Renaissance der alten Reben

uropa_im_weinbergAuf der Suche nach historischen Rebsorten
Auf den Karten der Pfälzer Weingüter stehen meist die gängigen Sorten: Riesling natürlich, Burgunder, Dornfelder, bisweilen auch Muskateller oder St. Laurent. Doch die Vielfalt der Rebsorten ist weit größer als das, was sich heute auf Weinkarten oder in den Weinbergen findet. Denn neben den Sorten im Anbau – in der Pfalz beispielsweise sind 121 Sorten offiziell zugelassen – gibt es eine Fülle historischer Rebsorten. Weiterlesen

Tabakernte in der Pfalz

Seit 1573 in der (Kur-)Pfalz heimisch / Zunächst nur zur Zierde und als Heilpflanze
In der Pfalz, der Heimat des Tabakanbaus in Deutschland, hat die Ernte begonnen. Bis in den November werden nun die Blätter der Pflanzen geerntet, ob allerdings die angestrebte Menge von etwa 1.200 Tonnen zustande kommt, steht nach Meinung von Experten dahin: Die vielen Niederschläge der vergangenen Wochen sind auch den Tabakpflanzen nicht bekommen, derzeit rechnet man mit einem Minus von zehn bis 20 Prozent. Seit 1573, als Pfarrer Anselmann im südpfälzischen Hatzenbühl im Gemeindegarten Saatgut des empfindlichen tropischen Nachtschattengewächses setzte, ist der Tabaka in der Pfalz heimisch. Das Klima und der Boden in der Südpfalz waren für die Pflanze ideal, noch heute liegt das Zentrum des Anbaus rund um Kandel und Neupotz. Weiterlesen

Eine königliche Rundreise durch die Pfalz

maxDie Inbesitznahme der Pfalz als neuer bayerischer Kreis durch König Max I. Joseph im Jahr 1816
Im Vertrag von München von 1816 gelang es den beiden einstigen Kriegsgegnern Bayern und Österreich, ihr gespanntes Verhältnis wieder zu normalisieren und sich auf einen verbindlichen Verlauf der gemeinsamen Landesgrenzen zu verständigen. Als Entschädigung für größere Gebietsabtretungen (z. B. Salzburg) an das Habsburger-Reich erhielt das Königreich Bayern die linksrheinische Pfalz. Weiterlesen

Geschichte weiß-blau – der Mythos Bayern

Das 19. und 20. Jahrhundert bilden den Schwerpunkt
Das neue Museums der Bayerischen Geschichte wird auf über 2.500 Quadratmeter in Regensburg den Mythos Bayern beleuchten. Das Museum wird damit in der Darstellung der Geschichte Bayerns seit  dem 19. Jahrhundert eine Lücke schließen – auch in Bezug auf die Zugehörigkeit der Pfalz zum Königreich Bayern. Ein Museum von und mit Bürgern für Bürger – dieser Ansatz ist einzigartig. Neben staatlichen Einrichtungen haben viele Menschen wertvolle Schätze und Objekte der Zeitgeschichte bereitgestellt und damit ihre ganz persönliche Geschichte verewigt. Weiterlesen

"… auf ewige Zeiten zugehören"

Historisches Museum der Pfalz zeigt Ausstellung zum Jubiläumsjahr des Bezirksverbandes
Unter dem Titel „auf ewige Zeiten zugehören… Die Entstehung des Rheinkreises – 200 Jahre Bezirkstag Pfalz“ blickt das Historische Museum der Pfalz auf die Zeit vor 200 Jahren zurück: 1816 wird die Pfalz bayerisch und bekommt einen „Landrath“. Seit 1946 gehört die Pfalz zwar nicht mehr zu Bayern, sondern zu Rheinland-Pfalz, aber den 1816 gegründeten „Landrath“ gibt es in veränderter Form immer noch: Es ist der heutige Bezirkstag Pfalz. Die Ausstellung ist als Historisches Schlaglicht in die Sammlungsausstellung „Neuzeit“ integriert und noch bis 8. Januar 2017 zu sehen. Weiterlesen

Die Pfalz unter bayerischer Herrschaft

Eine Entscheidung des Wiener Kongresses 1816 führt zur Neuordnung im Südwesten
Infolge der französischen Revolutionskriege fiel 1797/98 ein Großteil des linksrheinischen Gebiets samt der heutigen Pfalz an Frankreich. Die neuen Landesherren fassten einen Gutteil der pfälzischen Lande mit Rheinhessen im Departement du Mont-Tonnerre (Donnersberg-Departement) zusammen, dem ab Mai 1800 ein in Mainz residierender Präfekt vorstand. Zu dessen Unterstützung diente seit November 1800 – wie in allen anderen von Frankreich annektierten Gebieten – auch im Donnersberg-Departement ein Generalrat (Conseil general). Er war kein demokratisches Gremium, da seine 20 Mitglieder nicht gewählt, sondern von Napoleon Bonaparte aus dem Kreis der 600 Höchstbesteuerten berufen wurden. Seine Kompetenzen waren sehr begrenzt und lagen vor allem auf dem Gebiet der Steuererhebung und -verteilung. Nach Napoleons Niederlage und als Folge des Wiener Kongresses ging „das Gebiet auf dem linken Rheinufer“ am 30. April 1816 an das Königreich Bayern über. Weiterlesen

Schienen als Rückgrat des Verkehrs

schiffbrucke_speyerDie pfälzischen Eisenbahnen: Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung in Pfalzbaiern
Der 10. Juni 1847 war ein großer Tag: Überall in den Städten der Rheinebene wurde gefeiert und gejubelt, denn an diesem Tag nahm die erste pfälzische Eisenbahn ihren Betrieb auf und dampfte erstmals auf der Strecke von Ludwigshafen nach Schifferstadt und von dort nach Neustadt oder Speyer. Weiterlesen

Die Nahe – die schöne Unbekannte

Quellen und Felsen / Land der hl. Hildegard / Nördlicher Grenzfluß der Pfalz
Die Nahe, auf kurze Strecke Grenzfluß der Pfalz, ist den meisten Deutschen eine Unbekannte geblieben; fügen wir gleich bei: eine schöne Unbekannte. Behauptet sogar ein modernes Lexikon, die Nahe „entspringe in der Nordpfalz!“ (Der Große Herder, Band 6, Spalte 879). In Wirklichkeit entspringt die Nahe im saarländischen Bergland nördlich von Tholey bei dem Dorfe Selbach. In kurzer Entfernung fließt die Prims vorbei, jenseits des Schaumberges entspringt die Blies. Weiterlesen

Die Auflösung der Kurpfalz

1803: Angesehener weltlicher Reichsstand von der politischen Landkarte getilgt
Die Ratifikation des Reichsdeputationshauptschlusses tilgte im Frühjahr 1803 das Kurfürstentum Pfalz von der politischen Landkarte des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Nachdem der Friede von Lunéville im Februar 1801 den Verlust seines gesamten linksrheinischen Besitzes völkerrechtlich sanktioniert hatte, fielen jetzt die Oberämter Heidelberg, Ladenburg und Bretten, einschließlich der beiden Hauptstädte Heidelberg und Mannheim, an den Markgrafen von Baden; das Oberamt Lindenfels, Otzberg und die pfälzischen Anteile von Umstadt gingen in den Besitz des Landgrafen von Hessen-Darmstadt über; der Fürst von Leiningen-Hardenburg übernahm das Oberamt Mosbach, der Fürst von Nassau-Usingen das Unteramt Kaub. Damit hatten alle Teile des jahrhundertelang angesehensten weltlichen Reichsstandes neue Herren gefunden.
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Besuch des Königs als großes Familienfest

Erinnerungen an den Besuch von Bayerns König Maximilian I. Joseph in der Pfalz im Jahre 1816
Wie man sich im noch jungen bayerischen Rheinkreis trotz vieler Widrigkeiten wohl zu arrangieren verstand, zeigte sich am 22. Juni 1816 als König Maximilian I. Joseph ankündigte, die durch sein „Besitzergreifungspatent“ vom 30. April 1816 neugewonnenen Landesteile links des Rheins besuchen zu wollen. Die Reise wurde zur Triumphfahrt: „Münchener und andere bayerische Blätter, die von pfälzischen Ereignissen sonst wenig wußten, hatten jetzt viel über diese politische Reise zu berichten. Überall, wo der König, erschien, zu Germersheim, Landau, Bergzabern, Pirmasens, Zweibrücken oder Frankenthal, Kirchheimbolanden, Speyer, eroberte er sich die Herzen im Flug, die Bevölkerung sah in ihm den Hort ihrer Rechte, die Verkörperung ihrer Sicherheit, Ruhe und friedlichen Zukunft. Nur so versteht man die unbeschreibliche Freude, die dem Herrscher überall entgegenjubelte.“
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Der Eremit mit dem falschen Wanderstab

Schon manchem Wanderer ist in einem Weinberg auf der Forster Gemarkung „Kirchenstück“ ein hübscher barocker Bildstock aufgefallen. Wer sich damit beschäftigt hat, kommt unumwunden mit dem Heiligen Cyriakus in Kontakt. Er gilt als einer der wichtigsten Weinheiligen der Pfalz. Traditionell bringen ihm am 8. August die Weinbauern der Pfalz während einer Wallfahrt zur Stätte seines Wirkens, der Cyriakuskapelle bei Lindenberg, die ersten reifen Trauben zum Opfer dar. Weiterlesen

Der Eremit mit dem falschen Wanderstab

Schon manchem Wanderer ist in einem Weinberg auf der Forster Gemarkung „Kirchenstück“ ein hübscher barocker Bildstock aufgefallen. Wer sich damit beschäftigt hat, kommt unumwunden mit dem Heiligen Cyriakus in Kontakt. Er gilt als einer der wichtigsten Weinheiligen der Pfalz. Traditionell bringen ihm am 8. August die Weinbauern der Pfalz während einer Wallfahrt zur Stätte seines Wirkens, der Cyriakuskapelle bei Lindenberg, die ersten reifen Trauben zum Opfer dar. Schon die römischen Winzer opferten ihre ersten reifen Trauben dem Weingott Bacchus. Heute gehen die Volkskundler davon aus, daß die frühen christlichen Winzer der gallo-romanischen Pfalz diese Tradition fortsetzten und ihren Heiligen opferten.
Immerhin ist Speyer seit der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts ständig der Sitz eines Bischofs. Cyriakus lebte, so die Legende, als Einsiedler in der Nähe der erwähnten Kapelle. Sie ersetzte ab 1550 im Halsgraben der zerstörten Lindenburg einen älteren Vorgängerbau. Die Überlieferung berichtet, daß das Glöckchen der älteren Kapelle von Cyriakus stets solange geputzt wurde, bis es silbern glänzte. Und zum Dank habe es dann regelmäßig von alleine geläutet, wenn der Einsiedler von seinen weiten Wanderungen zurückkehrte. Die Pfälzer Winzer und Bauern liebten und verehrten den Mann sehr. Er fand überall offene Tore, Hände und Herzen. Er war schließlich auch eine besondere Gestalt in seiner verwitterten Kutte mit seinem langen silbernen Bart und seiner im Mondlicht glänzenden Glatze.
Am meisten soll es ihn nach Deidesheim gezogen haben, wo die alte Verbindung nach Lambrecht zutage tritt, die über die Waldweiderechte der Talgemeinde und den jährlich dafür fälligen Tributbock bestand. Die Legende berichtet weiter, daß Cyriakus auf dem Heimweg von einer langen Wanderung eine Einkehr suchte. Seine Beine waren so müde, daß er einen Wanderstab benutzte. Nachdem er am Ende eines Weinberges unterhalb des Wachenheimer Schloßberges bei der Wachtenburg etwas geruht hatte, nahm er nach dem Aufstehen noch etwas verschlafen vom Kammert-Wingert einen Lännerichbalken fort, der mit Weidenruten an die Stiffel gebunden war. Ganz in der Meinung, sich wieder auf seinen Wanderstock zu stützen, nahte er sich dem Wachenheimer Südtor, der Kirchpforte. Verdutzt blieb er stehen, denn das Tor tat sich nicht wie gewohnt von alleine auf. Er konnte rufen, klopfen, schreien, das gewaltige Tor blieb verschlossen.
Da kam, hundemüde, verschwitzt und staubbedeckt, den breiten Karst mit dem leeren Krug geschultert, ein alter Wachenheimer Winzer aus dem Feld heim. Der alten Überlieferung nach hatte der gute Mann nach getanem Tagwerk „Dorscht, Hunger, Schloof und einen Ekel vor de Erwet“.Er erblickte den heiligen Mann, der vergeblich versuchte, in die Stadt zu gelangen. Der Winzer war zugleich hellwach und seine Augen verzogen sich zu einem verschmitzten Lächeln. Woher er denn den Wingertsbalken habe, den er als Wanderstecken benutzte? Und da fiel es Cyriakus wie Schuppen von den Augen: Entwendet hatte er ihn, abgerissen vom Kammert-Wingert eines Winzers, zu dessen Schaden und zum Schaden des Weines.
Ohne auf seine Müdigkeit zu achten, ging der Eremit zurück an den Ort seiner Missetat und band den Balken wieder sorgfältig dort an, wo er ihn im Halbschlaf weggerissen hatte. Schnell waren die biegsamen Weidenruten, die er geschnitten hatte, wieder geknüpft und fast der alte Zustand wieder hergestellt. Cyriakus schleppte sich zurück an die Kirchpforte, die sofort aufsprang, als er wie immer noch fast hundert Schritte davor entfernt war. Wenn Heilige etwas wünschen, so ahnen sie den göttlichen Willen.
Der Heimatdichter Leopold Reitz beschrieb 1937 diese Szene des Heiligen Cyriakus folgendermaßen: „Ich möchte an einem schönen Herbsttag sterben. Gegen Abend, wenn der himmlische Weinherr seinen Knecht mit der Hippe in die Lese schickt. Dann will ich ihm mit Heiterkeit und Milde mein Herz hinhalten wie eine goldene Traube. Dann wird ein Bauer vorüberkommen, sein Käppchen abnehmen und sagen: Schade, er hat uns viel geholfen.“ Die Legende wird auf dem besagten Bildstock wieder lebendig. Betrachtet man die Steintafeln näher, sieht man unten rechts den Heiligen Cyriakus, der sich müde ausruht. Links entdeckt man den Kammert-Wingert, oben links wartet der Einsiedler auf Einlaß in die Stadt und rechts oben ist die alte Cyriakus-Kapelle aus dem 13. Jahrhundert oberhalb von Lindenberg zu erkennen. Der Bildstock dokumentiert aber zugleich auch den Erwerb eines Weinberges in der Lage „Kirchenstück“ durch Wilhelm Spindler im Jahre 1656.
Sowohl der Bildstock als auch die Kaufurkunde sind noch im Familienbesitz des noch heute bestehenden Weingutes. Was aber macht das „Forster Kirchenstück“ zu einem solch wertvollen und geschichtsträchtigen Weinberg? In alten Dokumenten ist zu lesen, daß er der wohl einzigste Wingert der Welt ist, an dem ein ganzes Regiment Soldaten im Parademarsch vorbeidefilierte. Dies geschah 1652, als das Königreich Spanien seine Besatzung nach Ende des Dreißigjährigen Krieges aus Frankenthal abzog. Unter dem Kommando des Oberst Julio Antonio Frangipani, er war ein Liebhaber der Weine vom „Forster Kirchenstück“, geschah dann das Unglaubliche: Die 800 Mann der Fußtruppen präsentierten ihre Musketen, 200 Reiter zogen die Säbel blank. Frangipani ließ sein Pferd niederknien und salutierte selbst mit dem Degen. Und dann erst der Vorbeimarsch der Spanier – das ist wiederum eine andere Legende der Kurpfälzer Geschichte(n).

Königliches Geschenk für Werinbold

UrkundeDie älteste Urkunde im Landesarchiv Speyer dokumentiert eine Schenkung König Ludwigs des Jüngeren aus demm Jahre 878
Im Frühjahr vergangenen Jahres ist es dem Landesarchiv in Speyer gelungen, den bis dahin im Staatsarchiv Luzern lagernden Gatterer-Apparat zu erwerben. Innerhalb eines Jahres konnte dieser Bestand von etwa 4.500 Originalurkunden und einer Sammlung zur Urkundenlehre (Diplomatik) von etwa 8.000 Kupferstichen, Originalsiegeln, Siegelabgüssen, wertvollen Handschriften und Frühdrucken so aufgearbeitet werden, daß er der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte. Seitdem erfreut sich diese vor allem Rheinhessen-Pfalz berücksichtigende Urkundensammlung, die im Wesentlichen aus der kurpfälzischen Verwaltung der in der Reformation säkularisierten Klöster erwachsen ist, immer größerer Beliebtheit.
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Langer Weg einer Sammlung

Gatterer-Apparat im Speyerer Landesarchiv vorgestellt
Die Präsentation des Gatterer-Apparats im Landesarchiv Speyer ist der Schlußpunkt der Bemühungen von Archivdirektor Karl-Heinz Debus, diese einmalige Samm­lung von unschätzbarem Wert für die hes­sisch-pfälzische und die gesamtdeutsche Ge­schichtsforschung aus Luzern nach Speyer ins Landesarchiv zu holen. Die Verhandlungen reichen zurück bis ins Jahr 1986. Damals bekam er ein „Signal“ von seinem Kollegen aus dem Staatsarchiv in Luzern, Anton Gössi, daß die Sammlung zum Verkauf stün­de. Weitere Gespräche wurden im No­vember 1993 geführt, wieder in Lu­zern, als dort das Staatsarchiv seinen Neubau einweihte. Damals waren sich die Schweizer bereits einig, daß „der Gatterer-Apparat als ureigenes pfälzisch-hessisches Material wieder nach Deutschland verkauft werden soll.“
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Ein New Yorker Kaufhauskönig aus der Pfalz

Der Untergang der Titanic in der Nacht vom 14. auf 15. April 1912 ging als eine der schlimmsten Katastrophen der zivilen Schiffahrt in die Geschichte ein. Auf seiner Jungfernreise vom englischen Southhampton nach New York rammte der 50 Millionen Mark teure Luxusliner einen Eisberg und riß bei seinem Untergang am 15. April 1912 um 2.20 Uhr rund 1.600 Menschen mit in die Tiefe. 700 Passagiere konnten von den zu Hilfe geeilten Schiffen „Carpatia“, „Prinz Adalbert“ und „Friedrich Wilhelm“ gerettet werden.
Was aber macht den Untergang der Titanic auch interessant für die regionale Geschichte der Kurpfalz? Grund dafür ist das auf dem Schiff ums Leben gekommene Milliardärsehepaar  Isidor und Ida Straus aus New York. Gebürtig waren beide aber in der linksrheinischen Pfalz: Isidor Straus stammte aus Otterberg, seine Frau Ida wurde in Worms geboren. Isidor wurde am 6. Februar 1845 in Otterberg bei Kaiserslautern als Sohn des jüdischen Handelsmannes Lazarus Straus und dessen Ehefrau Sara geboren. Die Eltern von Lazarus waren zwischen 1800 und 1803 von Niederkirchen nach Otterberg gezogen, wo sie 1808 den Familiennamen Straus annahmen. Zuvor hatten sie den Familiennamen Löser getragen.
Folgt man den alten Unterlagen und Dokumenten, müssen sich Lazarus und sein Bruder Emmanuel sowie sein Vetter Moritz aktiv an der Revolution von 1848 beteiligt haben. In Folge dieser Ereignisse wanderten die Verwandte bis 1850 nach Amerika aus und boten Lazarus an, ebenfalls in die Neue Welt nachzukommen. Streitereien in der pfälzischen Verwandtschaft waren schließlich ausschlaggebend, daß auch Lazarus im Mai 1852 die Pfalz verließ. Zwei Jahre später ließ er schließlich seine Frau mit den vier Kindern Isidor, Nathan, Hermine und Oskar Salomon nachkommen.
Zunächst siedelte sich Lazarus Straus in Talboton in Georgia an. Als Hausierer, in den USA ein geachteter Beruf, war er unterwegs und erwarb sich in den Jahren einen guten Ruf als fairer und ehrlicher Handelsmann. Isidor besuchte in der Zeit von 1856 bis 1861 tagsüber die Highschool, abends mußte er mit elterlichen Geschäft mitarbeiten. Sein Vater hatte sich in der Zwischenzeit mit einem Partner niedergelassen und betrieb ein Handelsgeschäft. Isidor selbst strebte eine militärische Karriere an. Als ihm aber Kameraden der Georgia Military Academie einen Streich spielte war der junge Mann derart erbost, daß er die Militärakademie verließ. Er beschloß, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, und Kaufmann zu
werden.
Seine erste Anstellung fand Isidor Straus als Sekretär bei einem leitenden Agenten einer Handelsgesellschaft, die Schiffe kaufen sollte, um die Blockade der Häfen der Südstaaten zu brechen. Um Waren aus England kaufen zu können, wurde mit einer abenteuerlichen Fahrt die Blockade gebrochen und über New York erreichte man nach Wochen England. Unterdessen hatte sich die ProStimmung für England wieder geändert und die Handelsdelegation reiste in die USA zurück. Isidor wurde empfohlen, die Großeltern in Otterberg aufzusuchen und dort die Entwicklung abzuwarten. Der junge Mann blieb einige Monate in seiner pfälzischen Heimat. Dort langweilte er sich aber so sehr, daß er zurück nach London ging, um bei seinem ebenfalls aus Otterberg stammenden Onkel Jacob in dessen Geschäft zu arbeiten.
Geschäftsreisen führen Isidor immer wieder in die USA und quer durch ganz Europa. Erst nach Ende des amerikanischen Bürgerkrieges kehrte er zu seinen Eltern zurück, deren Haus in Columbus während des Krieges zerstört worden war. Der mittlerweile 57jährige Lazarus fing noch einmal von vorne an und eröffnete in New York einen Geschirrgroßhandel. Nach einer schwierigen Anfangsphase entwickelte sich das Geschäft gut und Isidor investierte seinen in England erzielten Gewinn von 10.000 Golddollar in den Kauf eines Geschäftshauses in New York. 1869 wurde von ihm dort die Niederlassung der Firma Helbing & Straus (ein Bruder seines Vaters) aus San Francisco übernommen.
Isidors Bruder Nathan, der auch am Geschäft beteiligt war, nahm Verbindung zum größten amerikanischen Kaufhaus R.H. Macy auf. Nach dem Tod des Besitzers wurden sie dort Teilhaber. Bereits seit 1882 engagierte sich Isidor auch politisch und wurde schließlich 1894 für die Demokraten ins Repräsentantenhaus gewählt. Auch wirtschaftlich blieb er auf der Straße des Erfolges. Seine Beteiligung am Warenhausunternehmen Abraham & Straus in New York machte sich bezahlt, denn um die Jahrhundertwende galt Isidor Straus bereits als fünfzigfacher Millionär.
1871 hatte Isidor seine Frau Ida Blün geheiratet, deren Eltern aus Worms kommend in die USA eingewandert waren. Am 6. Januar 1912 trat das Ehepaar eine mehrmonatige Europareise an, die sie zunächst über Gibraltar, Cap Martin, Cannes und Paris nach London brachte. Die Geburtsorte Otterberg und Worms besuchten die beiden jedoch nicht. In
Southhampton bestiegen sie die Titanic, um an der Jungfernreise teilzunehmen, für die ein zigfaches der Passagen hätte verkauft werden können.
Ein letztes Lebenszeichen ging am 14. April 1912 an Sohn Jesse. Die glücklichen Eltern kabelten an ihn: „Fine voyage, fine ship, feeling fine, what news“ (Schöne Reise, schönes Schiff, fühlen uns wohl, gibts was Neues). Wenige Stunden später hat die Schiffskatastrophe ein erfolgreiches Leben ausgelöscht. Die Leiche von Isidor Straus wurde gefunden, die seiner Frau blieb für immer verschwunden. Bestattet wurde er auf dem Beth El-Cemetery auf Long Island, 1928 in das Familienmausoleum auf dem Woodlawn-Friedhof umgebettet. Am Trauergottesdienst in der Carnegie Hall am 12. Mai 1912 nahmen über 6.000 Menschen teil, Tausende standen währenddessen draußen im Regen. 1915 wurde in Erinnerung an das Unternehmerehepaar der „Straus Park“ eingeweiht, der noch heute an das schillernde und eerfolgreiche Wirken
des Isidor Straus aus Otterberg in der Pfalz erinnert.

Geschichte des Gatterer-Apparates

Mit der Erwerbung des Gatterer-Apparates für das Landesarchiv Speyer kehrt ein Stück Kulturgut an den Oberrhein zurück, dem hinsicht­lich seiner historischen Bedeutung für diesen Landstrich kaum etwas an die Seite gestellt werden kann
Bereits aus der Zeit vor dem Tod Christoph Wilhelm Jakob Gatterers (1838) gibt es Hinweise auf Pläne zum Verkauf der Sammlung. Allem An­schein nach ist noch zu seinen Lebzeiten oder unmittelbar nach seinem Tod ein Teil davon an den mit ihm befreundeten Grafen Carl von Graim­berg veräußert worden, der seine Sammlung testamentarisch der Stadt Heidelberg vermachte. Ein Teil der heutigen Urkundenbestände im Heidel­berger Stadtarchiv könnte demzufolge ursprünglich aus dem Besitz Gatte­rers stammen, doch sind zur endgültigen Klärung dieser Frage noch wei­tere Forschungen nötig.
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Wie die Eisenbahn in die Pfalz kam

Der 10. Juni 1847 war ein großer Tag: Überall in den Städten der Rheinebene wurde gefeiert und gejubelt, denn an diesem Tag nahm die erste pfälzische Eisenbahn ihren Betrieb auf und dampfte erstmals auf der Strecke von Ludwigshafen nach Schifferstadt und von dort nach Neustadt oder Speyer. Bereits in aller Herrgottsfrühe, um 7 Uhr morgens, hatten sich Beamte, Stadträte, Geistliche und andere Ehrengäste am Bahnhof in Speyer versammelt, um bei der feierlichen Eröffnungsfahrt dabei zu sein. Das Musikkorps spielte, Böllerschüsse ertönten, Reden wurden gehalten. Als der Zug, gezogen von der Dampflok „Haardt“, in Ludwigshafen eintraf, bot sich den Festgästen ein ähnliches Bild: Die Hafengeschütze feuerten Salut, Schiffe und Hafengebäude waren mit bunten Flaggen geschmückt.
Um 10 Uhr ging es weiter nach Neustadt, auch dort wurde der Zug feierlich empfangen. Der Regierungspräsident hatte eine Rede über die Bedeutung der neueröffneten Strecke vorbereitet und erklärte schließlich die Bahn im Namen Seiner Majestät, König Ludwig I. von Bayern, für eröffnet.Um 13 Uhr dampfte der Zug zurück nach Speyer. Überall an der Strecke grüßten Schulklassen mit Fähnchen. In Speyer kehrten die hungrigen Zugreisenden im „Wittelsbacher Hof“ zu einem Mittagessen ein und konnten so gestärkt abends beim Festball noch eine gute Figur beim Tanzen abgeben. Drei Tage wurde noch gefeiert, die Hälfte der Einnahmen des Eröffnungstages wurde großzügig der Armenfürsorge gespendet.
Finanziert und realisiert hatte das Bauprojekt die eigens zu diesem Zweck gegründete Aktiengesellschaft „Pfälzische Ludwigsbahn“ mit Sitz in Speyer. Ihrem Direktor, dem Ingenieur Paul von Denis, muß damals ein Stein vom Herzen gefallen sein: Die zermürbenden Diskussionen um Trassenführung und Finanzierung waren vorbei, jetzt konnte ein neues Zeitalter beginnen und die ganze Pfalz ans Schienennetz angeschlossen werden. Paul von Denis hatte sich bereits durch den Bau der ersten deutschen Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Fürth 1835 einen Namen gemacht.
Bereits um 1830 wurden Pläne zum Bau einer Eisenbahn durch die bayerische Pfalz entworfen. Erfolgreiche Unternehmer wie Ludwig von Gienanth aus Hochstein, Philipp Lichtenberger aus Speyer oder Johann Heinrich Scharpf von der Rheinschanze machten der bayerischen Regierung nach Jahren der fruchtlosen Diskussion schließlich Druck. Den Strategen in München bereitete insbesondere die Nähe zum ehemaligen Kriegsgegner Frankreich Bauchweh. Depeschen eilten zwischen Berlin (das Saarland war seit dem Wiener Kongreß unter preußischer Herrschaft), Paris (das Elsaß gehörte seit der Französischen Revolution zu Frankreich) und München hin und her. Es wurde verhandelt, begutachtet und abgewogen.
Am 26. Dezember 1837 hatte sich Ludwig I., kein großer Anhänger der Eisenbahnidee, zu einem Entschluß durchgerungen. Seine Majestät der König verfügte hoheitsvoll den Bau zweier Eisenbahnen ausgehend von der Rheinschanze, dem späteren Ludwigshafen. Zum einen sollte die Strecke ins saarländische Bexbach führen, zum anderen ins elsässische Lauterburg. Wichtiger Passus der Anordnung: „Das Privilegium zur Errichtung einer jeden dieser Bahnen soll auf eine bestimmte Zeitdauer und zwar höchstens von 99 Jahren beschränkt … werden.“
Der damals neugegründeten Aktiengesellschaft gewährte der Staat schließlich anno 1841 einen jährlichen Zinsertrag von vier Prozent aus dem Bau und Einrichtungskapital  begrenzt auf 25 Jahre. Heftige Diskussionen über die Streckenführung folgten. Am 7. Februar 1841 entschieden sich die rund 250 Bahnaktionäre für eine Trassenführung von Ludwigshafen über Neustadt durchs Neustadter Tal ins Saarland. Die Pläne einer Lauterburger Strecke verschwanden sang und klanglos in den Schubladen.
Lediglich Speyer sollte über den neuen Verkehrsknoten Schifferstadt an die Ludwigsbahn angebunden werden. Von der geplanten Bahnlinie erhofften sich die Gründer einen wirtschaftlichen Aufschwung in der Pfalz. Schneller und preiswerter
wollten die Pfälzischen Papiermühlen, die Schuhhersteller, Brennereien, Webereien, Glashütten und Zigarrenfabrikanten ihre Ware mit der Bahn nach Ludwigshafen und Mannheim transportieren und von dort aus in die Schweiz, die Niederlande, die Länder des deutschen Bundes und später auch nach Frankreich.
Die Gienanth-Werke konnten zukünftig auf der Schiene Eisenerz transportieren. Außerdem wurden durch diese Ost-West-Verbindung die saarländischen Kohlegruben an den Umschlagplatz Mannheim angebunden. Saarländische Kohle konnte fortan mit der aus dem Ruhrgebiet konkurrieren. Aber auch die rund 40 pfälzischen Steinkohlegruben profitierten von der Bahn. Und nicht zuletzt begrüßten die steinkohleverarbeitenden Betriebe in der Pfalz die schnellere Belieferung mit dem „schwarzen Gold“. Ein weiteres Argument der Pfälzer war die damalige Holzknappheit. Nicht jede Familie konnte sich Holz zum Feuern leisten, die Bahn bot die Möglichkeit, den Brennstoff Steinkohle direkt in die Orte der Pfalz zu liefern.
Im April 1845 konnten die ungeduldigen pfälzischen Bahnpioniere zum ersten Spatenstich ansetzen. 1847 wurden die ersten Strecken nach Speyer und Neustadt eingeweiht. Die Fahrzeit von Neustadt nach Haßloch betrug damals 19 Minuten, von Schifferstadt nach Speyer 20 und von Speyer nach Ludwigshafen 50 Minuten. In Ludwigshafen brachte eine Kutsche den Reisenden dann nach Mannheim, wo er Anschluß nach Basel, Frankfurt, Straßburg oder Mainz hatte.
Große Probleme brachte die Trassenlegung durch das Neustadter Tal: Zwölf Tunnels mußten zwischen Neustadt und Kaiserslautern gesprengt werden. Erst im August 1849 konnte die ganze Linie bis ins Saarland eröffnet werden. Der Ausbau des Pfälzer Schienennetzes und die Vernetzung mit angrenzenden Bahnen beispielsweise in Hessen oder Baden folgten in den folgenden Jahren Schlag auf Schlag. 1853 ging eine Linie LudwigshafenWorms in Betrieb, 1852 wurde mit dem Bau der Maximiliansbahn begonnen, die Neustadt mit Weißenburg verbinden sollte.
Eine zweite Aktiengesellschaft, die „Pfälzische Maximiliansbahn“, wurde ins Leben gerufen. Erfolgreiche Verhandlungen mit Frankreich über Zollabfertigung und Beförderungstarife machten es schließlich möglich, daß am 26. November 1855 die ersten Fahrgäste von Neustadt über Landau ins Elsaß fahren konnten.
Zwei weitere Aktiengesellschaften wurden in den folgenden Jahren aus der Taufe gehoben: 1862 gründete sich die „Neustadt-Dürkheimer Bahn AG“, die Strecke konnte schließlich 1965 (!) eingeweiht werden. Die vierte Aktiengesellschaft „Pfälzer Nordbahnen“ erschließt insbesondere die Nord- und Westpfalz. 1868 rollten die ersten Loks von Landstuhl nach Kusel, 1871 nahm die Alsenzbahn von Hochspeyer nach Münster am Stein ihren Betrieb auf.
Damit auch wirtschaftlich schwächere Regionen mit den Vorzügen des Schienenverkehrs gesegnet werden konnten, entschlossen sich die Aktiengesellschaften 1869 zu einer Fusion  die Dürkheimer Bahn war bereits Teil der Nordbahnen. Geleitet von einer gemeinsamen Verwaltung sollte Bau und Betrieb weiterhin auf eigene Rechnung laufen. Bayern garantierte erneut feste Zinsbezüge von 4,5 Prozent. Dem Fusionsvertrag wurde allerdings nur unter zwei Bedingungen zugestimmt: Vom 1. Januar 1905 war der bayerische Staat berechtigt, das Eigentum der Gesellschaften zu erwerben, außerdem wurde der Bau bestimmter Strecken angeordnet, damit auch die Menschen in Pirmasens oder im Donnersbergkreis den Wind der neuen, mobilen Zeit schnuppern konnten.
Es folgten weitere wirtschaftlich fette Jahre, die Pfälzische Eisenbahn entwickelte sich zu einem der größten deutschen Privatunternehmen. In ihrem Besitz: 872 Kilometer Strecke, 354 Lokomotiven, über 10.000 Wagen und rund 12.000 Angestellte. 1908 reisten fast 17 Millionen Fahrgäste (1850: 95.000) per Bahn durch die Pfalz, fast elf Millionen Tonnen Güter wurden auf dem Schienenweg transportiert.
Bis 1879 trieben die Ingenieure und Planer energisch den Anschluß an die Fernverbindungen voran. Ab 1879 werden die Maschen des Nahverkehrsnetzes noch enger gezogen. Die Pionierjahre der Pfälzischen Eisenbahnen waren jetzt endgültig vorbei. Ihren Abschluß fand die Entwicklung 1909, als Bayern die Pfälzischen Eisenbahnen gemäß dem Fusionsgesetz
verstaatlichte. Ein Grund für diese Entscheidung war der Konkurrenzdruck durch die bereits verstaatlichten hessischen und preußischen Eisenbahngesellschaften. Nicht lange konnte sich Bayern an der florierenden Bahn erfreuen. 1918 dankte der König nach Ende des 1. Weltkrieges ab. Aus der „Königlichen Bayerischen Eisenbahndirektion“ in Ludwigshafen wurde die „Reichsbahndirektion“. Auch sie bestand nur kurze Zeit: 1937 wurde die Reichsbahndirektion Ludwigshafen aufgelöst, das pfälzische Bahnnetz löcherig, Teile gingen an Karlsruhe und Saarbrücken.
Nachdem das Streckennetz der Ludwigsbahn erst in privater Hand, dann Eigentum des Staates war, ist es heute in den Händen der Deutschen Bahn AG, Geschäftsbereich Netz mit Sitz in Kaiserslautern.
Aus: Die Rheinpfalz, Siegrid Becker, 10.06.1997

Streit um Mühlenstandort

Technischer Fortschritt und Veränderungen in der Volkswirtschaft haben seit Mitte des vorigen Jahrhunderts so manchen Handwerkszweig aussterben lassen. Besonders betroffen ist das Müllerhandwerk  und verschwunden sind auch die vielen Mühlen, die es in der westlichen Kurpfalz links des Rheines gegeben hat. Die Zahlen sind eindrucksvoll: 1861 gab es in der
Pfalz noch 730 Getreidemühlen mit 1.751 Mahlgängen. Auf 10.000 Einwohner kamen 29 Wassermühlen. Dazugerechnet sind die Öl, Säge, Papier, Schleif, Pulver, Loh und Hammermühlen, Hanfreiben und andere von der Wasserkraft getriebene Einrichtungen. Bilanz heute: kein einziger dieser Betriebe ist in Einrichtung und Funktion erhalten geblieben. Nur die Namen und zuweilen die Gebäude einiger Mühlen an pfälzischen Bächen halten die Erinnerung wach.
Erhalten geblieben ist lediglich die ehemals Armbrustsche Mühle in St. Julian am Glan im Landkreis Kusel. Die Mühle steht als Einzelsiedlung auf der rechten Glanseite zwischen Gumbsweiler und Hachenbach (heute Glanbrücken) und ist mit einer Brücke mit dem Dorf St. Julian verbunden. Einige hundert Meter oberhalb des Gebäudes zweigte ursprünglich der jetzt verschwundene Mühlteich vom Glan ab, wo ein Wehr das Wasser staute und Richtung Mühle lenkte. Zwar sind die sogenannten Wasserbauten nicht mehr vorhanden, ein Mühlrad hat man jedoch auf einem alten, dicken, hölzernen Wellbaum (Achse) wieder installiert.
Der Standort der Mühle brachte früher Verwirrung und Streit. Der Glan bildete in der Zeit der Feudalherrschaften die Landesgrenze zwischen dem Herzogtum Zweibrücken und der Rheingrafschaft Grumbach. Die Mühle, an und für sich zur Gemeinde und Gemarkung St. Julian gehörend, stand vom Ort aus gesehen im Ausland. Der Landesherr des Gebietes rechts des Glans aus Zweibrücken verlangte die üblichen Pacht und Wasserrechtsabgaben. Der Rheingraf aber ging leer aus. Man kann sich vorstellen, daß es da öfter Streit gab.
Wer den ersten Raum mit der historischen Ölmühle betritt, ist überrascht und fasziniert von den wuchtigen, waagrecht oder senkrecht laufenden Kamm und Stockrädern, dem kunstvollen, ganz aus Holz gefertigten Getriebe. Es gilt als ein Meisterwerk des Mühlenbaues in der Pfalz. Da ist die Ölpresse mit dem dicken Wellbaum, an dem die Noppen angebracht
sind, did die schweren Stempel heben und fallen lassen. Stempel, die die ebenfalls hölzernen Preß und Losschlagkeile im Preßraum treiben. Dieser wiederum ist aus einem einzigen dicken Baumstamm herausgearbeitet. Erhalten ist auch der von einem senkrecht laufenden Stockrad und dem waagrechten großen Königsrad angetriebene Kollergang: zwei aufrecht
laufende, schwere Mahlsteine in einem flachen Trog mit Steinunterlage, umgeben von einer Holzzarge. Hier wurden Ölsaaten  meist Raps, im Westrich Kohl genannt  fein gemahlen, bevor sie, abgefüllt in Säckchen aus starkem Tuch, in Holz oder Ledermappen der Presse mit den Stempeln eingeführt wurden. Von dem klopfenden Geräusch der Stempel kommt
übrigens auch der Ausdruck „Öl schlagen“.
Im zweiten Raum ist ein Mahlgang für Getreide und ein besonderer Schälgang für Spelz (Dinkel) untergebracht. Beide wurden über eine Kammradkombination durch ein sogenanntes Vorgelege ebenfalls vom Wasserrad angetrieben. Die Technik des Mahlgangs mit dem Bodenstein und dem Läufer ist bei uns seit der Römerzeit bekannt. Das Besondere in der Museumsmühle St. Julian ist der Schäl oder Gerbgang. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in den gebirgigen
Gegenden der Pfalz und sonstwo in Deutschland kaum Kulturweizen, dafür meist Spelz (Dinkel) angepflanzt, der auch mit mageren Böden und rauherem Klima Vorlieb nimmt. Schon Hildegard von Bingen befaßte sich mit  der „spelta“ (lateinische Bezeichnung für Spelz) sehr eingehend und bezeichnete sie als „die beste, wahrhaft herzerfreuende Brotfrucht“. Aus dem gelblichweißen Mehl wurden außer Brot auch Kuchen, Dampf und Schneckennudeln gebacken, Nudeln, Grieß, Graupen und ähnliches zubereitet.
Spelz hatte allerdings im Vergleich zu Roggen und Weizen einen Nachteil: Beim Windmühlen nach dem Dreschen lösten sich die Schalen (Spelze) nicht von den Körnern. Um dies zu erreichen, war in der Mühle ein zusätzlicher Arbeitsgang erforderlich. In seinen Grundbestandteilen ist ein Schälgang einem gewöhnlichen Mahlgang für Getreide ähnlich. Bodenstein und Läufer sind aus weißem Sandstein. Sie sind weicher als die sonst verwendeten „Franzosen“ oder Kunststeine. Der Bodenstein ist wesentlich dicker als beim Getreidemahlgang, nicht geschärft, das heißt, nicht mit eingeschlagenen Rillen versehen. Der Läufer ist höher gestellt als bei der Mehlbereitung. Die Körner sollen ja nicht zerquetscht, sondern durch
Reiben aneinander von der Schale befreit werden. Ein exzenter wirft das fertige Schälgut in eine hölzerne Schüttelrinne. Die wiederum besorgt die Masse in ein Gebläse. Diese Windmühle, die in St. Julian noch vorhanden ist, schleudert Körner und Spreu in eine vierkantige Holzröhre, die ein Stück weit unten offen ist. Hier fallen die Körner herab in den „Kernekasten“ und können in einem normalen Mahlgang zu Mehl verarbeitet werden. Die Spelze werden vom starken Windzug in die
abgetrennte Spreukammer geblasen.
Der Schälgang zusammen mit der Stempelpresse der Ölmühle und dem Kunstwerk des hölzernen Getriebes und des Wasserrads bieten Reize, denen sich der Besucher nicht entziehen kann. Zudem wird in der Museumsmühle von St. Julian ein Handwerk demonstriert, das im Leben unserer Vorfahren in Dorf und Stadt eine gvroße Rolle spielte.
Aus: Die Rheinpfalz, Friedrich W. Weber, 24.5.1997

Mit der Ludwigsbahn fing alles an

Als im April 1845 der Ingenieur Paul Denis die Bauarbeiten für
die „Pfälzische Ludwigsbahn“ von Bexbach zur Rheinschanze (beim
heutigen Ludwigshafen) in Angriff nahm, begann auch für das
linksrheinische Bayern die Erschließung durch die Eisenbahn. Das
Industriezeitalter begann. Denis, gebürtiger Franzose und bei
Baubeginn beurlaubter Baurat der pfälzischen Kreisregierung zu
Speyer, hatte schon für die Fertigstellung der ersten deutschen
Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Fürth im Jahre 1835 Sorge
getragen. Jetzt wollte er seine zweite Heimat, die Pfalz, mit
Bahnlinien erschließen.

Die bereits 1838 gegründete Pfälzische Ludwigsbahn hatte für den
Bau der Bahnlinie vom Rhein zu den Kohlegruben in Bexbach vom
bayerischen Staat auf 25 Jahre eine vierprozentige Zinsgarantie
erhalten. Ansonsten hatte sich der Staat beim Eisenbahnbau in der
Grenzprovinz jenseits des Rheines nicht engagiert. Als am 11.
Juni 1847 die erste pfälzische Bahn ihren Betrieb aufnahm, nahm
die neue Gesellschaft vorübergehend ihren Sitz in Speyer und
verlegte ihn bei Fertigstellung der ganzen Linie 1849 ins junge
Ludwigshafen. Der „Pfälzischen Ludwigsbahn Gesellschaft“ folgte
die Gründung weiterer Bahngesellschaften.

Für die am 26. November 1855 fertiggestellte Bahnlinie von
Neustadt ins elsässische Weißenburg wurde die „Pfälzische
Maximiliansbahn“ gegründet, für die Linie von Neustadt nach
Dürkheim eine Bahngesellschaft gleichen Namens. Der Bau der Bahn
durch das westpfälzische Alsenztal ins preußische Bad Münster
wurde von der „Nordbahngesellschaft“ geplant, die sich 1869 mit
den anderen in der Pfalz tätigen Eisenbahnen zur „Pfälzischen
Eisenbahn“ zusammenschloß.

Im Jahre 1881 bedienten die als eine der besten deutschen
Eisenbahngesellschaften geltenden „Pfälzischen Eisenbahnen“ 632
Kilometer Bahnstrecke im Personen und Güterverkehr. Bahndirektor
war zu diesem Zeitpunkt Albert von Jäger, der bereits unter Paul
von Denis als Stellvertreter tätig war. Auf ihn folgte Jacob von
Lavale, der auch Chef der Pfälzischen Eisenbahn war, als im Jahre
1908 diese auf den bayerischen Staat übergingen. Insgesamt 907
Kilometer Bahnlinien waren zu diesem Zeitpunkt in der Pfalz in
Betrieb. Betriebsorganisation, Fahrplan und die Abstimmung mit
benachbarten Bahngesellschaften waren die Aufgabe der privaten
Bahngesellschaft, die das Wirtschaftsergebnis als wesentliche
Meßlatte ihrer Entscheidungen hatte.

Nach dem Fusionsgesetz vom 1. Januar 1905 konnte der bayerische
Staat das Besitztum der drei pfälzischen Eisenbahnen gegen
Erstattung der Baukosten erwerben. Die Verhandlungen über das
Ablöseangebot für die Aktionäre zog sich über viele Jahre hin,
bis dann zum 1. Januar 1909 die Pfälzischen Bahnen gegen eine
Erstattung von rund 300 Millionen Mark an den Staat übergingen.

Mit dem Staatsvertrag vom 1. April 1920 wurden die bisherigen
Ländereisenbahnen in der Reichsbahngesellschaft zusammengefaßt,
die in Reichsverwaltung geführt wurde. Aufgrund des
Ermächtigungsgesetzes vom 8. Dezember 1923 wurde die Reichsbahn
als wirtschaftliches Sondervermögen des Reiches geschaffen, wobei
jedoch erst im Sommer 1924 die Umwandlung in ein autonomes
Unternehmen erfolgte. In den ersten Jahren gelang es noch,
Betriebsüberschüsse zu erwirtschaften, doch bald machte der
aufkommende Lastwagenverkehr der Bahn im Güterverkehr schwer zu
schaffen. Organisatorisch war die Bahn formell bis 1937
selbständig, doch im Rahmen der Einführung des Führerprinzips
übernahm der Reichsverkehrsminister die Funktion des
Generaldirektors.

Die Niederlage im Zweiten Weltkrieg wurde auch für die
Eisenbahnen zum Neubeginn, nachdem die ehemalige Deutsche
Reichsbahn in den Besatzungszonen in vier selbständige Teile
zerfallen war. Die deutschen Eisenbahnen in der französischen
Besatzungszone blieben bis 1947 ohne deutsche Spitze, als durch
Staatsvertrag der Länder Baden, RheinlandPfalz und
WürttembergHohenzollern die Betriebsvereinigung der
Südwestdeutschen Eisenbahnen gegründet wurde, deren
Generaldirektion ihren Sitz in Speyer hatte. Als dann zum 31.
Dezember 1951 die Deutsche Bundesbahn gegründet wurde, bedeutete
dies auch das Ende der pfälzischen Eisenbahngeschichte.

Quelle: Die Rheinpfalz, Werner Schreiner, 18.1.1996

Wo der Teufel Schafkopf drosch

Schifferstadt geht auf die Errichtung eines fränkischen
Königshofes im 7. und 8. Jahrhundert zurück. Die Deutung des
Ortsnamens ist noch immer umstritten. Favorisiert wird
mittlerweile aber die Deutung „Sciffestat“ als „Stätte des
Sciffo“, wobei „Sciffo“ als Schöffe, also mit der Gerichtsbarkeit
versehener Verwalter des Königshofes zu verstehen ist.
Eine andere Deutung ist eng mit den Flößern, die früher
„Schiffer“ hießen, eng verbunden. Schließlich wurde über
Jahrhunderte hinweg das Holz aus dem Pfälzerwald über den Rehbach
zum Rhein geflößt.

Auf dem Stadtplan sieht der alte Stadtkern von Schifferstadt wie
ein Dreieck aus. Und dort, in der Kirchenstraße, liegt das alte
Gasthaus „Zur Kanne“. Fast der Kirche gegenüberliegend, spielte
auch dort die alte Sage vom „Teufel in der Kanne“.

Es ist schon viele Jahre her, als an einem kalten, verschneiten
Heiligabend vor der Christmette noch vier Gäste in der „Kanne“
zusammen saßen und anstatt die Christmette in der
gegenüberliegenden St. JakobusKirche zu besuchen, beharrlich und
voller Spielleidenschaft weiter ihren Schafkopf droschen.
Als das lange, feierliche Glockengeläut schon am Verstummen war,
besann sich einer der Spieler, stand schnell auf und ging zur
Christmette. Er ließ sich auch durch das Lamentieren seiner
Mitspieler, zu viert sei Schafkopf schöner als zu dritt und den
Spott, er habe wohl Angst vor seiner resoluten Frau, nicht vom
rechten Wege abbringen.

Doch kaum war der Mann hinausgegangen, kam ein vornehm
gekleideter Fremder herein, setzte sich ohne zu fragen an den
gerade verlassenen Platz und mischte die Karten. Allen war es
recht, daß das Spiel nun weiter gehen konnte, und während die
Orgel und der Gesang aus der nahen Kirche in die „Kanne“
herüberschallten, spielten die vier Männer munter ihren
Schafkopf.

Als einem der Spieler beim Austeilen eine Karte unter den Tisch
fiel, bückte er sich, um die Karte wieder aufzuheben. Der Mann
fuhr aber erschrocken hoch und wurde blaß wie ein Leichentuch. Er
warf die Karten auf den Tisch und schrie zu dem Fremden gewandt
„Du hosch jo Gaulsfieß“. Die Mitspieler wollten sich nun auf den
Pferdefüßigen stürzen, aber der fuhr hoch wie der Blitz und durch
das Fenster zur „Kanne“ hinaus, während ein unerträglicher
Gestank nach Schwefel in der Gaststätte zurückblieb.

Fortan war in der „Kanne“ jedes Jahr in der Weihnachtszeit am
Stammtisch ein unheimliches Klopfen zu hören. Erst nach vielen
Jahren, als man das Kreuz mit dem Hahn vom Dach der
JakobusKirche auf das Dach des Gasthauses gesetzt hatte, soll,
so versichern noch heute die alten Schifferstadter, das Klopfen
am Stammtisch aufgehört haben.

Aus: Rheinpfalz, Rudolf Köstlmaier, 11.1.1996

Martinstag mit alter Tradition

Martini wurde in der Pfalz auch als Fest des neuen Weins gefeiert
Landauf, landab gibt es in der Kurpfalz viele beliebte Traditionen, die zum Teil schon seit Jahrhunderten aus dem Jahresablauf der Menschen an Rhein und Neckar nicht mehr wegzudenken sind. Zu den populärsten Volksbräuchen zählt vor allem der Martinstag. Seit Generationen ziehen am 11. November die Kinder durch die Straßen oder gehen von Haus zu Haus. Dabei schwenken sie stolz ihre ausgehöhlten Rüben, Kürbis oder Papierlaternen.
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Als die Pfälzer in das bayerische Ständehaus einzogen

Mitten im Winter 1819 mußten sie aufbrechen, die zwölf Pfälzer
Deputierten zur ersten Ständeversammlung des Königreiches Bayern,
dem Landtag, wie man bald sagte. Sie hatten einen weiten und
beschwerlichen Weg vor sich in die Haupt und Residenzstadt
München. Einziges Verkehrsmittel war die Königlichbayerische
Post mit ihren wenig komfortablen Kutschen. So brauchten sie zur
Bewältigung der winterlichen Strecke sechs Tage, bis sie sich
schließlich bei der Einweisungskommission im Ständehaus an der
Münchner Prannerstraße melden konnten. Dort, hinter dem heutigen
Hotel Bayerischen Hof, tagte der Bayerische Landtag von 1819 bis
zu seiner Aufhebung 1933 durch die Nationalsozialisten.

Es war zugleich aber eine Fahrt ins Ungewisse, denn ein Parlament
hatte es bisher noch nicht gegeben. Niemand wußte so genau, wie
so etwas funktionieren sollte. Für die Pfälzer war es zudem auch
eine nicht ganz ungefährliche Reise in die Vergangenheit. Eine
Reise zurück in das Feudalzeitalter, das sie seit dem Einmarsch
der französischen Revolutionstruppen 1793 hinter sich gelassen
hatten.

Als der damalige Rheinkreis, den König Ludwig I. zwanzig Jahre
später in Pfalz umbenannte, am 30. April 1816 achte Provinz des
Königreiches Bayern geworden war, da gehörte er mit seinen
revolutionären Institutionen wie Gewerbe, Presse und
Vereinsfreiheit, Trennung der Justiz von Verwaltung und Polizei,
Öffentlichkeit der Gerichtsverhandlungen, dem Landrath, das heißt
dem Vorläufer des Bezirkstages, und anderem schon ganz der
modernen Staatenwelt des 19. Jahrhunderts an. Die Pfälzer hatten
ihre Institutionen vehement verteidigt als sie bayerisch wurden,
und der bayerische Staatsminister Montgelas hatte sie ihnen auch
belassen, denn die Pfalz sollte ein Modell für die Entwicklung
des übrigen Bayern sein.

Das wurde ein mühsames, Jahrzehnte dauerndes Ringen und hatte oft
genug für ganz erhebliche Spannungen zwischen der Pfalz und
München gesorgt. Die Abgeordneten der Pfalz waren wegen ihrer
jüngsten Geschichte fast durchweg liberal, teilweise auch
radikaldemokratisch oder gar republikanisch. Temperamentvoll,
wie es nun mal Pfälzer Art ist, und mit geradezu missionarischem
Eifer taten sie ihre Meinung kund, als die Ständeversammlung nach
wochenlangen Formalien und feierlichen Gottesdiensten in allen
Münchner Kirchen endlich ihre erste öffentliche Sitzung begann.
Schnell sorgten sie für Unruhe, und so verwunderte es nicht, daß
der erste Ordnungsruf im bayerischen Parlament am 31. März 1819
einen Pfälzer traf.

Es lag in der Natur der Sache, daß die Verbündeten der Pfälzer
die altbayerischen, besonders aber die fränkischen und
schwäbischen Liberalen waren. Heftiger Widerstand kam von den
Konservativen in der Versammlung, die überdies die erste Kammer,
die der Reichsräte, dominierten und im König sowie in der
Regierung starken Rückhalt besaßen. Zunächst verband noch die
landsmannschaftliche Zugehörigkeit die Abgeordneten miteinander.
Fraktionen und Parteien entwickelten sich erst langsam nach der
Revolution von 1848.

Anders als den Franken war es den Pfälzern gleich zu Beginn
gelungen, in vier Ausschüssen Sekretäre zu stellen. Insgesamt
fielen von 1819 bis 1933 auf die Pfalz 440 Mandate. Wegen
mehrmaliger Wiederwahlen zogen in den 114 Jahren rund 350
Abgeordnete aus der Pfalz in das bayerische Parlament ein 
darunter lediglich zwei Frauen. Zurückblickend läßt sich
feststellen, daß nur wenige Pfälzer in hohe politische Ämter
aufgestiegen sind. Vier Abgeordnete wurden in Zeit der Monarchie
Minister, zwei weitere in der Zeit der Republik. Von diesen
wiederum war Johannes Hoffmann von 1919 bis 1920
erster freigewählter Ministerpräsident des Freistaates Bayern.
Dreimal wurde ein Pfälzer zum Kammer bzw. Landtagspräsidenten
gewählt.

Aus: Rheinpfalz, Hans von Malottki, 12.11.1994