Drei neue zauberhafte Ausstellungsstücke

Barockschloss Mannheim: Instrumente der Hofkapelle, ein kurfürstliches Kinderporträt und großherzogliches Silber
Musikinstrumente aus der Glanzzeit der kurfürstlichen Hofkapelle, ein seltenes Kinderporträt des Kurfürsten Carl Theodor im Alter von gerade acht Jahren und ein eindrucksvolles Ehrengeschenk für das badische Großherzogspaar aus dem Jahr 1900: In Schloss Mannheim können die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg die Präsentation der badischen Geschichte und Kultur im großen Barockschloss jetzt um drei Neuzugänge erweitern. Weiterlesen

Georg von Reichenbach und sein Wirken

Technischer Fortschritt zur Zeit von Kurfürst Carl Theodor
Die Pfälzer haben Kur­fürst Karl Theodor noch heute in guter Erin­nerung. Er förderte nicht nur Kunst, Kultur und Wissenschaft, sondern bemühte sich auch um die Verbesserung der Lebensver­hältnisse der „kleinen Leute“. Nirgends manifestierte sich die­ses Engagement deutlicher als in Mannheim: 1689 total zerstört, entstand diese Stadt ab 1700 unter seinen Vorgängern neu. 1720 wurde die planmäßig ange­legte Musterstadt Haupt- und Residenzstadt, und unter Karl Theodor, der 1742 die Regierung antrat, entwickelte sie sich zu einem florierenden Zentrum von Handel und Gewerbe. Weiterlesen

Liebhaberkonzerte für die Kurpfälzer

Musikalisch künstlerischer Neubeginn in Mannheim: Als am 20. November 1778 der Theaterkapellmeister Ignaz Fränzl das erste „Liebhaberkonzert“ für Mannheimer Bürger und fremde Gäste dirigierte, wurde damit der Grundstock zu einer Musikalischen Akademie „bürgerlicher Prägung“ gelegt. Ein Neubeginn war notwendig geworden, da Kurfürst Carl Theodor die Erbfolge in München angetreten hatte und die Kurpfalz zum „Kurfürstentum Pfalz-Baiern“ mit Bayern vereint worden war. Weiterlesen

Burg Wersau wird zur Schaustelle

Reilingen jetzt offiziell einer der rund 50 Korrespondenzorte der großen Wittelsbacher-Ausstellung in Mannheim, Speyer und Erbach
Eigentlich weiß man es bereits seit vielen Jahren – nur so richtig ins Bewusstsein ist es einem noch nicht gekommen: Reilingen ist – historisch betrachtet – ein echtes Wittelsbacher-Dorf! Heute meist als bayerisches Herrschergeschlecht bekannt, regierten die Wittelsbacher aber auch über Jahrhunderte in der Kurpfalz. Im Jahre 1214 hatte der Staufer Friedrich II. die Pfalzgrafschaft bei Rhein der bajuwarische Adelsfamilie übertragen. Was folgte war eine klassische Aufsteigergeschichte: 600 Jahre lang regierten die Wittelsbacher die Pfalz. Als Ludwig der Kelheimer 1214 als Erster aus dem Geschlecht der Wittelsbacher mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein belehnt wurde, gab es Reilingen (offiziell) noch gar nicht – wohl aber die Burg Wersau. Weiterlesen

Die Razzia und das "große Fressen"

Hunger! Ja, er tut weh! – Wir hatten ihn kennengelernt im Winter 1946/47 als Ostflüchtlinge im bombenzerstörten Mannheim. Wir, das waren wir fünf Geschwister im Alter von 11 bis 18 Jahren und unsere Mutter. Nein, eigentlich wir fünf alleine, denn unserer Mutter hatte all das Leid des Krieges das Gemüt krank gemacht. Auch die Kälte dieses Winters war schrecklich gewesen: eisige Temperaturen noch bis in den März hinein, dabei kaum etwas zum Heizen, Stromsperren. Die Kälte hat es leicht, in einen Hungrigen hineinzukriechen. – Also, solch einen Winter wollten wir nicht noch einmal erleben. Weiterlesen

Frauen um Mozart

Neue Forschungsergebnisse zeigen bisher unbekannte Seiten des Musikgenies
Üblicherweise liest es sich, auch auf offiziellen Webseiten zum Mozartjahr, in etwa so: „Das Leben von Anna Maria Mozart (geb. Pertl, 1720 – 1778) war geprägt von Pflichterfüllung, Güte und taktvoller Zurückhaltung. Stets lenkte sie unauffällig das Geschick ihrer Familie. ‚Deine liebe seel: Mutter‘, schrieb Leopold Mozart am 20. Juli 1778 nach dem Tode seiner Frau seinem Sohn nach Paris, ‚war von Kindheit an bekannt und aller Orten geliebt, dann sie war mit allen freundlich und beleidigte keinen Menschen.‘ “ Dass diese Frau immerhin sieben Kinder zur Welt brachte, von denen nur zwei überlebten, scheint nicht der Rede wert zu sein – ebenso wenig, wenn es um Constanze Mozart geht oder auch um ihren Mann, dessen Leben der Tod von Kindern offenbar nicht berühren sollte. Weiterlesen

Vom Wunderkind zum Mann

Eine kurze, aber entscheidende Episode: Der junge Mozart in Mannheim und in Kirchheimbolanden
„Der Wolfgang ist gestern früh mit dem Herrn Weber und seiner Mamsell Tochter nach Kirchheim-Poland, zu der Prinzessin Weilburg abgereist, vor 8 Tagen glaube ich schwerlich, daß sie sie wird fortlassen, denn sie ist eine ungeheure Liebhaberin der Musik …“. So schreibt Frau Anna Maria Mozart am 24. Januar 1778 aus Mannheim nach Salzburg, wo das zurückgebliebene Familienoberhaupt Leopold ob der Eskapaden seines Sohnes gar nicht glücklich ist. Das Wunderkind Wolfgang ist erwachsen geworden und entgleitet mehr und mehr dem väterlichen Einfluss. Weiterlesen

Wo "das Wolferl" den Sternen ganz nah kam

Nur gut, dass er dieses langsame Verlöschen der Sternwarte nicht mehr erleben musste: Als der Hofastronom Pater Christian Mayer 1784 starb, hinterließ er der Stadt und dem badischen Erdkreis ein von den Himmelswissenschaften genutztes Bauwerk allererster Güte. Es hätte einer – nach Einschätzung der Mayer’schen Zeitgenossen – schon bis Palermo oder Mailand, mindestens aber bis Paris oder Gotha reisen müssen, um einen ähnlich bedeutsamen Ort zur Beobachtung der Gestirne zu finden. Und heute? Weiterlesen

Im Rittersaal bogen sich die Bretter

Weihnachten am kurfürstlichen Hof in Mannheim / Festtagsglanz mit ausufernden Begleiterscheinungen
Alle Jahre wieder kommt dieser heimtückische Gemüts-Erreger, mit dem selig machenden Christkind schleicht er sich ein, und Liselotte von der Pfalz leidet im fernen Paris als Herzogin von Orleans unter dem weihnachtlichen Heimweh-Schub: Ja in der kurpfälzischen Heimat, da richtete man zum Fest Tische wie kleine Altäre her, schreibt sie sehnsüchtig 1660, und erinnert an den frühen Lichterglanz, der ihre Kindheit erhellte: Auf diese Tische stellte man Buchsbäume und befestigte an jedem Zweiglein ein Kerzchen; „das sieht allerliebst aus und ich möchte es noch heutzutage gerne sehen. . .“
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Die Leiden des Mannheimer Schlosses

„Die churfürstlichen Zimmer sind schön …“ faßte der Züricher Reisende Landold 1782 seine Eindrücke vom Schloß in Mannheim zusammen. Er mag damit wohl die prächtigen Gobelins gemeint haben, mit denen der Rote Saal des Barockschlosses damals ausgestattet war. Johann Wilhelm hatte diese aus der Brüsseler Tapisseriemanufaktur stammenden Gobelins, die mit dem Wappen der PfalzNeuburger versehen waren, seinem Bruder und Nachfolger Carl Philipp für die Ausstattung seiner Räume in Innsbruck geschenkt. Der spätere Kurfürst residierte als kaiserlicher Statthalter in Tirol. 1720, im selben Jahr als Schwetzingen zur Sommerresidenz erhoben wurde, verlegte Kurfürst Carl Philipp nach langwierigen Auseinandersetzungen mit der reformierten Bürgerschaft in Heidelberg seine Residenz nach Mannheim. Weiterlesen

Unübersehbare Spuren hinterlassen

200. Todestag von Kurfürst Carl Theodor / Mannheim und Schwetzingen von dem kurpfälzischen Regenten geprägt
Unübersehbare Spuren hinterlassen das kommende Jahr beschert der Kurpfalz einen ganz besonderen Denktag. Am 16. Februar 1999 jährt sich der Todestag von Kurfürst Carl Theodor zum 200. Mal. Wie kaum ein anderer hinterließ er seine Spuren in der Geschichte der Kurpfalz, bis er 1777 nach München umzog. Carl Theodor, am 11. Dezember 1724 geboren, entstammt der pfalzgräflichen Linie in Neuburg an der Donau, der Wittelsbacher Nebenlinie Pfalz-Neuburg-Sulzbach. Der Knabe, Sohn des späteren Herzogs Johann Christian Joseph von Pfalz-Sulzbach und von Maria Henriette Leopoldine, Tochter des Franz Egon de la Tour, Marquis zu Bergen op Zoom und Prinzen von Auvergne, war erst vier Jahre, als er die Mutter verlor. So lebte er bei seiner Urgroßmutter in Drogenbush bei Brüssel. Das dortige Schloss und dessen Umgebung wurden für den späteren Kurfürsten die Heimat seiner Kindheit.
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Jesuiten prägten die Entwicklung der Kurpfalz

Der Seelsorger (Operarius) des Kurfürsten Carl Philipp (1661 – 1742), Franz Seedorff, der Seelsorger Matthäus Vogel, der Fabeldichter und Bibliophile Francois Joseph Terrasse Desbillons und der in der Mannheimer Sternwarte forschende Hofastronom, Landvermesser und Kartograph Christian Mayer trugen alle ein „SJ“ hinter ihrem Namen. Damit bekannten sie sich zum Jesuitenorden, der 1534 von Ignatius von Loyola gegründet worden war. Weiterlesen

Mannheim wurde kampflos per Telefon übergeben

Der 29. März 1945 ist für Mannheim ein besonderes Datum, denn an diesem Tag endete für die Quadratestadt nicht nur der 2. Weltkrieg sondern auch die nationalsozialistische Diktatur. Noch wenige Tage zuvor war es zum Beschuß durch die amerikanische Artillerie auf die bereits in Schutt und Asche liegende Stadt gekommen. Am 26. März 1945 stießen US Panzer in den Käfertaler Wald vor und besetzten das noch intakte Wasserwerk. Von hier aus erfolgte erstmals in der Kriegsgeschichte die kampflose Übergabe einer Stadt auf telefonischem Wege. Weiterlesen

Mannheimer Helden am Kriegsende in der US-Presse

Die Tageszeitung der US-Streitkräfte, „The Stars and Stripes“, berichtete am 30. März 1945 ausführlich über die Kapitulation Mannheims. Die Quadratestadt ging in die Kriegsgeschichte ein, denn zum ersten Mal in der Geschichte wurde eine Stadt am Telefon übergeben. Nach dem Einmarsch in Mannheim sollte noch Heidelberg folgen, denn die US-Streitkräfte nahmen über die noch intakte Telefonleitung Kontakt mit der unzerstört gebliebenen Universitätsstadt am Neckar auf. Weiterlesen

Aus dem Pflügersgrund wuchs die Neckarstadt

Bis ins 17. Jahrhundert reicht die Geschichte des „Stadttheils jenseits des Neckars“, der einst aus Gärten erwuchs und im 19. Jahrhundert zu einem blühenden Gemeinwesen erwachte. Während sich damals reiche und gut betuchte Bürger im Grünen vor den Toren der Stadt vergnügten, kämpfen heute er sozial schwächer gestellte Menschen um das Ansehen und die Lobby ihres Wohnquartiers. Weiterlesen

Um sechs Uhr kommen die ersten Kunden

Samstag früh, 2 Uhr: Für Ralph Hauk beginnt ein 17stündiger Arbeitstag auf dem Mannheimer Wochenmarkt vor dem alten Barockrathaus. Inmitten von Markthändlern, die Obst und Gemüse, Wurst und Käse, türkisches Fladenbrot, Oliven und andere mediterrane Spezialitäten anbieten, baut der 39jährige Mannheimer gemeinsam mit seiner Frau Ute seinen Stand auf. Mit der Farbenpracht der anderen Stände kann sich sein Angebot nicht messen: Dort stehen Marktfrauen und männer zwischen Äpfeln aller Couleur, Orangen, leuchtend violetten Pflaumen, purpurnen Tomaten und allerhand anderer gesunder Leckereien aus der Region und aus aller Herren Länder. Doch dafür hat in dem kleinen Familienbetrieb bis „Johanni“ niemand einen Sinn. Denn von Anfang April bis zum 24. Juni dreht sich bei den Hauks alles um das delikate Liliengewächs, für das die badischen und pfälzischen Anbaugebiete der Kurpfalz zurecht seit langem berühmt sind: den Spargel.
„Natürlich bieten auch die anderen Stände hochwertigen Spargel an. Unsere Familie kümmert sich bereits in der dritten Generation während der Saison ausschließlich um Spargel. Danach bieten wir wieder Gemüse und Obst, vor allem Äpfel und Birnen von der Bergstraße, an“, erzählt der Händler. Ralph Hauk bezieht die weißen und grünen Stangen hauptsächlich aus Baden, ein kleiner Teil stammt aus der französischen Camargue: „Auf unseren sandigen Böden fühlt sich der Spargel einfach wohl. Aus Bürstadt, Reilingen, Hockenheim und Neulußheim kommen besonders gute Exemplare. Den grünen Spargel bekomme ich von Erzeugern aus der Griesheimer Gegend.“ Der grüne Spargel, in Frankreich und Italien seit
langem ein fester Bestandteil der kulinarischen Kultur, fristete in Deutschland lange ein bedauernswertes Mauerblümchendasein. Doch das hat sich gründlich geändert. „Die Deutschen sind experimentierfreudiger geworden  grüner Spargel ist mittlerweile richtig „in“. Ich brauche seit einigen Jahren immer mehr als im Vorjahr“, freut sich Ralph Hauk.
Die Arbeit während der Spargelsaison ist kräftezehrend. Bereits am Vorabend müssen sich die Händler das begehrte Gemüse auf Auktionen im Großmarkt ersteigern. Dann bleiben wenige Stunden Schlaf, bevor um 0.30 Uhr der Wecker klingelt. Schon um 6 Uhr kommen die ersten Kunden. Auch an den Hauks gehen diese Wochen nicht spurlos vorbei: „Diesen Schlauch kann man dreimal die Woche nur durchstehen, weil das Ganze ein Saisongeschäft ist. Und außerdem: Geld ist schließlich nicht alles …“.

Die Quadratur in Mannheims „guter Stubb“

Wer Mannheim, die Metropole der Kurpfalz, als Stadt der Quadrate
mit ihren Sehenswürdigkeiten und Baudenkmäler kennenlernen
möchte, begibt sich am besten auf Schusters Rappen. Es sollte
aber gutes Schuhwerk sein, denn drei Kilometer Straßenpflaster
müssen schon bewältigt werden.

Am besten beginnt man den Stadtrundgang am ehemaligen
Kurfürstlichen Schloß. Es wurde in den Jahren 1720 bis 1760
erbaut und ist die größte geschlossene Barockanlage Deutschlands.
Der Schloßhof wird vom prächtigen Mittelbau beherrscht. Hier
befindet sich mit dem Rittersaal einer der am schönsten
restaurierten Repräsentationsräume im Schloß.

Beim Verlassen des Schloßhofes sieht man linkerhand die
Schloßkirche. Ihr barockes Giebelrelief stammt von Paul Egell. In
der Krypta befinden sich die Sarkophage von Kurfürst Carl Philipp
und seiner dritten Gemahlin Violante Theresia.
Nach Überqueren der vielbefahrenen Bismarckstraße erreicht man
das Palais Bretzenheim, in dem die Geliebte von Kurfürst Carl
Theodor residierte. Das 1771 bis 1788 erbaute Palais erhielt die
Gräfin bürgerlicher Herkunft zum Geschenk.

Hinter dem Palais, heute Sitz der Rheinischen Hypothekenbank,
biegt man rechts ein und erreicht den Schillerplatz mit dem
Schillerdenkmal von Carl Cauer (1861). An diesem Platz stand das
im Zweiten Weltkrieg zerstörte Mannheimer Nationaltheater.
Der Platz wird aber von dem mächtigen Kuppelbau der
Jesuitenkirche, der bedeutendsten Barockkirche
Südwestdeutschlands, überragt. Von 1733 bis 1760 erbaut, wurde
das Gotteshaus im letzten Krieg schwerst zerstört. Erst 1996
konnte die Renovierung des barocken Hochaltares abgeschlossen
werden.
Hinter der Kirche, durch die „Kalte Gasse“ zu erreichen, liegt
die ebenfalls barocke Kurfürstliche Sternwarte (1722 bis 1774),
in deren achteckigen Turm sich heute Künstlerateliers befinden.

Am Quadrat B 5 vorbei führt der Weg zum Zeughaus (1777 bis 1779).
Es ist der letzte große Monumentalbau aus der Kurfürstenzeit und
beherbergt heute die Kunst und Stadtgeschichtlichen Sammlungen
des ReißMuseums. Gegenüber dem alten Prachtbau liegt der Neubau
für die Archäologischen und Völkerkundlichen Sammlungen des
Museums. Die Verbindung zwischen Alt und Neu stellt das
restaurierte VeteranenDenkmal dar. Am Neubau des ReißMuseums
vorbei gelangt man zum Rathaus in E 5. An seiner Westseite steht
die schlichte Bürgerhospitalkirche, ein spätbarocker Saalbau
(1786 bis 1787).

Am Quadrat F 5 angelangt, biegt der Rundweg nach rechts ab. Am
1987 eingeweihten neuen Jüdischen Gemeindezentrum in F 3 vorbei
gelangt der Spaziergänger zum Marktplatz, in dessen Mitte der
restaurierte Marktbrunnen wieder frisches Wasser spendet. Die
Figurengruppe aus hellem Sandstein hat 1719 Peter van den Branden
geschaffen. Ursprünglich die vier Elemente darstellend, wurden
die Brunnenfiguren von Brandens Sohn Matthäus 1769 zu einer
Allegorie der Stadt Mannheim umgestaltet.

Die Südseite des Marktplatzes wird vom Doppelbau der Pfarrkirche
St. Sebastian und dem Alten Rathaus beherrscht, in dem heute das
Standesamt untergebracht ist. Dieser in der für Mannheim
typischen Doppelbauweise mit zentralem Turm errichtete Bau (1700
bis 1723) ist das älteste aus der Kurfürstenzeit erhaltene
Bauwerk.

Über die Fußgängerzone führt der Weg zur Konkordienkirche, einem
Doppelflügelbau, der 1685 für die reformierten Bekenntnisse
entstanden ist. Heute befindet sich in dem einen Flügel die
evangelische Kirche, in dem anderen die Mozartschule. Weiter geht
es durch die Quadrate, bis man am Friedrichsring dem 1955 neu
erbauten Nationaltheater gegenübersteht.

Über den Friedrichsring erreicht man den Rosengarten. Nach
Erweiterungs und Umbauarbeiten entstand 1974 aus dem
Jugendstilgebäude ein modernes Kongreß und
Veranstaltungszentrum, das sich harmonisch in das
Jugendstilensemble rund um den Wasserturm einfügt. Der nach
Plänen von Gustav Halmhuber zwischen 1866 und 1889 erbaute
Wasserturm ist das Wahrzeichen Mannheims.

Man überquert den Friedrichsplatz mit seinen Kaskaden und
Wasserspielen und gelang zum Neubau der Kunsthalle. Der dahinter
liegende Altbau aus rotem Sandstein wurde von Hermann Billing
erbaut und 1907 zum 300jährigen Stadtjubiläum eröffnet. Die
Städtische Kunsthalle kann mit bedeutenden Werken der Malerei,
Graphik und Plastik des 19. und 20. Jahrhunderts aufwarten.

Einen Steinwurf vom Wasserturm entfernt, beginnen die Planken,
einst Prachtstraße, heute Fußgängerzone mit eleganten Geschäften
und vielen Straßencafés. Im Vorbeigehen sollte man einen Blick
auf das Gebäude der BadenWürttembergischen Bank im Quadrat O 4
werfen. Das prächtige barocke Bürgerhaus wurde vermutlich Mitte
des 18. Jahrhunderts erbaut. Auf dem Paradeplatz, dem Zentrum der
Innenstadt angekommen, zieht das nach Plänen des Architekten
Carlfried Mutschler entstandene neue Bürgerhaus mit seiner dem
historischen Alten Kaufhaus nachempfundene Fassade die Blicke des
Passanten auf sich.

Der Paradeplatz selbst wurde wieder zur Schmuckanlage nach
historischem Vorbild umgestaltet. Das GrupelloMonument, 1738 von
Düsseldorf nach Mannheim gebracht, steht wieder als Mittelpunkt
einer Brunnenanlage im Zentrum des Platzes. Der Rundweg führt nun
entlang der Hauptpost bis zur Ecke des Quadrats O 2, dort biegt
man links ab und überquert die Kunststraße. Nächste Station ist
das Dalberghaus im Quadrat N 3. Über der Balustrade des
dreigeschossigen Barockbaues (1733) entdeckt man eine
Marienstatue. In diesem Haus wohnte von 1782 bis 1806 der Erste
Intendant des Nationaltheaters, Heribert von Dalberg.

Über die Breite Straße geht es zurück zum Ausgangspunkt, dem
Schloßhof. Wer sich aber mehr Zeit nehmen möchte, dem sei ein
kleiner Abstecher zum Neckarufer empfohlen. Dazu kehrt man nach
Umrundung der Konkordienkirche zur Fußgängerzone Breite Straße
zurück und geht weiter in Richtung Kurpfalzbrücke. Bevor man den
Kurpfalzkreisel erreicht, führt der Weg am ehemaligen Neckartor
vorbei. Der Grundriß des Stadttors ist mit andersfarbigem
Kopfsteinpflaster und mit Sandsteinquadern angedeutet, deren
größer in der Aufsicht die Vorderansicht des Bauwerks zeigt.

Beim Überqueren des Kurpfalzkreisels sieht man linkerhand am
Flußufer das Museumsschiff „Mannheim“ vor Anker liegen. Ein
Besuch auf dem restaurierten Raddampfer lohnt sich: Über 70
Schiffsmodelle stellen die Entwicklung der Rheinschiffahrt dar.
Maschinenraum und Bordküche sind im Originalzustand erhalten. Vom
Museumsschiff führt der Weg an einem alten Hafenkran aus dem
Jahre 1860 vorbei. Durch die Unterführung gelangt man auf die
andere Seite der Kurpfalzbrücke. Der Zwiebelturm jenseits des
Neckars gehört zur Alten Feuerwache. Heute ist das neubarocke
Gebäude (1912) ein Kulturzentrum mit Rock und Jazzkonzerten in
der ehemaligen Fahrzeughalle und dem Kinder und Jugendtheater
„Schnawwl“ im Turm.

Entlang dem Friedrichsring führt der Weg am Gewerkschaftshaus
vorbei zum Nationaltheater und weiter zum Friedrichsplatz. Hier
trifft er wieder mit dem Rundweg zusammen.

Zum Schluß noch ein paar Bemerkungen zum Zahlenspiel im Quadrat:
Die Einteilung ihrer Innenstadt nach Buchstaben und Zahlen
verdanken die Mannheimer dem Ingenieur Baumgratz. Er führte 1733
die BuchstabenZiffernKombination ein. Die heute noch
verbindliche Einteilung gilt seit 1811. Links der Breiten Straße
vom Schloß aus gesehen, liegen die „Quadrate“ genannten Baublöcke
A bis K, rechts heißen Sie L bis U. Die Hausnummern folgen
ebenfalls einem einheitlichen System, denn die Numerierung
beginnt immer an der Ecke des Häuserblocks, die dem Schloß und
der Breiten Straße zugewandt ist. Sie verläuft in den Quadraten L
bis U im Uhrzeigersinn und in den Quadraten A bis K
entgegengesetzt.

Quelle: unbekannt

Mannheims Hafen als Tor zur Welt

Als Großherzog Ludwig von Baden im September 1828 der Stadt
Mannheim einen Freihafen am Rhein bewilligte, wollte er den
Handel der Stadt Mannheim nach Möglichkeit fördern. Er schuf
damit die Voraussetzung für ein ungeahntes Wachstum der Stadt am
Rhein und Neckar.

In den folgenden Jahren wurden ein Winterhafen angelegt (1833)
und am Neckar zur Erleichterung des Umschlags eine Kaimauer
errichtet, während 1854 der Hafen Anschluß an die badische
Staatseisenbahn erhielt. Nachdem 1862 mit dem „Friesenheimer
Durchstich“ eine Rheinschleife nördlich Mannheims begradigt und
die Neckarmündung kurz darauf zum neuen Rheinbett verlegt worden
war, konnte das 2.100 Meter lange Mühlaubecken  das Herz des
Handelshafens  gebaut und 1875 seiner Bestimmung übergeben
werden.

Mit der Fertigstellung des 3.165 Meter langen Rheinkais im Jahre
1895 hatte der Handelshafen zwischen Rhein und Neckar mit den
50.000 Quadratmeter nutzbarer Fläche seine heutige Gestalt
gewonnen. Im selben Jahr vereinbarten die großherzoglichbadische
Landesregierung und die Stadt Mannheim den Bau des 1907
fertiggestellten Industriehafens. Dieser erwies sich als idealer
Standort für Mühlenbetriebe und entwickelte sich so zu einem der
bedeutendsten Mühlenzentren Deutschlands.

Zur gleichen Zeit baute die RheinauGesellschaft im Süden
Mannheims drei Hafenbecken mit Gleis und Verladeanlagen. Dieser
Hafen bot sich für den Umschlag von Kohle an und wurde nach dem
Konkurs der Hafenbetriebsgesellschaft im Jahre 1903 vom Land
übernommen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hafen bei 151 Luftangriffen schwer
getroffen. Daher sahen es Land und Hafenverwaltung als
vordringlichste Aufgabe an, den Hafen möglichst zügig
wiederaufzubauen und  je nach wirtschaftlicher Entwicklung 
dieser anzupassen. So wurde wegen der wachsenden Bedeutung des
Erdöls für die Energieversorgung und die chemische Industrie 1962
bis 1964 auf der Friesenheimer Insel ein Ölhafen angelegt.

Als sich die wachsende Bedeutung des Containerverkehrs für die
Binnenschiffahrt abzeichnete, wurde 1968 am Südende des
Mühlauhafens ein Containerterminal eröffnet. Heute gehört es zu
den umschlagstärksten aller deutschen Binnenhäfen. 1985
schließlich wurde im Rheinauhafen eine RollonRolloffAnlage
als erste Einrichtung dieser Art an einem frei fließenden Strom
fertiggestellt, die 1991 noch einen eigenen
HafenbahnGleisanschluß erhielt. Um die Hafenanlage auf den Stand
der Technik zu bringen, wurden die noch vorhandenen Schrägufer zu
Senkrechtufern umgebaut, das Schienen und Straßennetz
modernisiert oder durch Rauchmelder in den Lagerhäusern erhöhten
Sicherheitsanforderungen Rechnung getragen.

Heute ist der Mannheimer Hafen ein bedeutender
Verkehrsknotenpunkt, der in seinem über elf Quadratkilometer
großen Hafenareal beste Standortvoraussetzungen für Industrie,
Handel und Gewerbe bietet. Eine weitere Aufwertung des
Knotenpunktes Mannheim brachte das kombinierte
LadungsVerkehrKLVZentrum im Handelshafen. Es ging im Herbst
1991 in Betrieb und optimiert den direkten Schienenweg besonders
für Trailer von Mannheim nach Mailand und Verona.

Aber auch als Mühlenzentrum konnte sich der Hafen behaupten. Mit
einer Lagerkapazität von mehr als 300.000 Tonnen Getreide, dem
Getreide und Futtermittelumschlag, den Mühlen (darunter eine der
bedeutendsten Ölmühlen in Europa), den Kraftfutterwerken und der
bereits 1862 gegründeten Produktenbörse konnte Mannheim seine
führende Position behaupten.

Quelle: unbekannt

Ein Laufrad eilte der Post davon

Am 12. Juni 1817 wurden neue Horizonte entdeckt, die Menschheit
machte sich auf, noch mobiler zu werden. Ursache dafür war eine
Art Wettfahrt des 32jährigen Forstmeisters Karl Friedrich Freiherr
von Drais auf seinem neu konstruierten Laufrad von Mannheim nach
dem Relaishaus. Diese Umspannstation lag auf halbem Weg zwischen
Mannheim und Schwetzingen an dem ehemaligen „Kurfürstendamm“
zwischen dem Stadtschloß und der Sommerresidenz.

Der LaufradErfinder war zeitgleich mit der von Pferden gezogenen
Postkutsche losgefahren, denn Drais wollte anschaulich beweisen,
wie schnell sich ein einzelner Mensch fortbewegen konnte, wenn er
auf dem Sattel dieser Laufmaschine saß. Schließlich hatten die
Füße keine Last zu tragen und dienten nur der Fortbewegung.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wurde im
Individualverkehr ein Fahrzeug, basierend auf technischen
Mitteln, eingesetzt. Das Laufradfahren kam dem Reiten zwar noch
immer recht nahe, aber immerhin war es eine ganz andere Art der
Fortbewegung. Die Art der Fortbewegung hatte Karl Friedrich
Freiherr von Drais von Sauerbronn einer anderen Methode der
Bewegung entliehen. In einem Artikel vom 17. August 1817 in der
„Carlsruher Zeitung“ hieß es dazu: „In einem Reitsitz auf nur 2
zweischühigen, hintereinanderlaufenden Rädern ist die Hauptidee
der Erfindung von dem Schlittschuhfahren genommen“.

Drais hatte zunächst eine vierrädrige „Draisine“ entwickelt, die
später zweirädrige Version nannte er dagegen Laufrad. Dies war in
einer Zeit, in der es teilweise noch die Leibeigenschaft gab,
eine geradezu revolutionäre Erfindung. Plötzlich konnte sich auch
das einfache Bürgertum anders als auf „Schusters Rappen“
fortbewegen.

Der junge Drais hatte 1806 zum ersten Mal in Schwetzingen, wo
sein Onkel Friedrich Georg Heinrich von Drais eine private
„Forstunterrichtsanstalt“ betrieben hatte, im großherzoglichen
Schloß, also der früheren Sommerresidenz der pfälzischen
Kurfürsten, ein Wägelchen gesehen, das „mit Muskelkraft von einem
Lakai getreten“ werden mußte, um „eine Adelsperson auf den
Parkwegen zu transportieren“. An der Achse des Hinterrades des
Vehikels aus England war eine Tretkurbel angebracht, die Drais
jedoch nicht übernehmen wollte. Ihm ging es besonders darum, eine
neue Art der Fortbewegung für alle Schichten der Bevölkerung zu
finden.

Im Jahre 1810 wurde das Oberhofgericht nach Mannheim verlegt.
Forstmeister Drais, inzwischen 25 Jahre alt und ohne feste
Anstellung, zog mit seinem Vater, einem Oberhofrichter nach
Mannheim nach M 1,8 in der besser situierten Oberstadt. Sein
Vater hatte es am Hof in Karlsruhe durchgesetzt, daß sein Sohn,
das Patenkind des alten Großherzoges Karl Friedrich, vom
Forstdienst freigestellt wurde und dennoch seine Dienstbezüge
weiterhin bekam. Daher verfügte der junge Mann über viel Zeit.

Der Erfinder Drais ließ von Wagnermeister Frey, der das Laufrad
baute, eine bedeutende technische Neuerung einbauen. Diese machte
es noch schneller, denn er steckte die eiserne Achsen der Räder
in Radnaben aus Messing. Dadurch wurde die Reibung enorm
reduziert.

Noch heute rätselt man darüber, warum Drais für seine erste
öffentliche Ausfahrt den Weg Richtung Schwetzingen wählte. Zum
einen lag es sicher daran, daß sich der Horizont der Mannheimer
Bürger im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts enorm weitete.
Es gab keine Stadtmauern mehr und weder Wälle noch Gräben
behinderten den Spaziergang in die freie Landschaft. Zum anderen
aber hatte sich Freiherr von Drais in dem schmucken
Residenzstädtchen vor den Toren der Stadt in seiner Jugend und
Ausbildungszeit stets wohl gefühlt. Damit lag Schwetzingen in
seinem Blickfeld und zudem auch für das neue Laufrad in
erreichbarer Ferne. Dorthin hatte Drais schon mehrere
Versuchsfahrten unternommen ehe er sich auf die Wettfahrt mit der
Postkutsche einließ.

Die beiderseits von Pappeln und Obstbäumen gesäumte „Chaussee
nach Schwetzingen“ hatte bereits um 1752 Kurfürst Carl Theodor
anlegen lassen. Dabei handelte es sich um eine herrschaftliche
Straße, denn sie galt als besonders gut ausgebaut und war mit
einer Pflasterung versehen. Die Bauarbeiten waren nicht sehr
einfach, denn im Bereich der späteren Schwetzingerstadt mußten
nach und nach Sümpfe trockengelegt werden.

In der „Carlsruher Zeitung“ war über die Wettfahrt zu lesen, daß
Drais „von Mannheim bis an das Schwetzinger Relaishaus und wieder
zurück, also gegen vier Poststunden Weges in einer kleinen Stunde
Zeit gefahren ist“. Die einfache Strecke hatte rund 7,5 Kilometer
betragen. Also brauchte Freiherr von Drais für die 15 Kilometer
lange Gesamtstrecke knapp eine Stunde. Damit hatte er eine
Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 bis 18 km/h erreicht. Man
stelle es sich heute in der Zeit der Rennräder, Cityräder oder
Mountainbikes einmal vor: die Draissche Laufmaschine hatte
eisenbereifte Räder, keine Tretpedale oder stoßgedämpften Sattel,
auch von Zahnradübersetzungen und anderen Hilfsmitteln keine
Spur.

Dem großherzoglichbadische Forstmeister Karl Friedrich Freiherr
von Drais sollte seine Erfindung jedoch nicht den erhofften
finanziellen Segen bringen. Er starb 1851 verarmt in Karlsruhe.

Quelle: unbekannt

Viermal zerstört, viermal wieder aufgebaut

Als an einem stürmischen Tag im März des Jahres 1606 Kurfürst
Friedrich IV. von der Pfalz am Zusammenfluß von Rhein und
Neckar,nahe dem Dorf Mannenheim, den Grundstein zur Festung
Friedrichsburg legte, konnte niemand ahnen, daß aus dem kleinen
Dorf, das erstmals 766 im Lorscher Codex urkundlich erwähnt
wurde, einmal eine bedeutende Handels und Industriestadt
entstehen würde. Zerstörung und Wiederaufbau prägten in den
folgenden Jahrhunderten die Stadtgeschichte: Viermal wurde
Mannheim zerstört, viermal wurde es wieder aufgebaut.

Glaubensflüchtlinge aus Holland und Frankreich gehörten zu den
ersten Einwohnern. Um weitere Siedler anzuziehen, wurden der
Stadt im Jahre 1607 zahlreiche Privilegien zugestanden, so zum
Beispiel die Befreiung von Steuern und Abgaben. Die Stadtrechte
erhielt Mannheim 1652 von Kurfürst Carl Ludwig.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts verlegte Kurfürst Carl Philipp
seine Residenz von Heidelberg nach Mannheim. Unter den Kurfürsten
Carl Philipp und Carl Theodor war der pfälzische Hof Mittelpunkt
des geistigen, künstlerischen und gesellschaftlichen Lebens in
Deutschland. Die Blütezeit Mannheims endete 1778 mit der
Übersiedlung des Kurfürsten Carl Theodors nach München.

Von 1834 an entstand der große binnenländische Umschlag und
Stapelplatz für Handelsgüter und Getreide. Mannheim stieg zum
Zentrum der Rheinschiffahrt auf. Um die Jahrhundertwende
erreichte die Entwicklung Mannheims als Handelsplatz ihren
Höhepunkt. Durch die Erweiterung der Rheinschiffahrt über
Mannheim hinaus verlor die Stadt ihre Bedeutung als
Umschlagplatz. Die Stadtväter erkannten, daß nur durch die
Ansiedlung weiterer Industriebetriebe eine Weiterentwicklung
möglich war. Voraussetzung dafür war der Bau des Industriehafens,
der 1907 fertiggestellt wurde.

In den zwanziger Jahren beeinflußten einschneidende politische
Ereignisse die Geschicke der Stadt: Weltwirtschaftskrise und
Massenarbeitslosigkeit. Auch in Mannheim gab es viele, die im
Nationalsozialismus einen Ausweg aus der Krise sahen. Daneben gab
es erbitterten Widerstand gegen die neuen Machthaber, der sich
vor allem in den traditionellen Arbeiterwohnbezirken
konzentrierte.

Der Zerstörung der alten Synagoge im Quadrat F 2 in der
sogenannten „Reichskristallnacht“, mit der auch in Mannheim die
Judenverfolgung begann, sollte bald die Zerstörung der gesamten
Innenstadt, der Industrie und Hafenanlagen folgen. Dem Feuersturm
fielen sämtliche bedeutende Bauwerke aus der Barockzeit zum
Opfer. In der schwer zerstörten Stadt lebten bei Kriegsende 1945
nur noch knapp über 100.000 Einwohner, die meisten in Not und
Behelfsunterkünften.

Hauptziel des Wiederaufbaus war daher zunächst, ausreichenden
Wohnraum zu schaffen. Dabei sind vor allem in den
Stadtrandbezirken neue Wohngebiete entstanden. Bei allem Bemühen
um den Wiederaufbau kam dennoch die Kultur nicht zu kurz: Bereits
in den fünfziger Jahren leistete sich Mannheim den Luxus eines
Theaterneubaus.

Zügig ging auch der Wiederaufbau der Hafenanlage und der
Industriebetriebe voran. Neben den traditionellen Mannheimer
Industriezweigen, dem Fahrzeug und Maschinenbau, den Chemie und
Mühlenbetrieben, hat sich in den letzten Jahrzehnten der Handels
und Dienstleistungsbereich enorm ausgeweitet.

Nachdem sich durch das Entstehen von BadenWürttemberg die
geopolitische Lage zum Nachteil Mannheims geändert hatte  die
Stadt geriet in eine Randlage  weckt die Europäische Union
weitgespannte Hoffnungen. Politische Grenzen werden ihre
Bedeutung verlieren und Mannheim wird seine Standortvorteile in
die Waagschale werfen können: Die Lage an den bedeutendsten
europäischen Verkehrsadern im Zentrum eines bedeutenden
Wirtschaftsraumes mit hervorragender technologischer
Infrastruktur.

Quelle: unbekannt

Mannheims wechselvolle Geschichte – mal vorne, mal hinten

„Mannem hinne“ rief der Zugführer den Einsteigenden in den
Dampfzug von Frankfurt Richtung Süden zu. Sie mußten die hinteren
Wagen benutzen, denn in Friedrichsfeld zwischen Mannheim und
Heidelberg wurden die Mannheimer Wagen abgekuppelt. Dieser Ruf
machte sich selbständig. Für die Mannheimer wurde daraus ein
„Mannem vorne“.

Mannheim ist keine gewachsene Stadt. Es entsteht auf Befehl von
oben an der Stelle eines Fischerdorfes an zwei schiffbaren
Flüssen, einer damals wie heute günstigen Lage. Gegründet durch
den Willen eines absolutistisch regierenden Kurfürsten der
Barockzeit und gebaut nach den damaligen Idealvorstellungen: eine
Stadt als Festungsanlage mit der Friedrichsburg an höchster
Stelle. Zu dieser Zeit wurde bereits der Stadtgrundriß mit
rechtwinkligen, geradlinigen Straßen in Quadrate eingeteilt.

Freies Glaubensbekenntnis, Handelsprivilegien, die Aufhebung von
Leibeigenschaft und Fron, Abschaffung des Zunftzwangs, der sich
aber erst 200 Jahre später im Liberalismus verwirklichen ließ,
die Befreiung von Zoll und Steuern für das Gewerbe begünstigten
den Zuzug nach Mannheim. Die unentgeltliche Zuweisung von
Bauplätzen und billige Lieferung von Baumaterialien seitens des
Kurfürsten förderten die Bautätigkeit.

Das Beständige, Gewachsene, die Tradition fehlte im Vergleich zu
den alten Handelsstädten. Die Festungsfunktion zog Unsicherheit
und Gefahren an, die sich beide handelsfeindlich auf die Stadt
auswirkten. So war die Lebensfähigkeit der Stadt einzig und
allein von der Politik des Kurfürsten abhängig. Schon zu Beginn
des 30jährigen Krieges wurde 1622 die Friedrichsburg
einschließlich der Stadtanlage von Tillys Truppen zerstört. 1689
nach dem Wiederaufbau wurde Mannheim auf Anordnung von Ludwig XIV
im Pfälzischen Erbfolgekrieg niedergebrannt, die Bürger verjagt.
Noch 1695 war es bei Todesstrafe verboten, sich auf den Trümmern
niederzulassen.

Um 1700 wurden wieder die ersten Häuser errichtet. Gleichzeitig
wurde mit dem Bau des Rathauses auf F 1 begonnen, dem ältesten,
noch heute vorhandenen Bauwerk Mannheims. Der Wiederaufbau
basierte auf dem alten Gründungsschema. Doch durch die
Freihaltung einiger Quadrate von Bebauung wurde das strenge
Gefüge aufgelockert. Bauplätze waren zwar unentgeltlich, aber
diesmal mit Bauverpflichtungen und Bauvorschriften versehen.
In der Oberstadt beim geplanten Schloß lagen die größeren
Grundstücke, die Unterstadt blieb dem Kleinbau vorbehalten. Diese
Aufteilung entsprach der sozialen Fürsorge im Rahmen der
Bodenparzellierung des Absolutismus und blieb bis zur Mitte
unseres Jahrhunderts erhalten.

1720 verlegte der Kurfürst KarlPhilipp seine Residenz von
Heidelberg nach Mannheim. Damit setzte eine verstärkte
Bautätigkeit ein. Zehn Jahre später war der Stadtraum vollständig
überbaut. Zur selben Zeit wurde das Schloß bis 1760 gebaut und
auf die vorhandene Stadtstruktur ausgerichtet. Neben dem Escorial
in Madrid ist das Mannheimer Barockschloß das zweitgrößte in
Europa.

Die Stadt erlebte in dieser Zeit eine Blüte. Dank der Förderung
von Kunst und Wissenschaft durch den nachfolgenden Kurfürsten
Carl Theodor wurde Mannheim innerhalb kurzer Zeit ein
europäisches Kulturzentrum: Theater, Musik, die „Mannheimer
Schule“ und eine Gemäldesammlung, die später den Grundstock für
die Münchner Pinakothek bilden sollte. Viele führende Geister
dieser Zeit besuchten die Stadt, lebten oder arbeiteten hier, wie
Goethe, Schiller, Mozart oder Voltaire.
Der kurfürstliche Hof mit Gefolge und die Garnison stellten
während dieser Zeit die Hälfte der Bevölkerung. Sie bestimmten
Konsum und Handel.

Durch die wittelsbachische Erbfolge kam 1778 Bayern eigentlich
zur Kurpfalz, Carl Theodor aber verlegte die Residenz von
Mannheim nach München. Die Stadt verlor damit ihre
Existenzgrundlage. Die einseitig ausgerichtete Struktur
verursachte nach dem Wegzug für die verbleibende Bevölkerung eine
wirtschaftliche Notlage.

Nach dem Abzug des Hofes blieb Mannheim als Hauptstadt der
Kurpfalz zunächst noch Verwaltungszentrum. 1803 wurde die
Kurpfalz aufgelöst, der Rhein zur Staatsgrenze und zur
Zollschranke. Mannheim selbst wurde zur Grenzstadt im
nordwestlichen Zipfel des von Napoleon neugeschaffenen
Großherzogtums Baden, zu dessen Hauptstadt Karlsruhe ernannt
wurde.

Bereits 1799 war unter dem Jubel der Bevölkerung mit der
Schleifung der Befestigungsanlagen begonnen worden. Nach dem
Entwurf des Mannheimer Gartenarchitekten Sckell sollte um den
Kern der Innenstadt, die bis in die ehemaligen Bastionen hinein
erweitert werden sollte, ein breiter Grüngürtel gelegt werden,
durchflossen von einem sternförmigen Bach. Dieser Entwurf kam
aber nicht zur Ausführung. Stattdessen wurden zur Erschließung
des eingeebneten Geländes die Straßen des Stadtgrundrisses
gradlinig bis zum Stadtgraben weitergeführt. Ein beträchtlicher
Teil des Geländes wurde zur Deckung der Schleifungskosten an
Privatleute verkauft und als Gärten genutzt.
Neubauten entstanden in dieser Zeit nur wenige. Die Stadt behielt
das Bild einer typischen Residenzstadt, die nun anstelle von
Befestigungsanlagen von einem romantischen Grüngürtel eingerahmt
wurde. Das vorhandene wirtschaftliche und finanzielle Vakuum ließ
keine großen Weiterentwicklungen zu.

1827 begann der badische Pionieroffizier Gottfried Tulla mit der
Korrektur des Friesenheimer Rheinbettes. Der nunmehr stillgelegte
Rheinarm wurde zum Hafen ausgebaut und 1840 eingeweiht. Im
gleichen Jahr wurde die Eisenbahnlinie Mannheim  Heidelberg als
erste badische Staatsbahnstrecke eröffnet. Baden trat 1855 dem
Deutschen Zollverein bei, so daß Mannheim dank seiner günstigen
Verkehrslage an zwei schiffbaren Flüssen wieder zu einem
Handelsmittelpunkt werden konnte.

Mit der Eröffnung des regelmäßigen Dampfschiffahrtverkehrs
zwischen Rotterdam und Mannheim wurde 1842 der Mannheimer Hafen
als Endpunkt der Großschiffahrt auf dem Rhein zum wichtigen
Umschlagplatz von Im und Exportartikeln für den süddeutschen
Raum. Mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes wurde die Stadt ein
Umschlagplatz für ganz Südeuropa. Die Zahl der Handelsbetriebe
wuchs sprunghaft an, bevorzugter Standort für diese Betriebe war
die westliche Stadthälfte links und rechts der Planken. 1850
waren bereits ganze Erdgeschoßzonen, die bisher dem Wohnen
dienten, in Gewerbeflächen umgewandelt.

Die hier und in den Handelsgebieten angebotenen Arbeitsplätze
ließen die Zahl der Einwohner rasch anwachsen und bedeuteten eine
rege Bautätigkeit, die sich zunächst auf Umbaumaßnahmen im
Stadtkern beschränkte. So wurden ein und zweigeschossige Häuser
abgerissen und drei und viergeschossige gebaut. Die 1856
erlassene Bauordnung gestattete eine maximale Geschoßzahl von
vier Etagen. Sie wurde zuerst im Jungbusch vorgenommen, im
Anschluß an die am dichtesten besiedelte westliche Unterstadt.
Ansonsten brachte der wirtschaftliche Aufschwung für das
Stadtbild keine einschneidenden Veränderungen. Handel und Verkehr
innerhalb eines großen Bereiches, verbunden mit neuen
Transportmöglichkeiten und Standortvorteilen boten der Stadt eine
gesunde Basis zur Entwicklung.

Quelle: unbekannt