Das Rheintal und seine Wälder

waldweideDer Übergang vom ungenutzten Naturwald zum genutzten Kulturwald im Rheintal erfolgte spätestens vor 5.000 Jahren
Viele Städte und Dörfer der oberrheinischen Tiefebene wurden nicht im dichten Wald gegründet. Äcker, Felder, und baumarme Weideflächen waren in der Rheinaue und im Rheintal dort landschaftsbestimmend, wo heute hoch aufragende Wälder stehen. Die Umformung der „Urwälder“ zu Feld-Wald-Landschaften liegt Jahrtausende zurück. Die Baumart Kiefer war bereits in diesen Wäldern vertreten. Seit dem Mittelalter ist die Gestaltung der Feld-Wald-Landschaft mit künstlichem Anbau von Eiche, Kiefer, Buche dokumentierbar. Auch in der Rheinaue wurden seit über 1.000 Jahren Kulturwälder geschaffen. Das Naturerbe Kulturwald soll auch in Zukunft nachhaltig genutzt und geschützt werden. Weiterlesen

Renaissance der alten Reben

uropa_im_weinbergAuf der Suche nach historischen Rebsorten
Auf den Karten der Pfälzer Weingüter stehen meist die gängigen Sorten: Riesling natürlich, Burgunder, Dornfelder, bisweilen auch Muskateller oder St. Laurent. Doch die Vielfalt der Rebsorten ist weit größer als das, was sich heute auf Weinkarten oder in den Weinbergen findet. Denn neben den Sorten im Anbau – in der Pfalz beispielsweise sind 121 Sorten offiziell zugelassen – gibt es eine Fülle historischer Rebsorten. Weiterlesen

Vergessene Kulturgüter mitten im Wald

Triftbach im Pfälzerwald (Foto: Haus der Nachhaltigkeit/Pfalz-Infomailing18052016)Triftbäche und Wooge: Geschichte(n) im Pfälzerwald
Im Pfälzerwald glitzert und rauscht es in jedem Winkel. Das Biosphärenreservat ist reich an Gewässern, seine Bewohner haben sich das Naturgeschenk von jeher zu Nutzen gemacht. Triftbäche und Wooge zeugen von der Zeit, als die Kraft des Wassers für den Holztransport oder den Betrieb von Mühlen genutzt wurde. Die oft steinernen, uralten Anlagen verfallen allerdings zunehmend. Um dieses Kulturgut zu bewahren und den einzigartigen Charakter der Landschaft zu erhalten, entwickelt das rheinland-pfälzische Umwelt- und Forstministerium ein Konzept, das vor allem neue touristische Attraktionen verspricht. Das Projekt heißt „Wooge und Triftbäche im Biosphärenreservat Pfälzerwald“. Weiterlesen

Tabakernte in der Pfalz

Seit 1573 in der (Kur-)Pfalz heimisch / Zunächst nur zur Zierde und als Heilpflanze
In der Pfalz, der Heimat des Tabakanbaus in Deutschland, hat die Ernte begonnen. Bis in den November werden nun die Blätter der Pflanzen geerntet, ob allerdings die angestrebte Menge von etwa 1.200 Tonnen zustande kommt, steht nach Meinung von Experten dahin: Die vielen Niederschläge der vergangenen Wochen sind auch den Tabakpflanzen nicht bekommen, derzeit rechnet man mit einem Minus von zehn bis 20 Prozent. Seit 1573, als Pfarrer Anselmann im südpfälzischen Hatzenbühl im Gemeindegarten Saatgut des empfindlichen tropischen Nachtschattengewächses setzte, ist der Tabaka in der Pfalz heimisch. Das Klima und der Boden in der Südpfalz waren für die Pflanze ideal, noch heute liegt das Zentrum des Anbaus rund um Kandel und Neupotz. Weiterlesen

"… auf ewige Zeiten zugehören"

Historisches Museum der Pfalz zeigt Ausstellung zum Jubiläumsjahr des Bezirksverbandes
Unter dem Titel „auf ewige Zeiten zugehören… Die Entstehung des Rheinkreises – 200 Jahre Bezirkstag Pfalz“ blickt das Historische Museum der Pfalz auf die Zeit vor 200 Jahren zurück: 1816 wird die Pfalz bayerisch und bekommt einen „Landrath“. Seit 1946 gehört die Pfalz zwar nicht mehr zu Bayern, sondern zu Rheinland-Pfalz, aber den 1816 gegründeten „Landrath“ gibt es in veränderter Form immer noch: Es ist der heutige Bezirkstag Pfalz. Die Ausstellung ist als Historisches Schlaglicht in die Sammlungsausstellung „Neuzeit“ integriert und noch bis 8. Januar 2017 zu sehen. Weiterlesen

Ohm- oder Ungeld wurde zur Getränkesteuer

Ein Wirt musste den Wein, den er ausschenkte, prüfen lassen
Der in Wiesloch 1497 bestehende Wein- und Fruchtzehnt eine zehntrechtliche Abgabe, die sich vom Ohm- oder Ungeld dadurch unterschied, dass erstere eine direkte Steuer war, die von der Herrschaft gefordert wurde, während letztere in den Wirtschaften im Verhältnis 2:1 für Obrigkeit und Gemeinde üblich war. Weiterlesen

Knochenarbeit in der Wersauer Schloßmühle

Wir schreiben das Jahr 1777:  Caspar Zahn betreibt zusammen mit seiner Frau Barbara, verwitwete Fessler, und deren Sohn Heinrich Fessler die Schloßmühle in Reilingen, die sie von der Kurfürstlichen Domänenverwaltung des Kirchheimer Zehnt gepachtet haben. Es ist 5.30 Uhr als Müller Zahn die Verankerung des gewaltigen Wasserrades löst und die
Antriebswelle für den Schrot und Mahlgang in Bewegung setzt.
Normalerweise läuft die Schloßmühle nahe der Ruine des Wersauer Schlosses zu dieser Zeit bei Tag und Nacht, aber in dieser Nacht waren die Mahlsteine neu geschärft worden. Überall liegen noch Werkzeuge wie Mühlpicke, Bille und Kraushammer um die Schrot und Mahlgänge herum. Heinrich Fessler füllt den Trichter über dem Schrotgang. Der 100 Kilogramm schwere Weizensack scheint morgens um halb sechs fast doppelt so schwer zu wiegen, als Müller Fessler ihn die kleine hölzerne Treppe hochträgt, die bei jedem Schritt ächzt und stöhnt. Mit einem Rauschen gleiten die Weizenkörner in den Trichter. Schnell werden noch die Mahlsteine für das Mahlgut eingestellt  und schon beginnt die Mühle zu klappern.
Inzwischen ist der Mühlbauer, ein Bauer aus Reilingen, eingetroffen. Er ist für das Aus und Einfahren des Mehles bzw. des Getreides zu den umliegenden Ortschaften zuständig. Um halb sieben ist der Leiterwagen bereits beladen, und die zwei schweren Kaltblüter der Schloßmühle werden vorgespannt. Der Mühlbauer macht sich auf den Weg nach Schwetzingen, um im kurfürstlichen Schloß das gemahlene Mehl abzuliefern und um auf dem Rückweg in Oftersheim und Hockenheim noch zu mahlendes Getreide aufzuladen.
Caspar Zahn holt eilig seine Sense und den Holzkarren, um Futter für die Kühe an der nahegelegenen Wiese entlang der Kraichbach zu mähen. Auf dem kleinen Holzsteg über die Bach, die sich vor der Mühle teilt, um das Wasser der Mühle zuzuführen, kommt ihm Johann Jacob Riedel entgegen und fragt nach, wann er sein Getreide nun mahlen könne?  Schnell ist ein Termin für 11 Uhr vereinbart. Auch Tobias Kölble steht bald neben Zahn und möchte mahlen. Auch er bekommt einen Termin vom stets freundlichen Müllermeister.
Es ist bereits 7 Uhr durch, als Zahn das Vieh im Stall hinter der Schloßmühle füttern kann. Kühe, Schweine, Ziegen und vier Pferde zählen zur Landwirtschaft. Ein Dutzend Gänse, einige Enten und jede Menge Hühner tummeln sich auf dem Mühlenhof. Die Mühle läuft in der Zwischenzeit auf Hochtouren, und Zahn muß seinem Stiefsohn unbedingt bei der Arbeit helfen. Ununterbrochen wird der Trichter des Mahlwerkes gefüllt, geschrotet und gemahlen.
Barbara Zahn hat in der Zwischenzeit die Stallarbeit beendet und bringt den Müllern das erste Vesper in die Mühle. Als es vom Reilinger Kirchturm 11 Uhr schlägt, steht pünktlich der Bauer Riedel mit dem Pferdefuhrwerk vor der Tür. Die Säcke werden abgeladen, gewogen und schon kann es losgehen. Da die Müller zu zweit in der Mühle sind, schickt Caspar Zahn den Riedelbauer in den Stall, um nach dem Rechten zu sehen, wieder Futter nachzulegen und, wenn noch Zeit bleibt, etwas Holz für den Herd zu hacken. Riedel darf dafür zum Mittagessen bleiben.
Nach etwa zwei Stunden ist es soweit: die sechs Zentner Weizen von Bauer Riedel sind gemahlen. Riedel bezahlt seine Schulden durch „Mildern“, dies bedeutet, daß etwa 1/14 vom zu mahlenden Weizen vom Müller als Lohn einbehalten wird.
Es ist nun höchste Zeit für Zahn, um nach den Bienen zu sehen, denn die Bienenzucht wurde schon immer von den Müllern der Schloßmühle betrieben. Auch in der Landwirtschaft muß dies und jenes noch erledigt werden. Außerdem müßte dringenst noch ein neuer Eisenreifen auf das hölzerne Ersatzrad des Leiterwagens vom Schmied aufgezogen werden. Per
Hand wird das wuchtige Rad in die Schmiede nach Reilingen gerollt. In der Zwischenzeit ist es Spätnachmittag geworden und damit etwas Zeit zum Ausspannen. Deshalb läßt sich Caspar Zahn etwas mehr Zeit als sonst und kehrt auf dem Rückweg zur Schloßmühle noch schnell in die überfüllte Gaststube des „Löwen“ ein. Es ist die Zeit der Stammtische der Bauern und Handwerker. Es wird heftig debattiert und  auf die neuen Steuerpläne der kurfürstlichen Regierung gescholten.
Zu Hause ist Heinrich Fessler allein bei der Arbeit, und jetzt ist auch noch Tobias Kölble eingetroffen. Da Zahn nicht in der Mühle ist, muß der Bauer selbst mit Hand anlegen. Die Dämmerung bricht herein und taucht die Mühle in das gespenstische Licht der kerzenbestückten Sturmlaternen. Müllermeister Zahn, zwischenzeitlich vom Stammtisch zurückgekehrt, steht
bis zum Bauch im Mühlgraben, um den Rechen zu reinigen, der vor dem Wasserrad grobe Teile im Wasser abhält.
Draußen ist es längst dunkel geworden und die beiden Müller fragen sich immer wieder, wo denn nur der Mühlenbauer geblieben sei? Immerhin stellt das Aus und Einfahren des Mehles und des Getreides eine Knochenarbeit dar. Der Lohnbauer muß die oft über 100 Kilogramm schweren Säcke zuerst vom Speicher des Kunden holen und dann das Mehl im Gegenzug wieder hinauftragen. Dafür gibt es da und dort ein Vesper und etwas zu trinken. Meist reicht man Wein oder
Bier  und es ist auch am heutigen Tag so. Gegen 22 Uhr klappern plötzlich die Hufeisen auf dem gepflasterten Mühlenhof und wie aus dem nichts steht das beladene Fuhrwerk auf dem Hof der Schloßmühle. Der Mühlenbauer schläft selig auf den Säcken seinen Rausch aus. Nur gut, daß die Pferde den Weg fast alleine finden.
Die Schloßmühle läuft auch in dieser Nacht durch auf vollen Touren. Zum einen wird die Tageseinfuhr verarbeitet, zum anderen kommen nachts Landwirte zum Mahlen. In dieser Nacht legt sich Zahn etwas aufs Ohr, und Fessler mahlt durch. Kurz vor Mitternacht kommt der Müllermeister zurück, in der Hand einen großen Krug mit frischem Most. Doch ganz auf
den Beinen können sich die zwei nicht halten, so daß beide in den frühen Morgenstunden im Mahlstüble friedlich vor sich hinschlummern.
Plötzlich: Es klingelt! Der Schrotgang ist leer. Beide, insbesonders Heinrich Fessler, schrecken auf und sind sofort hellwach. Es muß schnellstens Weizen nachgeschüttet werden, damit sich die schweren Mahlsteine nicht gegenseitig zerreiben. Jeder Schrot und Mahlgang hat eine Glocke, die meldet, wenn das Mahlgut durchgelaufen ist und die Steine aufeinanderlaufen. Die Brandgefahr ist durch Funkenflug in einem solchen Fall besonders hoch. Doch bald ziehen sich die beiden wieder in
die warme Mahlstube zurück. Ehe Heinrich Fessler wieder einnickt, hört man ihn murmeln: „Jetzt fehlt nur noch, daß die Kuh kalbt …“ (og)

Um sechs Uhr kommen die ersten Kunden

Samstag früh, 2 Uhr: Für Ralph Hauk beginnt ein 17stündiger Arbeitstag auf dem Mannheimer Wochenmarkt vor dem alten Barockrathaus. Inmitten von Markthändlern, die Obst und Gemüse, Wurst und Käse, türkisches Fladenbrot, Oliven und andere mediterrane Spezialitäten anbieten, baut der 39jährige Mannheimer gemeinsam mit seiner Frau Ute seinen Stand auf. Mit der Farbenpracht der anderen Stände kann sich sein Angebot nicht messen: Dort stehen Marktfrauen und männer zwischen Äpfeln aller Couleur, Orangen, leuchtend violetten Pflaumen, purpurnen Tomaten und allerhand anderer gesunder Leckereien aus der Region und aus aller Herren Länder. Doch dafür hat in dem kleinen Familienbetrieb bis „Johanni“ niemand einen Sinn. Denn von Anfang April bis zum 24. Juni dreht sich bei den Hauks alles um das delikate Liliengewächs, für das die badischen und pfälzischen Anbaugebiete der Kurpfalz zurecht seit langem berühmt sind: den Spargel.
„Natürlich bieten auch die anderen Stände hochwertigen Spargel an. Unsere Familie kümmert sich bereits in der dritten Generation während der Saison ausschließlich um Spargel. Danach bieten wir wieder Gemüse und Obst, vor allem Äpfel und Birnen von der Bergstraße, an“, erzählt der Händler. Ralph Hauk bezieht die weißen und grünen Stangen hauptsächlich aus Baden, ein kleiner Teil stammt aus der französischen Camargue: „Auf unseren sandigen Böden fühlt sich der Spargel einfach wohl. Aus Bürstadt, Reilingen, Hockenheim und Neulußheim kommen besonders gute Exemplare. Den grünen Spargel bekomme ich von Erzeugern aus der Griesheimer Gegend.“ Der grüne Spargel, in Frankreich und Italien seit
langem ein fester Bestandteil der kulinarischen Kultur, fristete in Deutschland lange ein bedauernswertes Mauerblümchendasein. Doch das hat sich gründlich geändert. „Die Deutschen sind experimentierfreudiger geworden  grüner Spargel ist mittlerweile richtig „in“. Ich brauche seit einigen Jahren immer mehr als im Vorjahr“, freut sich Ralph Hauk.
Die Arbeit während der Spargelsaison ist kräftezehrend. Bereits am Vorabend müssen sich die Händler das begehrte Gemüse auf Auktionen im Großmarkt ersteigern. Dann bleiben wenige Stunden Schlaf, bevor um 0.30 Uhr der Wecker klingelt. Schon um 6 Uhr kommen die ersten Kunden. Auch an den Hauks gehen diese Wochen nicht spurlos vorbei: „Diesen Schlauch kann man dreimal die Woche nur durchstehen, weil das Ganze ein Saisongeschäft ist. Und außerdem: Geld ist schließlich nicht alles …“.

Gericht belegt Schwarzfischer mit milder Strafe

Die Altlußheimer, von altersher mit dem Fischfang eng verbunden,
wehrten sich noch im 17. und 18. Jahrhundert mit Eingaben und mit
Schwarzfischerei gegen die Beschneidung der freien Fischwaid.
Während früher Jagd und Fischfang „Allmendgut“ waren und von
jedermann frei ausgeübt werden konnten, ging nach und nach nichts
mehr ohne herrschaftliche Konzession.

Entsprechende Hoheitsrechte reklamierten bereits Könige und
Landesherren ab dem frühen Mittelalter. In speziellen
Fischereiordnungen legten die Pfalzgrafen beziehungsweise
Kurfürsten alles, was mit der Fischereigerechtigkeit
zusammenhing, fest. So wurde bestimmt, daß an Sonn und Festtagen
nicht gefischt werden durfte, welche Strafe für
Vertragsverletzungen anzusetzen war bis hin zu
Pflichtversäumnissen der Zünfte und ihrer Genossen.

Über Streitigkeiten unter den Fischern und Pflichtverletzungen
gegenüber der Obrigkeit befand ein besonderes Fischereigericht,
die „Rheinruge“. Im kurpfälzischen Einzugsbereich kamen im 18.
Jahrhundert die Fischer aus bis zu 18 Orten zwischen Altlußheim,
Speyer und Hamm in Mannheim unter freiem Himmel nahe der
Rheinbrücke zusammen. Das Erscheinen aller Fischer war Pflicht,
auch für die Fischer aus dem fürstbischöflichspeyerischen Gebiet
südlich von Altlußheim und für die „Lossemer“ selbst, die ja
Exklave ein Besitz des Klosters Maulbronn und später des Hauses
Württemberg waren.

Angeführt wurden die Fischer von ihren Zunftmeistern oder
Rheingrafen, die neben dem Hofkammeramt, dem Haushofmeister, dem
Küchenschreiber und dem Zollschreiber am Vorstandstisch saßen.
Die Fischer hingegen standen um diesen Tisch herum und bildeten
den sogenannten „Umstand“. Die Fischer mußten als Zunftbeitrag 30
Kreuzer bezahlen, Ausländer, das waren alle Nichtpfälzer (also
auch die Altlußheimer), mußten hingegen zwei Gulden entrichten.
Eine Witwe, die das Gewerbe des Mannes fortführte, zahlte jeweils
die Hälfte.

Die Altlußheimer fischten damals auf den verschlungenen
Rheinarmen, in den Altwässer wie der „Silz“ oder dem
„Salmengraben“. Dabei hatten sie die Pflicht, Fische nach
Heidelberg und entsprechendes Entgelt nach Maulbronn zu liefern.
Ein Umstand, den die Altlußheimer stets mit allerlei Tricks zu
umgehen versuchten. Sie gaben die Fische lieber dorthin, wo es
auch etwas zu verdienen gab.

Im Jahre 1700 stellte sich der ertappte Fischer Heinrich Freimann
laut Niederschrift in alten Protokollen unwissend und meinte, daß
mit der Ersteigerung der Rheinwässer es den Fischern freistehe,
ihre „Ernt an End und Orten, wo wohlgefällig“ zu verkaufen.
Dieser Meinung war die kurfürstliche Hofkammer in Heidelberg aber
ganz und gar nicht und forderte daher sehr nachdrücklich den
„Markt allkier mit Fischen zu halten, damit an Fischen kein
Mangel erscheine“.

Doch nicht nur die Hofkammer ermahnte die Altlußheimer Fischer.
1707 schrieb der Zehntmeister des Klosters Maulbronn einen
ungewöhnlich geharnischten Brief an Schultheiß und Gericht
(Gemeinderat) zu Altlußheim. Darin wurden sie aufgefordert,
„sämmtlichen Fischern zu bedeuten, daß, wenn sie den Winter über
keine Fische anhero bringen wollen, man selbigen den Sommer über
den Verkauf auch nit gestatten werde“. Die Lage spitzte sich zu
und wurde vor die „Rheinruge“ getragen.

In der Verhandlung trugen die Fischer vor, daß das Dorf jahrelang
unter durchziehenden Truppen und französischen Verbänden zu
leiden gehabt hätte. Außerdem hätten die Generalität und die
Offizierskorps einen Großteil des Fischfangs durch
Fouragierkommandos abholen lassen. Die Drangsal der Besatzer sei
gar so weit gegangen, daß man sie mitunter von Haus und Hof
vertrieben habe. „Kein Fischschwanz nicht haben wir behalten
dürffen“, so die Aussage vor dem Fischereigericht. Beim Rückzug
der Franzosen seien gar 37 Nachen beschlagnahmt worden. Die
Einwohner des Dorfes seien dadurch vollends verarmt.

Das Fischereigericht hatte mit den Altlußheimer Fischern ein
Einsehen und verlangte daher von den verarmten Genossen nur den
Pachtzins für zwei Jahre, nicht jedoch ein Ersatz für die
entgangenen Naturallieferungen. Die Klagen über das verbotene
Fischen mit Fischreusen an Son und Festtagen wurde gänzlich
niedergeschlagen.

Trotzdem hatten die Altlußheimer Pech: Bereits am anderen Tag
wurden die Fangplätze vom Kurfürstlichen Rentamt neu verpachtet.
Wegen den unsicheren Zeitverhältnissen boten die Fischer aber
recht wenig und so gingen die Fanggründe für billiges Geld an
andere Fischer.

Als 1797 das linke Rheinufer von den französischen Truppen erneut
besetzt und kurz darauf abgetreten werden mußte, fand auch das
Jahrhunderte alte Fischereiwesen am Rhein bei Speyer ein Ende.
Die Zünfte wurden aufgelöst, ebenso fanden keine Sitzungen der
„Rheinruge“ mehr statt  zumal es mit der kurpfälzischen
Herrschaft auch bald zu Ende gehen sollte.

Die Altlußheimer Fischer wären aber keine Altlußheimer gewesen,
wenn sie nicht doch einen Weg gefunden hätten, frischen Fisch zu
fangen. Man mußte halt nur bei „entsprechender Zeit“ die Netze
auswerfen und sich beim Einholen der Fischreußen nicht erwischen
lassen . . . (og)

                                      

Die Fischer von Ketsch

Da das alte Fährmannshaus am Ketscher Rheinufer baufällig
geworden war, wurde ein neues geplant und 1790 errichtet. Dieser
neuen Fergenunterkunft war aber kein Glück beschieden, denn
bereits vier Jahre später wurde es von einem schweren Sturm
beschädigt und 1801 gar vom noch ungezähmten Rhein unterspült.
Dem Fährmann Thomas Jünger und seiner Familie blieb nichts
anderes übrig, als das vom Einsturz bedrohte Haus zu räumen.
Anders als in den Jahrhunderten zuvor wurde das recht große
Gebäude aber nicht wieder erneuert. Die Auswirkungen der
Revolutionskriege mit Frankreich, die Auflösung der Kurpfalz und
des Fürstbistums Speyer und schließlich die 1820 beginnende
Rheinregulierung durch Tulla verhinderten immer wieder das
geplante Vorhaben.
Der Fährbetrieb litt nicht nur unter dem sich immer wieder
wechselnden Frontverlauf sondern auch unter einer zunehmenden
Reparaturhäufigkeit der Fähre. Auch die Umgebung der Anlegestelle
veränderte sich ständig. Aus alten Unterlagen ist zu entnehmen,
daß 1801 „die Höhen des Ufers zwischen Bronnen und Färchenhauß“
vor dem Einrutschen wegen ständiger „Schwämmungen“ geschützt
werden mußten. Dabei handelte es sich um den Bereich des späteren
Enderlegartens zwischen dem Dorfbrunnen an der Brühler Straße und
dem Bruchgraben, wo das Fergenhaus (Fährhaus) stand.
Die gesamte Uferböschung wurde mit Steinen, Erde und
Weidengeflecht aufgefüllt und bepflanzt. Bereits 1804 versuchte
das kurfürstlich-badische Rentamt das rund neun Ar große Areal zu
verkaufen, nachdem ein Teil bereits an den Einhornwirt Philipp
Jakob Knittel verkauft worden war. Um 1885 wurde diese Wirtschaft
übrigens in „Enderle“ umgenannt.
Das Gelände um das ehemalige Fährenhaus wird noch um 1815 in den
Akten als „Herrschaftliches Fischerplätzchen“ geführt, aber 1816
kaufte dann der Einhornwirt den restlichen Bereich, so daß das
ganze Fährengelände (heute in etwa der Bereich zwischen Café
Rheininsel und der Tankstelle) an ihn fiel.
Der Ketscher Heimatforscher Robert Fuchs nimmt an, daß erst
später nach 1833, als die Familie Stratthaus das „Einhorn“
übernahm, das Gelände, das Enderlegarten genannt wurde, als
Bierausschank ausgebaut wurde. Er vermutet sogar, daß der später
beliebte Biergarten erst nach der Umbenennung des Lokals in
„Enderle“ um 1885 entstand. Der Biergarten blieb bis nach dem
Zweiten Weltkrieg erhalten und wurde Anfang der 50er Jahre als
Hausgrundstück verbaut.
Eng mit dem Grundstück ist auch die Geschichte der Ketscher
Fischer verbunden. Sie nutzten das Gelände um das Fährenhaus als
sicheren Platz in der Nähe des Rheines, um ihre Geräte, Netze und
Boote aufzubewahren. Fischer und Fährleute kamen stets gut
miteinander aus, oft übte man ja beide Berufe gleichzeitig aus.
So war der bereits erwähnte Fährmann Thomas Jünger zugleich noch
Fischmeister und Rheingraf. Um 1830 schlossen sich die Fischer
Heinrich Gredel, Philipp Jakob Leiberich, Kaspar Limbeck, Adam
Gredel und Wilhelm Rohr zu einer Konsortium zusammen, um die
Ketscher Fähre gemeinsam zu betreiben.
Eines sei noch am Rande vermerkt: Es war übrigens just dieser
Enderlegarten, in dem der Angelsportverein 1928 in den 30er
Jahren seine ersten Fischerfeste feierte. Daß sich daraus einmal
das wohl bekannteste Fischerfest der ganzen Region, das Ketscher
Backfischfest, entwickeln sollte, daran dachte zu dieser Zeit
wohl noch niemand. (og)

Die leeren Weinfässer von Assenheim

Das Dorf Assenheim ist als fränkische Gründung im Jahr 777 im
Lorscher Kodex erwähnt. Es gehörte zunächst dem
Benediktinerkloster Weißenburg und stand dann jahrhundertelang
unter der Lehensherrschaft der Grafen von Leiningen. Entlang der
Dorfstraße entwickelte sich Assenheim zu einem typischen
Straßendorf mit Kirche und Rathaus im Zentrum. Östliches
Bebauungsende war der bereits um 1392 erwähnte Limburger
Klosterhof.

Seit der Angliederung der linksrheinischen Gebiete an Frankreich
im Jahre 1797 gehörte Assenheim zum Kanton Mutterstadt im
Arrondisement Speyer des Departement Tonere (Donnersberg) und
später zum Bezirksamt Ludwigshafen im „Bayerischen Rheinkreis“.

Früher gab es wegen mangelnder chemischer Mittel gegen Schädlinge
viel mehr Mißernten und Krankheiten in den Weinbergen als heute.
Eine solche Mißernte traf im Jahre 1529 auch die Gemeinde
Assenheim. Die Fässer in den Kellern blieben leer, im Wirtshaus
gab es keinen Schluck des edlen Rebensaftes mehr und
Niedergeschlagenheit lastete auf den Gemütern der Assenheimer, da
die Arbeit eines ganzen Jahres jetzt nun ohne Lohn blieb.

Es war Weihnachten geworden und die Assenheimer stapften durch
den tiefen Schnee zur Christmette. Zuvor aber hatten sie nicht
vergessen, im Garten die Obstbäume zu wecken, denn diese durften
die Christmette nicht verschlafen, sonst trugen sie im nächsten
Jahr keine Früchte. So jedenfalls wollte es der Brauch seit
altersher.

Nach der Christmette, als die Assenheimer Wirtsfamilie gerade zu
Bett gehen wollte, klopfte es am großen Hoftor. Eine schlanke,
großgewachsene Frau, das Gesicht mit einem Schleier verhüllt, bat
darum, sich aufwärmen zu dürfen. Sie nahm am Tisch Platz und ließ
sich den ihr angebotenen Hirsebrei schmecken. Sie komme vom
Gebirge, meinte sie, und ihr Ziel sei nicht mehr weit.

Die freundlichen und hilfsbereiten Wirtsleute wollten ihr einen
Umhang und eine Laterne holen, aber als sie in die Stube
zurückkehrten, war die Frau gegangen, ohne im frischen Schnee
eine Spur hinterlassen zu haben. Auf dem Tisch lagen
wunderschöne, rote Blüten, die herrlich nach Wein dufteten. Der
Wirt nahm eine solche Blüte, rieb an deren Unterfläche, und der
Weinduft verbreitete sich schnell in der ganzen Wirtsstube. „Das
sind Weinrosen“, sagte der Wirt feierlich, „wenn sie in der
Christnacht blühen, gibt es im nächsten Jahr eine gute Ernte.“

So geschah es dann auch. Die Fässer des Wirtes reichten kaum aus,
um den Segen des folgenden Jahres zu fassen. Man erinnerte sich
an die Frau im Schleier, aber niemand wußte etwas von ihr und sie
wurde auch nie wieder in Assenheim gesehen.

Aus: Die Rheinpfalz, Rudolf Köstlmaier, 30.1.1996

Im Jagdrevier der Nibelungen

Am Abend bei einem Glas guten Weins auf der Burg Hirschhorn
wußten wir: „Der Odenwald hat es in sich, weit mehr als
erwartet.“ Ein langer Besichtigungstag lag hinter uns, angefüllt
mit Burgen, Schlössern, Rathäusern, Kirchen und Geschichtszahlen.
Und das alles in einer sanftgewellten Mittelsgebirgslandschaft
mit ausgedehnten Mischwäldern zwischen Rhein, Main und Neckar 
ehedem, wie die Sage es erzählt, das Jagdrevier der Nibelungen.
Im sinkenden Licht blickten wir hinunter ins Neckartal und auf
die Dächer des mauerumgürteten Städtchens Hirschhorn.

In Darmstadt, dem „Tor zum Odenwald und zur Bergstraße“, hatten
wir am frühen Morgen unsere zweitägige Autoreise angetreten. Über
die B 26 führte sie zunächst nach GroßUmstadt, der „Odenwälder
Weininsel“, wo es ein RenaissanceRathaus, eine spätgotische
Pfarrkirche und Adelshöfe zu besichtigen galt. Auf der
Ferienstraße AlpenOstsee, der B 45, vorbei an der trutzigen
Feste Otzberg und durch Höchst mit schönen Fachwerkbauten
gelangten wir zur Burg Breuberg, die mit ihren mächtigen
Wehranlagen das Mümlingtal beherrscht.

Bad König, das einzige Heilbad des Odenwaldes, zählt wahrlich
nicht zu den großen und mondänen seiner Zunft. Es ist vielmehr
ein kleiner, hübscher und (noch) beschaulicher Kurort mit
Fachwerkhäusern, dem Alten und Neuen Schloß und einer
Friedhofskapelle aus dem 11. Jahrhundert. Für seine Gäste hält es
ein modernes Kurzentrum mit Thermalbewegungsbad, einen Kurpark
und ein breites Aktivitätenangebot bereit.

Historie gebündelt gab es in Michelstadt, das 741 als
„Michlinstat“
erstmals urkundlich erwähnt wurde. Einhard, der
Berater und Biograph Karls des Großen, erhielt 814 die
Michelstadt von dessen Sohn Ludwig dem Frommen zum Geschenk. Im
Ortsteil Steinbach hinterließ Einhard mit der gleichnamigen
Basilika eines der seltenen noch erhaltenen Beispiele der
karolingischen Baukunst.

In Michelstadt wird Geschichte gleichsam lebendig: In der
Stadtkirche aus dem 15. Jahrhundert mit wertvollen Grabmälern, in
der Kellerei mit dem Odenwald und SpielzeugMuseum, in
zahlreichen Fachwerkhäusern und in der turmbewehrten Stadtmauer.
Sein unverwechselbares Wahrzeichen freilich ist das mit offener
Ständerhalle und Erkertürmchen höchst originelle und malerische
FachwerkRathaus aus dem Jahre 1484. Versteht sich, daß wir zum
Wasserschloß Fürstenau hinausfuhren und ebenfalls zum barocken
Jagdschloß Eulbach mit Englischem Garten, Wisentgehege und Resten
von Römerkastellen des nahen Limes. Und wer Zeit dazu hat: eine
LimesWanderung lohnt allemal.

Im benachbarten Erbach war der Besuch des Deutschen
Elfenbeinmuseums mit mehr als 1.000 Exponaten aus aller Welt
unerläßlich. Sehr eindrucksvoll der weite Schloßplatz mit der
imposanten Barockfront der Residenz der Grafen zu ErbachErbach,
mit dem Rathaus aus dem 16. und der Pfarrkirche aus dem 17.
Jahrhundert. Franz I. (1754 bis 1823), der die Elfenbeinkunst
nach Erbach brachte, füllte sein Schloß mit reichen Sammlungen
antiker Kunstgegenstände, mittelalterlicher Waffen, kapitaler
Hirschgeweihe und afrikanischen Jagdtrophäen.

Am Galgenberg von Beerfelden kommt man nicht vorbei  wenn nicht
des „dreischläfrigen“ Galgens von 1597, so doch des gerühmten
Fernblicks über die rund 600 Meter hohen Kuppen des Odenwalds
wegen. Im Ort betrachteten wir den ZwölfRöhrenBrunnen, die
Fassung der Mümlingquelle, und ein wenig außerhalb den über
einhundert Jahre alten HimbächelEisenbahnviadukt, um dann
Hirschhorn im Neckartal zuzustreben.

Nach einer Nacht im RenaissanceGemäuer mit neuzeitlichem
Komfort, machten wir uns auf den Rückweg über WaldMichelbach
nach Grasellenbach, an dessen Siegfriedbrunnen (den übrigens auch
andere Orte für sich reklamieren) der grimmige Hagen von Tronje
den jungen Helden mit dem Speer niedergestreckt haben soll.

Ein Stück auf der Siegfriedstraße, die Lorsch mit dem bayerischen
Amorbach verbindet, und wir erreichten den Heilklimatischen
Kurort Lindenfels, hoch auf einem Bergrücken, gekrönt von
wuchtigen Burgmauern mit freiem Blick über Berg und Tal. Die
Nibelungenstraße entführte uns sodann in die erdgeschichtliche
Frühzeit, zum Felsenmeer bei Reichenbach. Nach kurzer Fahrt über
OberRamstadt kündigte sich Darmstadt, die einstige Residenz der
Landgrafen und späteren Großherzöge von HessenDarmstadt, und die
Endstation unserer 210 Kilometer langen OdenwaldRundreise, mit
seinem JugendstilWahrzeichen an  mit dem Hochzeitsturm auf der
Mathildenhöhe.

Aus: RNZ, 11.2.1989, Heinz Bischoff

Holzdiebstahl wurde zum Volkssport

Aus dem Jahr 1837 ist eine Mitteilung des Großherzoglich badischen Forstamtes in Schwetzingen erhalten, in der über „einfallende Rotten“ berichtet wird, die „in Schaaren Gehölz in die Dörfer der Hardt“ gebracht hatten, um es dort zu verkaufen. Worin lagen aber die Ursachen, daß sich der Forstfrevel zu einem Massenphänomen entwickelte?
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