der Kurpfalz

Der Seelsorger (Operarius) des Kurfürsten Carl Philipp (1661 – 1742), Franz Seedorff, der Seelsorger Matthäus Vogel, der Fabeldichter und Bibliophile Francois Joseph Terrasse Desbillons und der in der Mannheimer Sternwarte forschende Hofastronom, Landvermesser und Kartograph Christian Mayer trugen alle ein „SJ“ hinter ihrem Namen. Damit bekannten sie sich zum Jesuitenorden, der 1534 von Ignatius von Loyola gegründet worden war. Weiterlesen

"Ecclesia parochialis in Hochekein"

Mit eine der Keinzellen von Hockenheim ist die katholische Pfarrei, deren erste Erwähnung bereits aus dem Jahre 1364 stammt. Heute sind sich die Geschichtswissenschaftler aber fast sicher, daß dies auf keinen Fall das Entstehungsjahr der ersten Kirche in der Stadt war. In einem alten Rechnungsbuch, in dem die Pfarrgemeinde zum ersten Mal genannt wurde,
ist folgender Eintrag zu lesen: „… ecclesia parochialis in Hochkein Spirensis diocesis, cuius fructus 12 march. argenti fuit …“
(Pfarrkirche in Hockenheim, Speyerer Diözese, deren Früchte 12 Mark Silber gewesen sind). Für die damalige Zeit war dieser Betrag recht enorm. Ihn konnte nur eine Gemeinde mit einer gewissen Größe und einem entsprechenden, in den Jahren gewachsenen Wohlstand abführen. Als Kirchenpatron wurde schon damals der Heilige Georg erwähnt.
Diese erste, 1364 genannte Pfarrkirche, deren Ursprung noch immer im Dunkel der Geschichte verborgen liegt, wurde bereits 1490 durch einen gotischen Neubau abgelöst. Über den Zustand dieser Kirche gibt es einen Vermerk aus dem Jahre 1650. Darin ist zu lesen, daß die obere Hälfte des Turmes eingestürzt und das Langhaus dadurch zerschmettert worden sei. Nach einer Besetzung durch französische Truppen waren 1736 die Kirchenstühle „totaliter ruiniret“. Trotz der Wiederherstellung war das Schicksal der alten Kirche besiegelt. Sie wurde Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen, denn sie war erneut zu klein, aber auch wiederum baufällig geworden. Eine Erinnerung an diese alte Kirche ist noch heute der gotische Turm mit dem Grundstein von 1490 über der Festhalle.
An der selben Stelle entstand 1814 bis 1819 eine neue Kirche, die vom großherzoglichen Baumeister Weinbrenner entworfen worden war. Die darin untergebrachten 500 Kirchenplätze reichten trotz des Einbaus einer Empore nur bis 1911. Für die immer weiter wachsende katholische Pfarrgemeinde mußte ein neues Gotteshaus erstellt werden. Da bereits
zwischen 1894 und 1896 an der Oberen Hauptstraße, Ecke Heidelberger Straße, also am Fortuna-Eck, das Pfarrhaus errichtet worden war, bestimmte der katholische Stiftungsrat nach Rücksprache mit der Stadtverwaltung das Gelände des ehemaligen Brauerei-Gasthauses „Zum Schwarzen Lamm“ zum neuen Standort. 1911 konnte die im reinen Jugendstil
errichtete Georgskirche schließlich nach nur zweijähriger Bauzeit eingeweiht werden.
Nach diesem kurzen Rückblick auf die Geschichte der vier katholischen Kirchen sollte noch kurz auf die Besetzungspraxis der Pfarreien eingegangen werden. Zur Zeit der ersten Erwähnung hatte das Bistum Speyer, also der Bischof, das Recht, den Pfarrer einzusetzen. Dies blieb so bis ins 18. Jahrhundert, als es zwischen dem Fürstbistum und der Kurpfalz zu einem Streit über dieses Recht kam. Die Hintergründe dazu waren in dem ständigen hin und her nach der Reformation zu suchen. Nach langen Verhandlungen einigte man sich darauf, in Zukunft nach einem Dreierrhythmus den jeweiligen Pfarrer einzusetzen: zweimal der Kurfürst von der Pfalz und einmal der Bischof von Speyer.
Nach der Gründung Badens ging 1805 das Patronatsrecht an den Großherzog über. Und erst sei der Abschaffung der Monarchie nach dem 1. Weltkrieg setzt der Erzbischof von Freiburg den neuen Pfarrer in Hockenheim ein. So war der 1917 seine Amtszeit beginnende Stadtpfarrer Josef Englert der letzte Pfarrer, der durch den Großherzog berufen wurde. Der spätere Ehrenbürger der Rennstadt, Dekan Johannes Beykirch, war der erste katholische Pfarrer von Sankt Georg, der vom Freiburger Erzbischof eingesetzt wurde.
Auch wenn sich das Stadtbild in den vergangenen Jahrhunderten geändert hat  der gotische Festhallenturm und noch mehr aber der weithin sichbare Jugendstilturm der Georgskirche sind und bleiben ein Symbol einer lebhaften Vergangenheit. (og)