Vergessene Kulturgüter mitten im Wald

Triftbach im Pfälzerwald (Foto: Haus der Nachhaltigkeit/Pfalz-Infomailing18052016)Triftbäche und Wooge: Geschichte(n) im Pfälzerwald
Im Pfälzerwald glitzert und rauscht es in jedem Winkel. Das Biosphärenreservat ist reich an Gewässern, seine Bewohner haben sich das Naturgeschenk von jeher zu Nutzen gemacht. Triftbäche und Wooge zeugen von der Zeit, als die Kraft des Wassers für den Holztransport oder den Betrieb von Mühlen genutzt wurde. Die oft steinernen, uralten Anlagen verfallen allerdings zunehmend. Um dieses Kulturgut zu bewahren und den einzigartigen Charakter der Landschaft zu erhalten, entwickelt das rheinland-pfälzische Umwelt- und Forstministerium ein Konzept, das vor allem neue touristische Attraktionen verspricht. Das Projekt heißt „Wooge und Triftbäche im Biosphärenreservat Pfälzerwald“. Weiterlesen

Tabakernte in der Pfalz

Seit 1573 in der (Kur-)Pfalz heimisch / Zunächst nur zur Zierde und als Heilpflanze
In der Pfalz, der Heimat des Tabakanbaus in Deutschland, hat die Ernte begonnen. Bis in den November werden nun die Blätter der Pflanzen geerntet, ob allerdings die angestrebte Menge von etwa 1.200 Tonnen zustande kommt, steht nach Meinung von Experten dahin: Die vielen Niederschläge der vergangenen Wochen sind auch den Tabakpflanzen nicht bekommen, derzeit rechnet man mit einem Minus von zehn bis 20 Prozent. Seit 1573, als Pfarrer Anselmann im südpfälzischen Hatzenbühl im Gemeindegarten Saatgut des empfindlichen tropischen Nachtschattengewächses setzte, ist der Tabaka in der Pfalz heimisch. Das Klima und der Boden in der Südpfalz waren für die Pflanze ideal, noch heute liegt das Zentrum des Anbaus rund um Kandel und Neupotz. Weiterlesen

Historische Kramer-Mühle wird wieder lebendig

In St. Leon soll Geschichte wieder lebendig werden
Neu gegründeter Mühlenverein erarbeitet ein Nutzungskonzept für ein über 500 Jahre altes Gebäudeensemble / Projekt in Abstimmung mit der Gemeinde / Kostenrahmen der Sanierung / Restaurierung bei sieben Millionen Euro
Die 500 Jahre alte Kramer-Mühle am Kraichbach in St. Leon begeistert und fasziniert die regionalen Heimatfreunde schon seit vielen Jahren. Aber erst mit dem Kauf durch die Gemeinde St. Leon-Rot wird es nun möglich, das historische Gebäudeensemble zu sanieren und zu restaurieren: Das vierstöckige Haupthaus, Scheune, die Mühle für Getreide und die für Öl auf der gegenüberliegenden Seite des Kraichbachs warten jetzt scheinbar nur noch darauf, auch als stimmungsvolle Kulisse genutzt zu werden. Weiterlesen

Georg von Reichenbach und sein Wirken

Technischer Fortschritt zur Zeit von Kurfürst Carl Theodor
Die Pfälzer haben Kur­fürst Karl Theodor noch heute in guter Erin­nerung. Er förderte nicht nur Kunst, Kultur und Wissenschaft, sondern bemühte sich auch um die Verbesserung der Lebensver­hältnisse der „kleinen Leute“. Nirgends manifestierte sich die­ses Engagement deutlicher als in Mannheim: 1689 total zerstört, entstand diese Stadt ab 1700 unter seinen Vorgängern neu. 1720 wurde die planmäßig ange­legte Musterstadt Haupt- und Residenzstadt, und unter Karl Theodor, der 1742 die Regierung antrat, entwickelte sie sich zu einem florierenden Zentrum von Handel und Gewerbe. Weiterlesen

Ohm- oder Ungeld wurde zur Getränkesteuer

Ein Wirt musste den Wein, den er ausschenkte, prüfen lassen
Der in Wiesloch 1497 bestehende Wein- und Fruchtzehnt eine zehntrechtliche Abgabe, die sich vom Ohm- oder Ungeld dadurch unterschied, dass erstere eine direkte Steuer war, die von der Herrschaft gefordert wurde, während letztere in den Wirtschaften im Verhältnis 2:1 für Obrigkeit und Gemeinde üblich war. Weiterlesen

Nur der "Pfaffenwein" war von der Steuer ausgenommen

Wer im Hockenheimer Rathaus das Stadtarchiv aufsuchen möchte, muss erst einmal in den Keller hinab steigen. Dort liegen, verglichen mit den umliegenden Städten zwar nicht viele Urkunden oder Dokumente aus den Jahrhunderten vom Mittelalter bis zur Neuzeit, aber ein Blick hinein in die historischen Zeitzeugnisse lohnt sich dennoch doch. Interessant, aber für die Menschen von heute auch amüsant, sind die aufbewahrten „Policeyordnungen“. Weiterlesen

Bauern und Bergleute bereicherten den Weihnachtsmarkt

WeihnachtsmarktViele Städte in Deutschland erfreuen sich einer großen adventlichen Tradition
Vor der Marienkirche und der Pfarrkirche St. Petri in Hamburg lagen um 1150 große Marktplätze. Dort boten Bauern ihr Obst und Getreide, Handwerker ihre Erzeugnisse und Fischer ihren Fang zum Verkauf an. Die Franziskaner des St. Johannis-Klosters fertigten Rosenkränze und Kreuze an, schnitzten an kalten Dezembertagen kleine Marienfiguren – nicht zu verwechseln mit den später gefertigten Krippenfiguren – und zogen kunstvolle Wachskerzen, deren Zahl den eigenen Bedarf weit überschritt. Bald mischten sich die Frommen unters Volk, stellten ihre Waren an einem Stand aus und waren dankbar, wenn sie dafür Abnehmer fanden. Ihre Kunden bezahlten bar und erhielten zusätzlich Gottes Segen aus berufenem Munde. Dass gleich daneben Bäcker ihre Semmeln und Metzger ihre Würste verkauften, störte niemanden. Diese Mischung aus weltlichem Geschäft und sakralem .Angebot gilt als der Anfang aller Weihnachtsmärkte.
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Die römische Steinindustrie in der Pfalz

Mit der römischen Okkupation verbreiteten sich in den besetzten Gebieten auch die handwerklichen Fähigkeiten und die hoch entwickelten Techniken der Mittelmeerwelt. Zu diesen „Exporten“ zählt im Besonderen auch die Kunst der Steingewinnung und bearbeitung. Das beeindruckendste Zeugnis der römischen Steinindustrie der Pfalz ist der Steinbruch vom Kriemhildenstuhl bei Bad Dürkheim. Hier wurden innerhalb kürzester Zeit ca. 10.000 m³ Sandstein gebrochen, grob zugehauen, um dann per Wagen und Schiff als Baumaterial vor allem in das Mainzer Legionslager transportiert zu werden.
Die Arbeiter, zum großen Teil technische Abteilungen der 22. Legion aus Mainz, brachten im Steinbruch zahlreiche Inschriften sowie Felszeichnungen in Form von Köpfen, Tieren und Menschen an. Diese Zeugnisse der römischen Zeit sind noch heute zu erkennen. Die Ausstellung zeigt Abgüsse einiger Zeichnungen und Inschriften sowie zahlreiche Werkzeuge und Steinprodukte.
In seiner heutigen durch die Ausgrabungen von Schutt freigeräumten Gestalt hat der Steinbruch in der Antike nie bestanden. Beim Abbau der Steine arbeiteten sich die Soldaten von unten nach oben vor, wobei der vorherige Arbeitsbereich jeweils mit dem Steinschutt der aktuellen Ebene verfüllt wurde. Daher war der Steinbruch am Ende seiner Ausbeutungszeit fast vollständig verschüttet.
Das handwerkliche Wissen der römischen Steinhauer und Steinmetzen ist bis heute nicht verloren gegangen. Noch heute wird in den Sandsteinbrüchen der Region nach demselben Verfahren gearbeitet und den römischen Vorbildern entsprechende Werkzeuge benutzt.

Entwicklung von Handel und Gewerbe entscheidend mitgeprägt

Ein Blick in die Geschichte des Gewerbevereins Hockenheim
Betrachtet man die Geschichte des Hockenheimer Gewerbevereins und vergleicht diese mit der nun 1230-jährigen Entwicklung
der nordbadischen Stadt am unteren Kraichbach, dann stellt man fest, daß dieser Verein sehr jung ist, aber die Entwicklung des Handels in den letzten 100 Jahren entscheidend mitgeprägt hat. Weiterlesen

Raufereien waren an der Tagesordnung

Die Straßen waren unsicher. Gewalt und Diebstahl hatten zugenommen. „Damit das im Lande sich häufende ruchlose Raub- und Diebsmäßige Gesindel nicht weiter überhand nehme“, ließ auch der pfälzische Kurfürst Zuchthäuser einrichten. Er beabsichtigte auf diese Weise, wie es in einem Edikt von 1747 heißt, „bessere Sicherheit und Bequemlichkeit sämtlicher Einwohner“ herzustellen. Weiterlesen

Inflation machte Hockenheimer zu Milliardären

Das Leben wurde immer teuerer. Wer ein Ei kaufen wollte, musste im Jahr 1922 dafür im Februar 2.50 Mark bezahlen. Das war noch günstig, denn ein halbes Jahr später kostete ein Ei bereits 7.50 Mark. Bis November stieg der Milchpreis für einen Liter von 4.60 auf 75 Mark.  Zum Jahresende kostete ein Pfund Schweinefleisch 800 und ein Pfund Butter zwischen 1.800 und 2.000 Mark. Ein Kilo Brot gab’s schon für 140 Mark und ein Pfund Kristallzucker für 200 Mark, Würfelzucker kostete zehn Mark mehr. Wer Arbeit hatte, verdiente eine Menge Geld, konnte sich aber wenig dafür leisten. Weiterlesen

Hockenheim und die Zigarrenindustrie

Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert führte auch in der badischen Rheinebene zu einem Strukturwandel im Wirtschaftsleben. Der französische Einfluss machte sich bemerkbar – nicht nur auf politischer Ebene. Französische Soldaten hatten auf ihren Feldzügen die ersten Zigarren mitgebracht, das Rauchen kam mit den Jahren auch in Deutschland in Mode. Noch mußte der Tabak teuer aus Übersee importiert werden. In Hamburg entstand 1788 die erste Zigarrenfabrik. Die gewaltige Nachfrage nach den gerollten Tabakblättern ließ relativ rasch einen neuen Industriezweig entstehen: die Zigarrenproduktion. Weiterlesen

Rheinzabern und die römische Tonverarbeitung

Rheinzabern, das römische Tabernae, war im 2. und 3. Jahrhundert nach Christus das bedeutendste Töpferzentrum nördlich der Alpen. Von hier aus exportierten die großen Manufakturen in die römischen Provinzen von Britannien bis zum Schwarzen Meer. Die hervorragende Tonqualität, die reichen Vorräte an Holz und Wasser und die sehr günstige Verkehrslage an den Ufern des Rheins bildeten die Grundlage für die marktbeherrschende Stellung Rheinzaberns.
Bei den Käufern war vor allem die Terra Sigillata, die flammend rote Feinkeramik, begehrt. Moderne Berechnungen ergeben für Rheinzabern eine jährliche Produktion von über einer Million Gefäßen. Die Manufakturen stellten in erster Linie Gefäße ohne Dekor in einer Vielzahl von Formen her. Berühmt ist Rheinzabern aber auch für seine Bilderschüsseln.
Diese erforderten vom Töpfer ein besonderes handwerkliches und künstlerisches Können.
Die Germaneneinfälle von 259/260 nach Christus setzten der Entwicklung Rheinzaberns ein jähes Ende. Die Manufakturen erlitten dabei so großen Schaden, dass seit dieser Zeit keine Bilderschüsseln mehr produziert wurden. Das endgültige Ende kam für die Töpfereien im Jahre 352 nach Christus. Bei einem erneuten Germaneneinfall, der die gesamte Rheinebene schwer verwüstete, wurde auch Rheinzabern zerstört.
Der Ziegelfabrikant Wilhelm Ludovici war der erste, der systematische Ausgrabungen in Rheinzabern durchführte. Er veröffentlichte die Ergebnisse und vermachte zu Beginn des 20. Jahrhunderts seine Sammlung dem Museum. Sie bildet heute den Grundstock der Terra Sigillata-Sammlung des Historischen Museums der Pfalz Speyer.

Apotheke als Drogerie und Süßwarenhandlung

Der Begriff Apotheke entstammt der griechischen Sprache und kann mit Speicher oder Vorratskammer übersetzt werden. Die Idee, ein Depot für Drogen, Gewürze, Spezereien  aber auch Arzneimittel  einzurichten, entstammt dem arabischen Raum. Im Abendland entstanden im 9. Jahrhundert Kloster und Hospitalapotheken. Seit dem 13. Jahrhundert bildeten sich die Vorformen der heutigen öffentlichen Apotheken aus.
Der Speyerer Stadtrat bestimmte am 12. Juli 1553 in einer Ordnung der Handwerke und des Handels: „Apotecker haben feil allerhand Specerey/ auch zucker eyngebeißt Confect/ und gemeinlich alles was inn ein Apotecken und zur Artzney gehörig ist/und nit weiters.“ Die Apotheke wurde hier also eher als eine Einrichtung des Handel betrachtet, die auch dem Gesundheitswesen diente; sie war Drogerie und Süßwarenhandlung, aber mehr zu verkaufen war den Apothekern verboten  wohl um zu verhindern, dass aus der Apotheke ein Kramladen wurde.
Im Jahr 1578 erließ der Rat eine Apothekenordnung, in der die Bedeutung für das Gesundheitswesen deutlich zum Ausdruck kam und die recht modern erscheint. Die Apotheker mussten schwören, dass ihr Gewerbe nur von ihnen selbst oder ihren vereidigten Gesellen ausgeübt wurde. Lehrjungen und Gesellen war es allerdings verboten, Medikamente selbständig herzustellen oder auszugeben. Der Apotheker war verpflichtet, alles vorrätig zu halten, was in eine „redtliche Apoteck“ gehörte, und die Vorräte richtig zu lagern, so dass sie nicht vorzeitig verderben konnten. Er musste sie in jedem Quartal auf ihre Brauchbarkeit überprüfen, und ihm war bei schwerer Strafe verboten, alte Heilmittel unter neue zu mischen.
Den Patienten durfte nur die ihnen vom Arzt verordnete Arznei verkauft werden und kein anderes Mittel, auch wenn es die gleiche Wirkung hatte. Die Rezepte durften nur genau nach Vorschrift frisch hergestellt und nur nach Rücksprache mit dem Arzt geändert werden. Jedes Medikament wurde mit dem Namen des Patienten, Herstellungsdatum und Preis versehen.
Wollte der Apotheker größere Mengen eines Arzneimittels auf Vorrat anfertigen, dann musste ein vereidigter Arzt die Zutaten kontrollieren, die Zubereitung überwachen und das fertige Mittel mit dem Herstellungsdatum versehen. Der Rat konnte die Apotheken jederzeit kontrollieren lassen. Gifte und andere gefährliche Stoffe durften nur an Ärzte und an andere Personen nur gegen Rezept abgegeben werden. Diese Substanzen durften nur so aufbewahrt werden, dass sie nicht mit anderen verwechselt oder vermischt werden konnten. Der Apotheker konnte dem Patienten den Preis für ein Medikament stunden, den Armen musste er es für höchstens die Hälfte des Preises überlassen. Weiterhin durfte kein Arzt am Verkauf der Medikamente beteiligt werden.
Eine umfangreiche Ordnung aus dem Jahr 1614 regelt unter anderem, dass die Apotheken in jedem Herbst nach der Frankfurter Messe, einer hauptsächlichen Bezugsquelle der Speyerer Apotheker für seltene Substanzen, von Ärzten und einer Kommission des Rates visitiert wurden um sicherzustellen, dass ausreichende Vorräte in guter Qualität vorhanden waren. Die Visitatoren konnten alles, was ihnen untauglich erschien, sofort wegwerfen, wozu der Apotheker eigens einen Zuber bereitstellen musste. Weiterhin konnten die Ärzte jederzeit eine Visitation durchführen, wenn sie den Verdacht hatten, dass Medikamente falsch oder aus verdorbenen Zutaten bereitet wurden.
In der beigefügten Preisordnung sind die Substanzen aufgeführt, denen man damals eine heilende Wirkung zuschrieb. Die Kamille ist immer noch als Heilmittel bekannt, dagegen finden Endivie und Brunnenkresse heute eher als Salat Verwendung. Auch andere damalige Heilmittel wie Lorbeerblätter, Liebstöckel, Petersilie, Majoran oder Salbei sind uns aus der Küche vertraut. Ziemlich exotisch erscheinen allerdings Zutaten wie: “ Eines Menschen Hirnschahl gebrant und bereit …; Geschabener oder gefeilter wilder Schweinszan …; getrucknete oder gebrante Regenwurm …; Mumich (Mumie) …; Menschenschmaltz…”

Dem Rheingold auf der Spur

Bereits in der Kelten und Römerzeit wurde entlang des Rheins einem Handwerk nachgegangen, das man zunächst sich nicht vorstellen konnte: die Goldwäscherei. Das Gold stammte aus alpinem Gestein, das überwiegend von schweizerischen Gewässern mitgeschleppt und vom Wasser des Rheins in feinsten Körnchen und Flitterstaub ausgewaschen wurde. Vor der
Rheinregulierung kam es ab Basel zur stärksten Ablagerung durch die Bildung zahlreicher Sandbänke. Weiterlesen

Schon im Mittelalter ein Wirtschaftsfaktor

Herbstmesse seit 1245 in Speyer: Zuerst Warenmessen, dann Jahrmarkt
Messen gibt es schon seit dem Mittelalter – damals freilich nicht mit Fahrgeschäften mit waghalsigen Überschlägen und Drehungen, sondern als Jahrmärkte mit Vorführungen und außergewöhnlichen Darbietungen. Und noch früher waren es reine Waren- und Verkaufsmessen. Seit jeher ist damit die Messe auch mit dem Handel verbunden. Für die ländliche Bevölkerung waren die städtischen Märkte einst die einzige Gelegenheit, sich mit Waren des täglichen Bedarfs zu versorgen. In den wenigsten Dörfern gab es einen Kaufmannsstand, so sind die Menschen aus der Umgebung zur Herbstmesse in die Städte gekommen, um dort ihre Besorgungen für den Winter zu machen. Der Messe-Sonntag ist schon traditionell der Einkaufssonntag in Speyer. Auch der Mantelsonntag hat damit genau wie die Speyerer Herbstmesse eine jahrhundertelange Tradition.
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Das Maß war voll bis oben hin

Zu einem Biergarten in der Kurpfalz gehören sie einfach dazu: knackige Brezel und schäumendes Bier. Während die Brezel erst spät hier heimisch wurde, galt die Region zwischen Rhein und Neckar schon immer als typisches Bierland. Urkundlich gesichert sind die ersten Biersieder in Speyer bereits im Jahre 1438, als sich ein Mann aus Bamberg in der Reichsstadt niederließ. Weiterlesen

Knochenarbeit in der Wersauer Schloßmühle

Wir schreiben das Jahr 1777:  Caspar Zahn betreibt zusammen mit seiner Frau Barbara, verwitwete Fessler, und deren Sohn Heinrich Fessler die Schloßmühle in Reilingen, die sie von der Kurfürstlichen Domänenverwaltung des Kirchheimer Zehnt gepachtet haben. Es ist 5.30 Uhr als Müller Zahn die Verankerung des gewaltigen Wasserrades löst und die
Antriebswelle für den Schrot und Mahlgang in Bewegung setzt.
Normalerweise läuft die Schloßmühle nahe der Ruine des Wersauer Schlosses zu dieser Zeit bei Tag und Nacht, aber in dieser Nacht waren die Mahlsteine neu geschärft worden. Überall liegen noch Werkzeuge wie Mühlpicke, Bille und Kraushammer um die Schrot und Mahlgänge herum. Heinrich Fessler füllt den Trichter über dem Schrotgang. Der 100 Kilogramm schwere Weizensack scheint morgens um halb sechs fast doppelt so schwer zu wiegen, als Müller Fessler ihn die kleine hölzerne Treppe hochträgt, die bei jedem Schritt ächzt und stöhnt. Mit einem Rauschen gleiten die Weizenkörner in den Trichter. Schnell werden noch die Mahlsteine für das Mahlgut eingestellt  und schon beginnt die Mühle zu klappern.
Inzwischen ist der Mühlbauer, ein Bauer aus Reilingen, eingetroffen. Er ist für das Aus und Einfahren des Mehles bzw. des Getreides zu den umliegenden Ortschaften zuständig. Um halb sieben ist der Leiterwagen bereits beladen, und die zwei schweren Kaltblüter der Schloßmühle werden vorgespannt. Der Mühlbauer macht sich auf den Weg nach Schwetzingen, um im kurfürstlichen Schloß das gemahlene Mehl abzuliefern und um auf dem Rückweg in Oftersheim und Hockenheim noch zu mahlendes Getreide aufzuladen.
Caspar Zahn holt eilig seine Sense und den Holzkarren, um Futter für die Kühe an der nahegelegenen Wiese entlang der Kraichbach zu mähen. Auf dem kleinen Holzsteg über die Bach, die sich vor der Mühle teilt, um das Wasser der Mühle zuzuführen, kommt ihm Johann Jacob Riedel entgegen und fragt nach, wann er sein Getreide nun mahlen könne?  Schnell ist ein Termin für 11 Uhr vereinbart. Auch Tobias Kölble steht bald neben Zahn und möchte mahlen. Auch er bekommt einen Termin vom stets freundlichen Müllermeister.
Es ist bereits 7 Uhr durch, als Zahn das Vieh im Stall hinter der Schloßmühle füttern kann. Kühe, Schweine, Ziegen und vier Pferde zählen zur Landwirtschaft. Ein Dutzend Gänse, einige Enten und jede Menge Hühner tummeln sich auf dem Mühlenhof. Die Mühle läuft in der Zwischenzeit auf Hochtouren, und Zahn muß seinem Stiefsohn unbedingt bei der Arbeit helfen. Ununterbrochen wird der Trichter des Mahlwerkes gefüllt, geschrotet und gemahlen.
Barbara Zahn hat in der Zwischenzeit die Stallarbeit beendet und bringt den Müllern das erste Vesper in die Mühle. Als es vom Reilinger Kirchturm 11 Uhr schlägt, steht pünktlich der Bauer Riedel mit dem Pferdefuhrwerk vor der Tür. Die Säcke werden abgeladen, gewogen und schon kann es losgehen. Da die Müller zu zweit in der Mühle sind, schickt Caspar Zahn den Riedelbauer in den Stall, um nach dem Rechten zu sehen, wieder Futter nachzulegen und, wenn noch Zeit bleibt, etwas Holz für den Herd zu hacken. Riedel darf dafür zum Mittagessen bleiben.
Nach etwa zwei Stunden ist es soweit: die sechs Zentner Weizen von Bauer Riedel sind gemahlen. Riedel bezahlt seine Schulden durch „Mildern“, dies bedeutet, daß etwa 1/14 vom zu mahlenden Weizen vom Müller als Lohn einbehalten wird.
Es ist nun höchste Zeit für Zahn, um nach den Bienen zu sehen, denn die Bienenzucht wurde schon immer von den Müllern der Schloßmühle betrieben. Auch in der Landwirtschaft muß dies und jenes noch erledigt werden. Außerdem müßte dringenst noch ein neuer Eisenreifen auf das hölzerne Ersatzrad des Leiterwagens vom Schmied aufgezogen werden. Per
Hand wird das wuchtige Rad in die Schmiede nach Reilingen gerollt. In der Zwischenzeit ist es Spätnachmittag geworden und damit etwas Zeit zum Ausspannen. Deshalb läßt sich Caspar Zahn etwas mehr Zeit als sonst und kehrt auf dem Rückweg zur Schloßmühle noch schnell in die überfüllte Gaststube des „Löwen“ ein. Es ist die Zeit der Stammtische der Bauern und Handwerker. Es wird heftig debattiert und  auf die neuen Steuerpläne der kurfürstlichen Regierung gescholten.
Zu Hause ist Heinrich Fessler allein bei der Arbeit, und jetzt ist auch noch Tobias Kölble eingetroffen. Da Zahn nicht in der Mühle ist, muß der Bauer selbst mit Hand anlegen. Die Dämmerung bricht herein und taucht die Mühle in das gespenstische Licht der kerzenbestückten Sturmlaternen. Müllermeister Zahn, zwischenzeitlich vom Stammtisch zurückgekehrt, steht
bis zum Bauch im Mühlgraben, um den Rechen zu reinigen, der vor dem Wasserrad grobe Teile im Wasser abhält.
Draußen ist es längst dunkel geworden und die beiden Müller fragen sich immer wieder, wo denn nur der Mühlenbauer geblieben sei? Immerhin stellt das Aus und Einfahren des Mehles und des Getreides eine Knochenarbeit dar. Der Lohnbauer muß die oft über 100 Kilogramm schweren Säcke zuerst vom Speicher des Kunden holen und dann das Mehl im Gegenzug wieder hinauftragen. Dafür gibt es da und dort ein Vesper und etwas zu trinken. Meist reicht man Wein oder
Bier  und es ist auch am heutigen Tag so. Gegen 22 Uhr klappern plötzlich die Hufeisen auf dem gepflasterten Mühlenhof und wie aus dem nichts steht das beladene Fuhrwerk auf dem Hof der Schloßmühle. Der Mühlenbauer schläft selig auf den Säcken seinen Rausch aus. Nur gut, daß die Pferde den Weg fast alleine finden.
Die Schloßmühle läuft auch in dieser Nacht durch auf vollen Touren. Zum einen wird die Tageseinfuhr verarbeitet, zum anderen kommen nachts Landwirte zum Mahlen. In dieser Nacht legt sich Zahn etwas aufs Ohr, und Fessler mahlt durch. Kurz vor Mitternacht kommt der Müllermeister zurück, in der Hand einen großen Krug mit frischem Most. Doch ganz auf
den Beinen können sich die zwei nicht halten, so daß beide in den frühen Morgenstunden im Mahlstüble friedlich vor sich hinschlummern.
Plötzlich: Es klingelt! Der Schrotgang ist leer. Beide, insbesonders Heinrich Fessler, schrecken auf und sind sofort hellwach. Es muß schnellstens Weizen nachgeschüttet werden, damit sich die schweren Mahlsteine nicht gegenseitig zerreiben. Jeder Schrot und Mahlgang hat eine Glocke, die meldet, wenn das Mahlgut durchgelaufen ist und die Steine aufeinanderlaufen. Die Brandgefahr ist durch Funkenflug in einem solchen Fall besonders hoch. Doch bald ziehen sich die beiden wieder in
die warme Mahlstube zurück. Ehe Heinrich Fessler wieder einnickt, hört man ihn murmeln: „Jetzt fehlt nur noch, daß die Kuh kalbt …“ (og)

Ein New Yorker Kaufhauskönig aus der Pfalz

Der Untergang der Titanic in der Nacht vom 14. auf 15. April 1912 ging als eine der schlimmsten Katastrophen der zivilen Schiffahrt in die Geschichte ein. Auf seiner Jungfernreise vom englischen Southhampton nach New York rammte der 50 Millionen Mark teure Luxusliner einen Eisberg und riß bei seinem Untergang am 15. April 1912 um 2.20 Uhr rund 1.600 Menschen mit in die Tiefe. 700 Passagiere konnten von den zu Hilfe geeilten Schiffen „Carpatia“, „Prinz Adalbert“ und „Friedrich Wilhelm“ gerettet werden.
Was aber macht den Untergang der Titanic auch interessant für die regionale Geschichte der Kurpfalz? Grund dafür ist das auf dem Schiff ums Leben gekommene Milliardärsehepaar  Isidor und Ida Straus aus New York. Gebürtig waren beide aber in der linksrheinischen Pfalz: Isidor Straus stammte aus Otterberg, seine Frau Ida wurde in Worms geboren. Isidor wurde am 6. Februar 1845 in Otterberg bei Kaiserslautern als Sohn des jüdischen Handelsmannes Lazarus Straus und dessen Ehefrau Sara geboren. Die Eltern von Lazarus waren zwischen 1800 und 1803 von Niederkirchen nach Otterberg gezogen, wo sie 1808 den Familiennamen Straus annahmen. Zuvor hatten sie den Familiennamen Löser getragen.
Folgt man den alten Unterlagen und Dokumenten, müssen sich Lazarus und sein Bruder Emmanuel sowie sein Vetter Moritz aktiv an der Revolution von 1848 beteiligt haben. In Folge dieser Ereignisse wanderten die Verwandte bis 1850 nach Amerika aus und boten Lazarus an, ebenfalls in die Neue Welt nachzukommen. Streitereien in der pfälzischen Verwandtschaft waren schließlich ausschlaggebend, daß auch Lazarus im Mai 1852 die Pfalz verließ. Zwei Jahre später ließ er schließlich seine Frau mit den vier Kindern Isidor, Nathan, Hermine und Oskar Salomon nachkommen.
Zunächst siedelte sich Lazarus Straus in Talboton in Georgia an. Als Hausierer, in den USA ein geachteter Beruf, war er unterwegs und erwarb sich in den Jahren einen guten Ruf als fairer und ehrlicher Handelsmann. Isidor besuchte in der Zeit von 1856 bis 1861 tagsüber die Highschool, abends mußte er mit elterlichen Geschäft mitarbeiten. Sein Vater hatte sich in der Zwischenzeit mit einem Partner niedergelassen und betrieb ein Handelsgeschäft. Isidor selbst strebte eine militärische Karriere an. Als ihm aber Kameraden der Georgia Military Academie einen Streich spielte war der junge Mann derart erbost, daß er die Militärakademie verließ. Er beschloß, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, und Kaufmann zu
werden.
Seine erste Anstellung fand Isidor Straus als Sekretär bei einem leitenden Agenten einer Handelsgesellschaft, die Schiffe kaufen sollte, um die Blockade der Häfen der Südstaaten zu brechen. Um Waren aus England kaufen zu können, wurde mit einer abenteuerlichen Fahrt die Blockade gebrochen und über New York erreichte man nach Wochen England. Unterdessen hatte sich die ProStimmung für England wieder geändert und die Handelsdelegation reiste in die USA zurück. Isidor wurde empfohlen, die Großeltern in Otterberg aufzusuchen und dort die Entwicklung abzuwarten. Der junge Mann blieb einige Monate in seiner pfälzischen Heimat. Dort langweilte er sich aber so sehr, daß er zurück nach London ging, um bei seinem ebenfalls aus Otterberg stammenden Onkel Jacob in dessen Geschäft zu arbeiten.
Geschäftsreisen führen Isidor immer wieder in die USA und quer durch ganz Europa. Erst nach Ende des amerikanischen Bürgerkrieges kehrte er zu seinen Eltern zurück, deren Haus in Columbus während des Krieges zerstört worden war. Der mittlerweile 57jährige Lazarus fing noch einmal von vorne an und eröffnete in New York einen Geschirrgroßhandel. Nach einer schwierigen Anfangsphase entwickelte sich das Geschäft gut und Isidor investierte seinen in England erzielten Gewinn von 10.000 Golddollar in den Kauf eines Geschäftshauses in New York. 1869 wurde von ihm dort die Niederlassung der Firma Helbing & Straus (ein Bruder seines Vaters) aus San Francisco übernommen.
Isidors Bruder Nathan, der auch am Geschäft beteiligt war, nahm Verbindung zum größten amerikanischen Kaufhaus R.H. Macy auf. Nach dem Tod des Besitzers wurden sie dort Teilhaber. Bereits seit 1882 engagierte sich Isidor auch politisch und wurde schließlich 1894 für die Demokraten ins Repräsentantenhaus gewählt. Auch wirtschaftlich blieb er auf der Straße des Erfolges. Seine Beteiligung am Warenhausunternehmen Abraham & Straus in New York machte sich bezahlt, denn um die Jahrhundertwende galt Isidor Straus bereits als fünfzigfacher Millionär.
1871 hatte Isidor seine Frau Ida Blün geheiratet, deren Eltern aus Worms kommend in die USA eingewandert waren. Am 6. Januar 1912 trat das Ehepaar eine mehrmonatige Europareise an, die sie zunächst über Gibraltar, Cap Martin, Cannes und Paris nach London brachte. Die Geburtsorte Otterberg und Worms besuchten die beiden jedoch nicht. In
Southhampton bestiegen sie die Titanic, um an der Jungfernreise teilzunehmen, für die ein zigfaches der Passagen hätte verkauft werden können.
Ein letztes Lebenszeichen ging am 14. April 1912 an Sohn Jesse. Die glücklichen Eltern kabelten an ihn: „Fine voyage, fine ship, feeling fine, what news“ (Schöne Reise, schönes Schiff, fühlen uns wohl, gibts was Neues). Wenige Stunden später hat die Schiffskatastrophe ein erfolgreiches Leben ausgelöscht. Die Leiche von Isidor Straus wurde gefunden, die seiner Frau blieb für immer verschwunden. Bestattet wurde er auf dem Beth El-Cemetery auf Long Island, 1928 in das Familienmausoleum auf dem Woodlawn-Friedhof umgebettet. Am Trauergottesdienst in der Carnegie Hall am 12. Mai 1912 nahmen über 6.000 Menschen teil, Tausende standen währenddessen draußen im Regen. 1915 wurde in Erinnerung an das Unternehmerehepaar der „Straus Park“ eingeweiht, der noch heute an das schillernde und eerfolgreiche Wirken
des Isidor Straus aus Otterberg in der Pfalz erinnert.

Das weiße Gold der Kurfürsten

Am 20. Januar 1745 wurde Max III. Joseph im Alter von 18 Jahren  am Todestag seines Vaters Karl Albrecht im Schloß Nymphenburg in München zum neuen bayerischen Kurfürsten ausgerufen. Der junge Regent trat ein schwieriges Erbe an, denn Bayern hatte schwer unter dem österreichischen Erbfolgekrieg zu leiden. Eine gewaltige Schuldenlast von über 30
Millionen Gulden lastete auf dem Kurstaat. Kein Wunder also, daß die Sanierung der Staatsfinanzen zu den wichtigsten Aufgaben des jungen Kurfürsten gehörte.
Der Regent gründete im ganzen Land Textilmanufakturen zur Belebung der ausgebluteten Wirtschaft. Dem Vorbild anderer Staaten folgend, wollte sich Max III. Joseph auch dem „weißen Gold“ bedienen, um die Staatskasse wieder zu füllen. Ausschlaggebend für diesen Schritt war vor allem seine Heirat mit der sächsischen Prinzessin Maria Anna Sophie. Sie war eine Enkelin des porzellanbegeisterten August des Starken. Während dessen Regentschaft hatte Friedrich Boettger 1710, er wollte Gold für seinen Landesherrn herstellen, durch Zufall das Arkanum, also das Wissen um die Zusammensetzung und Herstellung von Prozellan, entdeckt. So gründete der bayerische Kurfürst am 1. November 1747 eine „Churfürstliche
PorcelaineFabrique“, die er im Münchner Vorstadtschlößchen Neudeck am Auer Mühlbach ansiedelte. Diese Lage hatte auch den Vorteil, daß über die nahe Isar genügend Holz für die Brennöfen zur Porzellanherstellung herantransportiert werden konnte. Im Mai 1761 mußte die immer größer werdende Porzellanmanufaktur umziehen. Sie bekam das Gelände jener Pavillons am nördlichen Schloßrondell in Nymphenburg zugewiesen, wo sie sich noch heute befindet.
Nach dem Tode des Kurfürsten Max III. im Jahre 1777 trat der pfälzische Kurfürst Carl Theodor nach den Wittelsbacher Hausverträgen das Erbe in München an. Dieser hatte 1755, acht Jahre nach der Münchner Gründung, in Frankenthal das Privileg für eine PorzellanManufaktur an den Straßburger Paul Anton Hannong erteilt, bevor er 1762 selbst in den Besitz der Manufaktur kam. Kunsthistoriker bescheinigen den figürlichen Porzellane aus Frankenthal, zu den hervorragendsten Arbeit des 18. Jahrhunderts zu gehören.
Die Verbindung nach Frankenthal ließ Carl Theodor indes nie ganz abreißen. 1797 befahl er den Bildhauer Johann Peter Melchior von der Pfalz nach Bayern. Drei Jahre später erließ der pfalzbayerische Kurfürst Carl Theodor ein Dekret, die Manufakturen in Frankenthal und Nymphenburg zu vereinen. Melchior, der auch wegen der französischen Besetzung der Pfalz gerne dem Ruf nach München gefolgt war, wurde als „PorcellanfabrickInspector“ zu einem der erfolgreichsten Porzellanplastiker in ganz Europa.
Zu den bekanntesten Modellmeistern der Frankenthaler Manufaktur gehörte Franz Konrad Linck. Der einer alten Speyerer Bildhauerfamilie entstammende Porzellankünstler war 1762 durch Carl Theodor an die Manufaktur berufen worden. Zuvor hatte er eine umfassende Bildhauerausbildung in Speyer, Würzburg, Wien und Berlin absolviert. Bereits nach einem Jahr in Frankenthal wurde Linck zum „churfürstlichen Hofstatuarius“ ernannt. In dieser Eigenschaft schuf er Großplastiken vor
allem für den Schwetzinger Schloßgarten, aber auch für die Residenzstädte Mannheim und Heidelberg.

Streit um Mühlenstandort

Technischer Fortschritt und Veränderungen in der Volkswirtschaft haben seit Mitte des vorigen Jahrhunderts so manchen Handwerkszweig aussterben lassen. Besonders betroffen ist das Müllerhandwerk  und verschwunden sind auch die vielen Mühlen, die es in der westlichen Kurpfalz links des Rheines gegeben hat. Die Zahlen sind eindrucksvoll: 1861 gab es in der
Pfalz noch 730 Getreidemühlen mit 1.751 Mahlgängen. Auf 10.000 Einwohner kamen 29 Wassermühlen. Dazugerechnet sind die Öl, Säge, Papier, Schleif, Pulver, Loh und Hammermühlen, Hanfreiben und andere von der Wasserkraft getriebene Einrichtungen. Bilanz heute: kein einziger dieser Betriebe ist in Einrichtung und Funktion erhalten geblieben. Nur die Namen und zuweilen die Gebäude einiger Mühlen an pfälzischen Bächen halten die Erinnerung wach.
Erhalten geblieben ist lediglich die ehemals Armbrustsche Mühle in St. Julian am Glan im Landkreis Kusel. Die Mühle steht als Einzelsiedlung auf der rechten Glanseite zwischen Gumbsweiler und Hachenbach (heute Glanbrücken) und ist mit einer Brücke mit dem Dorf St. Julian verbunden. Einige hundert Meter oberhalb des Gebäudes zweigte ursprünglich der jetzt verschwundene Mühlteich vom Glan ab, wo ein Wehr das Wasser staute und Richtung Mühle lenkte. Zwar sind die sogenannten Wasserbauten nicht mehr vorhanden, ein Mühlrad hat man jedoch auf einem alten, dicken, hölzernen Wellbaum (Achse) wieder installiert.
Der Standort der Mühle brachte früher Verwirrung und Streit. Der Glan bildete in der Zeit der Feudalherrschaften die Landesgrenze zwischen dem Herzogtum Zweibrücken und der Rheingrafschaft Grumbach. Die Mühle, an und für sich zur Gemeinde und Gemarkung St. Julian gehörend, stand vom Ort aus gesehen im Ausland. Der Landesherr des Gebietes rechts des Glans aus Zweibrücken verlangte die üblichen Pacht und Wasserrechtsabgaben. Der Rheingraf aber ging leer aus. Man kann sich vorstellen, daß es da öfter Streit gab.
Wer den ersten Raum mit der historischen Ölmühle betritt, ist überrascht und fasziniert von den wuchtigen, waagrecht oder senkrecht laufenden Kamm und Stockrädern, dem kunstvollen, ganz aus Holz gefertigten Getriebe. Es gilt als ein Meisterwerk des Mühlenbaues in der Pfalz. Da ist die Ölpresse mit dem dicken Wellbaum, an dem die Noppen angebracht
sind, did die schweren Stempel heben und fallen lassen. Stempel, die die ebenfalls hölzernen Preß und Losschlagkeile im Preßraum treiben. Dieser wiederum ist aus einem einzigen dicken Baumstamm herausgearbeitet. Erhalten ist auch der von einem senkrecht laufenden Stockrad und dem waagrechten großen Königsrad angetriebene Kollergang: zwei aufrecht
laufende, schwere Mahlsteine in einem flachen Trog mit Steinunterlage, umgeben von einer Holzzarge. Hier wurden Ölsaaten  meist Raps, im Westrich Kohl genannt  fein gemahlen, bevor sie, abgefüllt in Säckchen aus starkem Tuch, in Holz oder Ledermappen der Presse mit den Stempeln eingeführt wurden. Von dem klopfenden Geräusch der Stempel kommt
übrigens auch der Ausdruck „Öl schlagen“.
Im zweiten Raum ist ein Mahlgang für Getreide und ein besonderer Schälgang für Spelz (Dinkel) untergebracht. Beide wurden über eine Kammradkombination durch ein sogenanntes Vorgelege ebenfalls vom Wasserrad angetrieben. Die Technik des Mahlgangs mit dem Bodenstein und dem Läufer ist bei uns seit der Römerzeit bekannt. Das Besondere in der Museumsmühle St. Julian ist der Schäl oder Gerbgang. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in den gebirgigen
Gegenden der Pfalz und sonstwo in Deutschland kaum Kulturweizen, dafür meist Spelz (Dinkel) angepflanzt, der auch mit mageren Böden und rauherem Klima Vorlieb nimmt. Schon Hildegard von Bingen befaßte sich mit  der „spelta“ (lateinische Bezeichnung für Spelz) sehr eingehend und bezeichnete sie als „die beste, wahrhaft herzerfreuende Brotfrucht“. Aus dem gelblichweißen Mehl wurden außer Brot auch Kuchen, Dampf und Schneckennudeln gebacken, Nudeln, Grieß, Graupen und ähnliches zubereitet.
Spelz hatte allerdings im Vergleich zu Roggen und Weizen einen Nachteil: Beim Windmühlen nach dem Dreschen lösten sich die Schalen (Spelze) nicht von den Körnern. Um dies zu erreichen, war in der Mühle ein zusätzlicher Arbeitsgang erforderlich. In seinen Grundbestandteilen ist ein Schälgang einem gewöhnlichen Mahlgang für Getreide ähnlich. Bodenstein und Läufer sind aus weißem Sandstein. Sie sind weicher als die sonst verwendeten „Franzosen“ oder Kunststeine. Der Bodenstein ist wesentlich dicker als beim Getreidemahlgang, nicht geschärft, das heißt, nicht mit eingeschlagenen Rillen versehen. Der Läufer ist höher gestellt als bei der Mehlbereitung. Die Körner sollen ja nicht zerquetscht, sondern durch
Reiben aneinander von der Schale befreit werden. Ein exzenter wirft das fertige Schälgut in eine hölzerne Schüttelrinne. Die wiederum besorgt die Masse in ein Gebläse. Diese Windmühle, die in St. Julian noch vorhanden ist, schleudert Körner und Spreu in eine vierkantige Holzröhre, die ein Stück weit unten offen ist. Hier fallen die Körner herab in den „Kernekasten“ und können in einem normalen Mahlgang zu Mehl verarbeitet werden. Die Spelze werden vom starken Windzug in die
abgetrennte Spreukammer geblasen.
Der Schälgang zusammen mit der Stempelpresse der Ölmühle und dem Kunstwerk des hölzernen Getriebes und des Wasserrads bieten Reize, denen sich der Besucher nicht entziehen kann. Zudem wird in der Museumsmühle von St. Julian ein Handwerk demonstriert, das im Leben unserer Vorfahren in Dorf und Stadt eine gvroße Rolle spielte.
Aus: Die Rheinpfalz, Friedrich W. Weber, 24.5.1997

Um sechs Uhr kommen die ersten Kunden

Samstag früh, 2 Uhr: Für Ralph Hauk beginnt ein 17stündiger Arbeitstag auf dem Mannheimer Wochenmarkt vor dem alten Barockrathaus. Inmitten von Markthändlern, die Obst und Gemüse, Wurst und Käse, türkisches Fladenbrot, Oliven und andere mediterrane Spezialitäten anbieten, baut der 39jährige Mannheimer gemeinsam mit seiner Frau Ute seinen Stand auf. Mit der Farbenpracht der anderen Stände kann sich sein Angebot nicht messen: Dort stehen Marktfrauen und männer zwischen Äpfeln aller Couleur, Orangen, leuchtend violetten Pflaumen, purpurnen Tomaten und allerhand anderer gesunder Leckereien aus der Region und aus aller Herren Länder. Doch dafür hat in dem kleinen Familienbetrieb bis „Johanni“ niemand einen Sinn. Denn von Anfang April bis zum 24. Juni dreht sich bei den Hauks alles um das delikate Liliengewächs, für das die badischen und pfälzischen Anbaugebiete der Kurpfalz zurecht seit langem berühmt sind: den Spargel.
„Natürlich bieten auch die anderen Stände hochwertigen Spargel an. Unsere Familie kümmert sich bereits in der dritten Generation während der Saison ausschließlich um Spargel. Danach bieten wir wieder Gemüse und Obst, vor allem Äpfel und Birnen von der Bergstraße, an“, erzählt der Händler. Ralph Hauk bezieht die weißen und grünen Stangen hauptsächlich aus Baden, ein kleiner Teil stammt aus der französischen Camargue: „Auf unseren sandigen Böden fühlt sich der Spargel einfach wohl. Aus Bürstadt, Reilingen, Hockenheim und Neulußheim kommen besonders gute Exemplare. Den grünen Spargel bekomme ich von Erzeugern aus der Griesheimer Gegend.“ Der grüne Spargel, in Frankreich und Italien seit
langem ein fester Bestandteil der kulinarischen Kultur, fristete in Deutschland lange ein bedauernswertes Mauerblümchendasein. Doch das hat sich gründlich geändert. „Die Deutschen sind experimentierfreudiger geworden  grüner Spargel ist mittlerweile richtig „in“. Ich brauche seit einigen Jahren immer mehr als im Vorjahr“, freut sich Ralph Hauk.
Die Arbeit während der Spargelsaison ist kräftezehrend. Bereits am Vorabend müssen sich die Händler das begehrte Gemüse auf Auktionen im Großmarkt ersteigern. Dann bleiben wenige Stunden Schlaf, bevor um 0.30 Uhr der Wecker klingelt. Schon um 6 Uhr kommen die ersten Kunden. Auch an den Hauks gehen diese Wochen nicht spurlos vorbei: „Diesen Schlauch kann man dreimal die Woche nur durchstehen, weil das Ganze ein Saisongeschäft ist. Und außerdem: Geld ist schließlich nicht alles …“.

Mannheims Hafen als Tor zur Welt

Als Großherzog Ludwig von Baden im September 1828 der Stadt
Mannheim einen Freihafen am Rhein bewilligte, wollte er den
Handel der Stadt Mannheim nach Möglichkeit fördern. Er schuf
damit die Voraussetzung für ein ungeahntes Wachstum der Stadt am
Rhein und Neckar.

In den folgenden Jahren wurden ein Winterhafen angelegt (1833)
und am Neckar zur Erleichterung des Umschlags eine Kaimauer
errichtet, während 1854 der Hafen Anschluß an die badische
Staatseisenbahn erhielt. Nachdem 1862 mit dem „Friesenheimer
Durchstich“ eine Rheinschleife nördlich Mannheims begradigt und
die Neckarmündung kurz darauf zum neuen Rheinbett verlegt worden
war, konnte das 2.100 Meter lange Mühlaubecken  das Herz des
Handelshafens  gebaut und 1875 seiner Bestimmung übergeben
werden.

Mit der Fertigstellung des 3.165 Meter langen Rheinkais im Jahre
1895 hatte der Handelshafen zwischen Rhein und Neckar mit den
50.000 Quadratmeter nutzbarer Fläche seine heutige Gestalt
gewonnen. Im selben Jahr vereinbarten die großherzoglichbadische
Landesregierung und die Stadt Mannheim den Bau des 1907
fertiggestellten Industriehafens. Dieser erwies sich als idealer
Standort für Mühlenbetriebe und entwickelte sich so zu einem der
bedeutendsten Mühlenzentren Deutschlands.

Zur gleichen Zeit baute die RheinauGesellschaft im Süden
Mannheims drei Hafenbecken mit Gleis und Verladeanlagen. Dieser
Hafen bot sich für den Umschlag von Kohle an und wurde nach dem
Konkurs der Hafenbetriebsgesellschaft im Jahre 1903 vom Land
übernommen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hafen bei 151 Luftangriffen schwer
getroffen. Daher sahen es Land und Hafenverwaltung als
vordringlichste Aufgabe an, den Hafen möglichst zügig
wiederaufzubauen und  je nach wirtschaftlicher Entwicklung 
dieser anzupassen. So wurde wegen der wachsenden Bedeutung des
Erdöls für die Energieversorgung und die chemische Industrie 1962
bis 1964 auf der Friesenheimer Insel ein Ölhafen angelegt.

Als sich die wachsende Bedeutung des Containerverkehrs für die
Binnenschiffahrt abzeichnete, wurde 1968 am Südende des
Mühlauhafens ein Containerterminal eröffnet. Heute gehört es zu
den umschlagstärksten aller deutschen Binnenhäfen. 1985
schließlich wurde im Rheinauhafen eine RollonRolloffAnlage
als erste Einrichtung dieser Art an einem frei fließenden Strom
fertiggestellt, die 1991 noch einen eigenen
HafenbahnGleisanschluß erhielt. Um die Hafenanlage auf den Stand
der Technik zu bringen, wurden die noch vorhandenen Schrägufer zu
Senkrechtufern umgebaut, das Schienen und Straßennetz
modernisiert oder durch Rauchmelder in den Lagerhäusern erhöhten
Sicherheitsanforderungen Rechnung getragen.

Heute ist der Mannheimer Hafen ein bedeutender
Verkehrsknotenpunkt, der in seinem über elf Quadratkilometer
großen Hafenareal beste Standortvoraussetzungen für Industrie,
Handel und Gewerbe bietet. Eine weitere Aufwertung des
Knotenpunktes Mannheim brachte das kombinierte
LadungsVerkehrKLVZentrum im Handelshafen. Es ging im Herbst
1991 in Betrieb und optimiert den direkten Schienenweg besonders
für Trailer von Mannheim nach Mailand und Verona.

Aber auch als Mühlenzentrum konnte sich der Hafen behaupten. Mit
einer Lagerkapazität von mehr als 300.000 Tonnen Getreide, dem
Getreide und Futtermittelumschlag, den Mühlen (darunter eine der
bedeutendsten Ölmühlen in Europa), den Kraftfutterwerken und der
bereits 1862 gegründeten Produktenbörse konnte Mannheim seine
führende Position behaupten.

Quelle: unbekannt

Abriss, Neubau und Probleme mit dem Kandel

Der domkapitularische Bauhof in Speyer im 18. Jahrhundert
Im 18. Jahrhundert befand sich der Bauhof des Speyerer Domkapitels auf dem Gelände, auf dem heute das Historische Museum der Pfalz steht. Zuvor lag der Bauhof beim Schlegelhof (heute Domplatz 6, Prot. Landeskirchenarchiv). Er wurde, gleich den anderen Gebäuden, beim Stadtbrand von 1689 eingeäschert. Beim Wiederaufbau der Stadt verlegte das Domkapitel seinen Bauhof an die Große Pfaffengasse. 1774 verfasste der damalige domkapitularische Archivar Joh. Michael Anton Loebel (1712 – 1786) folgende geschichtliche Zusammenstellung über den Bauhof: Weiterlesen