Meisterwerke in Schloss Bruchsal

SchreibsekretärDie Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zeigen herausragende Kunstwerke des 18. Jahrhunderts
Das Schloss war schon zu Zeiten der Fürstbischöfe von Speyer berühmt für Rang und Kostbarkeit seiner Ausstattungen. Mit den 17 Schlossräumen, die nun seit Mai wieder eingerichtet sind, ist der Glanz in die ehemalige fürstbischöfliche Residenz zurückgekehrt. Prominentes Stück: Der Schreibschrank des Fürstbischofs Franz Christoph von Hutten. Dieser beeindruckt zum einen durch seine Größe – dann aber auch durch den enormen Reichtum seines Schmucks. Besonders auffällig ist die perspektivische Einlegearbeit im Oberteil des zweiteiligen Möbels: Die beiden breiten Türflügel ergänzen sich zu einem suggestiven Blick in eine barocke Architektur von großer Tiefe. Für dieses Meisterwerk der Einlegekunst kamen – neben verschiedenen und teilweise auch gefärbten Holzarten auch so kostbare Materialien wie schimmerndes Perlmutt, Schildpatt und Elfenbein zum Einsatz. Weiterlesen

Dom zu Speyer wurde später geweiht

bleitafelHistorische Grab-Bleitafel Grundlage für die Neudatierung
Der Kaiserdom in Speyer ist später geweiht, als bisher angenommen. Bisher wird eine erste Dom-Weihe auf das Jahr 1041 datiert. Jetzt widerlegt modernste Technik dieses Datum. Wissenschaftler der Universität Heidelberg haben mit Hilfe eines 3D-Scanners das genaue Datum nachweisen können, an dem der östliche Teil des Doms geweiht wurden – einige Jahre vor der Weihe des gesamten Domes. Diese erste Weihe fand demnach nicht wie bisher vermutet anno 1041 statt, sondern erst zwei Jahre später am 13. März 1043. Grundlage für die Neudatierung ist die Bleitafel, die Kaiserin Gisela bei ihrer Bestattung am 11. März 1043 mit ins Grab gegeben wurde. Die fast völlig zerstörte Inschrift konnte jetzt mit Hilfe eines 3D-Scanners rekonstruiert werden. Weiterlesen

Renaissance der alten Reben

uropa_im_weinbergAuf der Suche nach historischen Rebsorten
Auf den Karten der Pfälzer Weingüter stehen meist die gängigen Sorten: Riesling natürlich, Burgunder, Dornfelder, bisweilen auch Muskateller oder St. Laurent. Doch die Vielfalt der Rebsorten ist weit größer als das, was sich heute auf Weinkarten oder in den Weinbergen findet. Denn neben den Sorten im Anbau – in der Pfalz beispielsweise sind 121 Sorten offiziell zugelassen – gibt es eine Fülle historischer Rebsorten. Weiterlesen

Außergewöhnlicher Fund in Paris

Wertvolle Urkunden kehren nach mehr als 70-jähriger Odyssee in das Speyerer Stadtarchiv zurück

Sieben wichtige Urkunden aus dem Bestand des Speyerer Stadtarchivs, die bisher als Kriegsverlust galten, sind nach mehr als 70-jähriger Odyssee in die Domstadt zurückgekehrt. Oberbürgermeister Hansjörg Eger konnte die wertvollen Unikate gestern im Deutschen Historischen Institut Paris (DHIP) entgegennehmen. Unter den Urkunden, die von unschätzbarem historischen Wert sind, befinden sich auch Königs- und Kaiserurkunden, darunter Privilegien, die Kaiser Sigismund (1368-1437) der Stadt Speyer erteilte. Eine weitere Urkunde dokumentiert den Abschluss eines Landfriedens und Bündnisses zwischen den Städten Mainz, Straßburg, Worms, Speyer und Oppenheim im Jahr 1325. Weiterlesen

Vergessenen ein Gesicht geben

UNESCO Weltkulturerbe Kloster Lorsch stellt neues Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit den Reiss-Engelhorn-Museen vor
Grabungskampagnen im UNESCO Weltkulturerbe Kloster Lorsch haben in den vergangenen Jahrzehnten weit über einhundert Bestattungen zu Tage gefördert, darunter Mönchsbestattungen ebenso wie Gräber innerhalb der Kirche und rund um die karolingische Königshalle. Gemeinsam mit dem Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie und den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim soll in den kommenden Jahren deshalb das gesicherte menschliche Knochenmaterial des ehemaligen Klosters Lorsch erstmals einer umfassenden wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen werden. Weiterlesen

Lorscher Codex endlich online

Zentrales Dokumente der frühmittelalterlichen Wirtschaftsgeschichte Europas / „Geburtsregister“ vieler Städte und Gemeinden

Kaum hat man sich an die „Bibliotheca Laureshamensis digital“ gewöhnt, ist schon ein neues Projekt zu feiern, das der guten Zusammenarbeit von hessischer Schlösserverwaltung und der Universitätsbibliothek Heidelberg zu danken ist: das „Archivum Laureshamensis digital“. Dabei geht es im Wesentlichen um mehrere sich über die Jahrhunderte der Klostergeschichte ergänzende Bestandsgruppen: Um die Urkunden, die in und für Lorsch ausgestellt wurden und die sich im Original erhalten haben und um Urkundenbücher, die ausschließlich oder teilweise Lorscher Material enthalten. Das prominenteste dieser Urkundenbücher stammt noch aus benediktinischer Zeit und ist als „Lorscher Codex“ europaweit ein Begriff. Weiterlesen

In virtueller Pracht neu erstanden

Digitale Rekonstruktion lässt das Heidelberger Schloss wieder auferstehen
Bereits in den 1890-er Jahren war es beschlossene Sache, das 1689/90 zerstörte Heidelberger Schloss nicht mehr aufzubauen: Eine von der badischen Regierung eingesetzte Kommission hatte anstelle der völligen oder teil­weisen Wiederherstellung die Erhaltung des aktuellen Zustandes empfohlen. Man ließ die Ruine im Wesentlichen Ruine sein – und somit den romantischen Gefühlen der Besucher ihren Lauf. Wer sich heute nun für das unzerstörte Schloss interessiert, greift zu einem Buch, das aber weit mehr ist als nur ein Buch: „Schloss Heidelberg. Archi­tektur und Baugeschichte“. Dieses Standardwerk stammt vom Architekturhistori­ker Julian Hanschke aus Karlsruhe und bietet eine Fülle von historischen und aktuellen Ansichten, Bauplänen und aufwendigen digi­talen Rekonstruktionen.
Weiterlesen

Historischen Wegeverlauf entdeckt

Archäologen werden im Schwetzinger Schlossgarten fündig
Archäologie im Garten: Der originale Verlauf der Wegeanlage von Friedrich Ludwig von Sckell lässt sich nach wie vor im Boden feststellen. Damit wird es möglich, sich der großartigen Gartenkomposition des berühmten Gartenarchitekten bis ins Detail wieder anzunähern.

Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, präsentierte bei einem Ortstermin am Merkurtempel gemeinsam mit Prof. Dr. Hartmut Troll, dem zuständigen Fachmann für die historischen Gärten bei den Staatlichen Schlössern und Gärten, und Dipl.-Ing. Petra Martin M.A, Referentin für Gartendenkmalpflege beim Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, die Arbeiten. Weiterlesen

Historische Kramer-Mühle wird wieder lebendig

In St. Leon soll Geschichte wieder lebendig werden
Neu gegründeter Mühlenverein erarbeitet ein Nutzungskonzept für ein über 500 Jahre altes Gebäudeensemble / Projekt in Abstimmung mit der Gemeinde / Kostenrahmen der Sanierung / Restaurierung bei sieben Millionen Euro
Die 500 Jahre alte Kramer-Mühle am Kraichbach in St. Leon begeistert und fasziniert die regionalen Heimatfreunde schon seit vielen Jahren. Aber erst mit dem Kauf durch die Gemeinde St. Leon-Rot wird es nun möglich, das historische Gebäudeensemble zu sanieren und zu restaurieren: Das vierstöckige Haupthaus, Scheune, die Mühle für Getreide und die für Öl auf der gegenüberliegenden Seite des Kraichbachs warten jetzt scheinbar nur noch darauf, auch als stimmungsvolle Kulisse genutzt zu werden. Weiterlesen

Stadtarchiv Speyer älter als bisher vermutet

Älteste Handschrift stammt aus der Zeit um 900 / Zufallsfund diente bisher als Einband
KarolingischeMinuskel(122-1)Kloster LorschDas älteste „Fragment“ (Handschriftenbruchstück)  macht das Stadtarchiv Speyer über 280 Jahre älter – vom Jahr  1182, aus dem mit dem Privileg Kaiser Friedrich Barbarossas für Speyer die älteste Urkunde des Archivs stammt,  geht es jetzt zurück in die Zeit des frühen Mittelalters – in das Jahr 900.
Das Fragment wurde kürzlich innerhalb der Fragmentensammlung des Archivs wieder entdeckt, als diese neu verpackt und in die Datenbank eingegeben wurde. Die lateinischen Pergamentblätter stammen aus der Zeit um 900 und können von ihrer Schrift her dem damals berühmten Kloster Lorsch (Bergstraße) zugeordnet werden. Weiterlesen

Ist Speyer eine geplante Stadt?

Von der Römerstadt über die Bischofstadt zur Kaiserstadt
Die Bürger Speyers haben allen Grund, auf die zweitausendjährige Geschichte ihrer Stadt stolz zu seins, doch verführt diese Begeisterung sie leicht dazu, eine ungebrochene Kontinuität der an diesem Ort vorhanden gewesenen Besiedlungen zu behaupten. Dies würde mit der historischen Wirklichkeit nicht übereinstimmen. Zwar weist der Siedlungsraum am Rhein insoweit eine Kontinuität auf, dass hier seit unvordenklicher Zeit Menschen gelebt haben, doch gab es im Laufe der Geschichte hier drei voneinander sehr unterschiedliche Ansiedlungen, die nach ihren Zwecken und Verfassungen nichts oder doch nur wenig miteinander zu tun hatten. Das deuten bereits die Ortsnamen an, die man den Siedlungen im Laufe der Geschichte beilegte. Die keltische hieß Noviomagus, die römische Nemetum und die mittelalterliche – erstmals 614 – Spira, wobei aber bis in das 11. Jahrhundert auch Nemetum in Gebrauch war. Weiterlesen

Zeuge der verlorenen Klosterbibliothek

kloster_Maulbronn_ssg-pressebildEin Buchdeckel-Fund im Kloster Maulbronn erinnert an die verlorene Klosterbibliothek
Bei den Bauarbeiten aufgetaucht: ein Buchdeckel, ein rares Fragment der seit Jahrhunderten verlorenen Klosterbibliothek von Kloster Maulbronn. Dass Maulbronn als großes Kloster eine Bibliothek hatte, weiß man. Dazu gehörten eine Schreibwerkstatt, ein Scriptorium, und eine Buchbinderei. Erhalten ist von der Bibliothek fast nichts. Einige Hintergrundinformationen zum aktuellen Fund. Weiterlesen

Kurfürstliches Forsthaus im Hardtwald entdeckt

Die Waldflur „Schönhaus“ und die dort liegende Schönhaussuhl ist seit alters her den Hockenheimern bekannt. Bekannt ist auch, dass dort einst ein Forsthaus stand, in dem bis etwa 1630 ein Jäger des Kurfürsten mit seiner Familie wohnte. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Haus von Tilly und seinen Soldaten zerstört. Weiterlesen

Forschungsergebnisse der Wersau-Grabung

Kernburg komplett abgetragen / Grabungskonzept mit Wissensvermittlung möglich

Auf großes Interesse stieß die letzte öffentliche Gemeinderatssitzung. Über 50 Bürgerinnen und Bürger wollten sich unter anderem über die Ergebnisse der Lehrgrabungen der Universität Heidelberg auf dem Gelände der ehemaligen Burg Wersau aus erster Hand informieren. Dass auch heute unter der Grasnarbe nichts mehr von der Kernburg erhalten ist, hat Prof. Dr. Thomas Meier vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Heidelberg selten erlebt.
„Schuld“ daran sind jene Reilinger, welche die Kernburg im 18. und 19. Jahrhundert mit einer großen Gründlichkeit abgetragen haben. „Die Befunderhaltung ist bei weitem zu schlecht, um die Burg Wersau in einem Archäologiepark zu präsentieren und erlebbar zu machen“, sagte Meier in der Gemeinderatssitzung. Die ältesten (nachweisbaren) Schichten der Lehrgrabung datieren in das frühe 13. Jahrhundert. Die ältesten Mauern stammen aus der spätmittelalterlichen Entstehungszeit, die jüngsten gehören zu den Mühlengebäuden des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
Ein Suchschnitt wurde auch zentral durch die Kernburg gelegt, um den dortigen Schichtenaufbau und Befunderhalt zu klären. Dort zeigte sich, dass sämtliche Nutzungsschichten und nahezu alle Baureste, ja selbst die Motte, das heißt ein künstlich angelegter Erdhügel, auf dem die Kernburg stand, durch die Abbrucharbeiten am Ende des 18. und im frühen 19. Jahrhundert abgetragen worden sind.
Die gefundenen Bauhölzer sind durch den sinkenden Grundwasserspiegel in so schlechtem Zustand, dass eine dendrologische Datierung nicht möglich ist. Im Burggarben wurden große Mengen Gebrauchskeramik, jedoch weder Küchenabfälle (Tierknochen) noch wertvollere Gegenstände aus Glas oder Metall gefunden, was auf geordnete Abbruch- oder Umbauarbeiten in der Burg schließen lässt.
Überrascht waren die Archäologen, als sie an mehreren Stellen endneolithische oder bronzezeitliche Keramikscherben (spätes 3./2. Jahrtausend v. Chr.) bergen konnten. Dies deutet auf eine umfangreiche Siedlungsstelle hin. Da vorgeschichtliche Fundstellen in der Region fast ausschließlich von sog. Mineralböden bekannt sind, ist der Reilinger Auenstandort ausgesprochen ungewöhnlich.
Dennoch sahen Dr. Folke Damminger vom Referat Denkmalpflege des Regierungspräsidiums Karlsruhe wie auch Professor Meier Ansatzpunkte für weitere „Forschungen auf lokaler, wenn nicht gar regionaler Ebene“. Universitäre Forschungen seien aber wegen der geringen Bodenfunde nicht möglich. Für eine Fortführung der Grabungen in kleinerem Rahmen müssten die Gemeinde oder private Sponsoren aufkommen.
Die beiden Fachleute konnten sich archäologische Grabungen zur Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte als Bestandteil eines Gesamtkonzepts für die Schlossmühle vorstellen. Ein wesentlicher Bestandteil sei die Einbindung ehrenamtlicher Kräfte vor Ort.
Eine Ausstellung in der Schlossmühle könnte Archäologie und Geschichte der Burg Wersau, aber auch die umgebende Landschaft (Kisselwiesen) in ihrer historischen Entwicklung und ihrem ökologischen Wert vermitteln. Auf eine professionelle Konzeption und Einrichtung (geschätzte Kosten für zwei Räume: 15.000 bis 20. 000 Euro) sollte ein ehrenamtlicher Betrieb folgen.
Für die Erlebbarmachung der einstigen Burg Wersau regten die Archäologen die Darstellung der wichtigsten Strukturen durch eine farbige Bepflanzung an. Sie könnte die Ausdehnung von Kern- und Vorburg auch für Laien nachvollziehbar machen. Denkbar wäre auch eine zeitweise Präsentation von Wersau-Überresten bei archäologischen Grabungen auf kleinen Flächen durch Ehrenamtliche unter Anleitung eines erfahrenen Studenten oder Magisters, der die Dokumentation übernimmt. Das würde schätzungsweise 12. 000 € pro Jahr kosten.
Obwohl nicht so viel wie erhofft von der ehemaligen Burg erhalten ist, sei die Wersau doch ein ganz zentraler Kristallisationspunkt für die lokale Identitätsbildung, stellten die Wissenschaftler fest. Ihr Wert liege insbesondere in der emotionalen Bedeutungszuschreibung vieler Reilinger, die hier die Keimzelle ihres Ortes sähen oder dem Platz durch persönliche oder familiäre Verbindungen verbunden seien.
Die Schlossmühle als Nachfolger der Burg Wersau bilde einen markanten und durch den Baumbestand vor allem landschaftsästhetischen Bezugspunkt, der den Raum zwischen der geschlossenen Ortsbebauung und dem Naturschutzgebiet Kisselwiesen strukturiere, so Prof. Maier. Dieser Bedeutung müsse jede weitere Nutzung des Geländes Rechnung tragen.
Einer Bebauung des Bereiches von einstiger Kern- und Vorburg räumen Meier und Damminger kaum Chancen ein. Denn zuvor würde die Denkmalpflege eine flächendeckende Ausgrabung fordern, die ausgesprochen zeit- und kostenaufwendig und vom Investor zu finanzieren wäre.
Weil auch durch sinkenden Grundwasserspiegel der Verfall der mittelalterlichen Bauhölzer drohe, wäre der Status quo, also die Nutzung des früheren Burgareals als Streuobstwiese, für die Archäologen der „denkmalpflegerische Idealfall“.
Damit konnte sich Sabine Petzold (Freie Wähler) nicht abfinden: „Es ist irgendwie ein touristischer Anziehungspunkt geworden“, erinnerte sie an das öffentliche Interesse, das grüne Klassenzimmer und den Arbeitskreis Wersau, der sich gegründet hat. Jens Pflaum (FDP) schloss sich der Expertenmeinung an und hielt es für das Beste, die Substanz unter der Wiese ruhen zu lassen. Er plädierte für eine kurzfristige Entscheidung. Dieter Rösch (SPD) dankte für enorme Erkenntnisse trotz geringer Substanz und wollte den Arbeitskreis Wersau einbinden. Peter Kneis (CDU) bat die Verwaltung, mit allen Interessenten in neue Gespräche einzutreten und zu informieren.
Über die Zukunft des Geländes müssen sich nun die Fraktionen weitere Gedanken machen.

Motte_Wersau
So oder so ähnlich könnte die Burg Wersau einmal ausgesehen haben. Rekonstruktion einer kleinen Burganlage am Niederrhein, des Husterknupp bei Grevenbroich. Zeichnung: Adolf Herrnbrodt et al., Der Husterknupp. Eine niederrheinische Burganlage des frühen Mittelalters. Beihefte der Bonner Jahrbücher 6 (Bonn 1957)

 
/ Öffentliche Gemeinderatssitzung am 12. November 2012

"Goldener Hirsch" und "Rodensteiner" – zwei historisch miteinander verbundene Wirtshäuser

Vortrag von Rudi Höhl am 16. Februar 2011 im Stadtarchiv Speyer
Mit meinem heutigen Vortrag möchte ich sie in die Vergangenheit und heutige Zeit zweier Speyerer Gasthäuser führen, die zwar räumlich getrennt an verschiedenen Standorten stehen, aber geschichtlich verbunden sind. Beide Objekte wurden in zahlreichen Publikationen der älteren und jüngeren Stadtgeschichte von verschiedenen Autoren als Teil ihrer Ausführungen benannt. Ein Zusammenhang ihrer Entstehung ist auffällig, worüber ich heute berichten möchte. Weiterlesen

Die Kurpfalz und das Kloster Lorsch

Vortrag von Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard (Staatssekretär für Wissenschaft und Kunst, Wiesbaden) anlässlich der Vertragsunterzeichnung zwischen der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und dem UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch am 29. Juli 2005
Starkenburg und Kurpfalz mit Lorsch an der Schnittstelle: Nicht immer näherten sich von Norden – die Mainzer – und – von Süden – die Kurpfälzer – mit solch freundlichen Absichten der ehemaligen, zur Zeit der Karolinger gegründeten, im Mittelalter mächtigen und heute kulturhistorisch bedeutenden Reichsabtei Lorsch. Irgendwie hat diese Region mit ihren Schnittstellen ja stets die Interessen Vieler bewegt:
Weiterlesen

Der Silberschatz von Lingenfeld

1969 fanden Bauern in Lingenfeld nahe der alten Straße von Speyer nach Germersheim einen Silberschatz, der angeblich in einem irdenen Topf im Erdreich vergraben war. Zu dem Schatz gehörten silberne Gefäße, Silbermünzen und Schmuckstücke. Aus unbegründeter Sorge, den Schatz ohne Belohnung an die Behörden abliefern zu müssen, meldeten die Finder den Fund nicht, sondern verkauften ihn weit unter Wert an Privatleute oder an den Kunsthandel.
Zum Glück blieb jedoch ein großer Teil des Schatzes in Speyer und Umgebung. Etwa 95% des Schatzfundes konnte rekonstruiert werden. Demnach bestand der Schatzfund aus sechs teilvergoldeten Silbergefäßen, die mit über 2369 Silbermünzen und darüber hinaus mit ganzen und zerbrochenen Schmuckstücken angefüllt waren. Die Silberbecher, die im südwestdeutschen Raum entstanden sind, stammen wohl aus vornehmen, adeligen Besitz. Durch die Münzen kann der Schatz in die Zeit zwischen 1347 und 1349 datiert werden. Die Zusammensetzung des Münzfundes mit einem fast 80 %-igen Anteil an verschiedenen Speyerer Hellern verweist auf die Herkunft aus der Stadt Speyer.
Der Fund von Lingenfeld lässt sich durch die Münzdatierung und durch seine Zusammensetzung mit einem historischen Ereignis in Verbindung bringen. Im Jahre 1348/49 setzte durch die Ausbreitung der Pest eine Pogromwelle gegen die jüdische Bevölkerung ein. Die Juden wurden zu Unrecht beschuldigt, durch Vergiftung der Brunnen die Pestepidemie ausgelöst zu haben. Sie wurden verfolgt, ermordet und ihr Besitz wurde geplündert.
In Speyer setzte – quasi als vorbeugende Maßnahme – die Verfolgung noch vor Ausbruch der Seuche ein. Einigen Juden gelang 1349 die Flucht aus Speyer. Offenbar hatte einer der Verfolgten den Weg zum sicheren kurpfälzischen Germersheim eingeschlagen. Bei Lingenfeld geriet er in eine gefährliche Situation, die ihn veranlasste seinen geretteten Besitz – den Silberschatz – zu vergraben. Aus unbekannten Gründen hatte er sein Eigentum später nicht mehr bergen können.
Das Eintauschen von Schmuck und kostbaren Gefäßen als Pfand für Geld bei jüdischen Geldverleihern ist durch verschiedene Quellen belegt. Christen durften im Mittelalter kein Geld gegen Zinsen oder Pfand verleihen. Die Silbergefäße und Schmuckstücke von Lingenfeld lassen vermuten, dass es sich hier um Gegenstände aus Pfandgeschäften eines jüdischen Geldverleihers handelt. Als der jüdische Bürger aus Speyer fliehen musste, hat er natürlich sein Bargeld und die wertvollen Pfänder mitgenommen. Sein weiteres Schicksal bleibt im Dunklen der Geschichte verborgen.

Der Hortfund von Hagenbach

Im Jahr 213 nach Christus trat der germanische Stammesverbund der Alamannen zum ersten Mal in Erscheinung. Im Laufe der nächsten beiden Jahrhunderte entwickelte er sich zu einer permanenten Bedrohung für die Bewohner der germanischen und gallischen Provinzen. Nach dem Tode des römischen Kaisers Aurelian im Jahre 275 nach Christus kam es zu Einfällen mit flächendeckenden Plünderungen und Zerstörungen. Die germanischen Scharen drangen dabei bis in die römischen Provinzen im Süden des heutigen Frankreichs vor.
Da die Plünderer unerwartet und in meist großer Zahl erschienen, waren die Grenztruppen und die nur schwach besetzten Militärposten im Hinterland meist nicht in der Lage, sie aufzuhalten. Einzig die Rheinüberquerung der schwer mit Beute beladenen Trupps auf dem Heimweg bot den römischen Soldaten die Gelegenheit zum Gegenschlag. Der eindrucksvolle Hortfund von Hagenbach gilt als packendes Zeugnis diese dramatischen Ereignisse.
Mehr als 390 Objekte konnten wieder geborgen werden. Darunter befinden sich auch 130 silberne Votivbleche, die aus einem Marstempel stammen  die größte Ansammlung von Votivblechen, die je gefunden wurde! Viele Votivbleche tragen eine Inschrift mit dem Namen des Stifters. Eine Inschrift enthält den Namen Obbelexxus - den Namen des Asterixgefährten gab es also wirklich! Das Silbergeschirr aus dem Hort ist größtenteils zerschnitten, bzw. zerhackt  die Beute wurde unter den Plünderern nach Gewicht aufgeteilt. Daneben raubten die Germanen reichlich Bronzegefäße sowie zahlreiche Äxte und Beile. Diese Waffen waren dem Gott des Heiligtums geweiht. Um sie vor Raub zu schützen, wurden sie unbrauchbar gemacht.
Der Hortfund von Hagenbach verdeutlicht die Vorgehensweise der Germanen bei ihren Plünderungszügen und birgt wertvolle, zum Teil einzigartige Fundstücke der römischen Zeit.

Wo war König Löwenherz wirklich?

Im bekannten Geschichtsbild der Kurpfalz gibt es keinen Zweifel daran: Richard Löwenherz, König von England und Herr über Aquitanien, mußte 1193/94 fast ein Jahr als politische Geisel des deutschen Kaisers Heinrich VI. auf der Festung Burg Trifels bei Annweiler im Pfälzer Wald zubringen. Was seit Jahrhunderten jedes Kind an Rhein und Neckar weiß, soll jetzt plötzlich ein Märchen, eine Sage sein? Dann jedenfalls, wenn es nach dem renomierten britischen Historiker John Gillingham ginge.
Unstrittig und gesichert sind zwei wichtige Eckdaten: Am 25. März 1193 hielt Richard Löwenherz auf dem Reichstag in Speyer vor den versammelten Fürsten eine glänzende Rede und verteidigte sich gegen die Vorwürfe des deutschen Kaisers. Und am 5. Februar 1194 weilte der englische König in Mainz, von wo er mit einem Schiff die Heimreise antrat, die ihn über Köln, Brüssel und Antwerpen führen sollte.
Zahlreiche Urkunden und Briefe, die Richard Löwenherz während dieses Zeitraumes ausfertige, belegen aber noch mehr: Der König hatte sich während seiner Geiselhaft nicht nur auf dem Trifels, sondern in der ganzen Pfalz, im Elsaß und in den Städten Hagenau, Speyer, Worms und Mainz aufgehalten.
Interessant ist bei der ganzen Diskussion, daß diese gesicherten Daten in England seit 1935 bekannt sind. In jüngster Zeit wurden die genannten Quellen von deutschen Historikern gesichtet und ausgewertet. Und in der Tat: Die Geschichte um Richard Löwenherz und seine Gefangenenzeit auf dem Trifels muß umgeschrieben werden. Richard hatte sich nicht ununterbrochen auf dem Trifels aufgehalten, sondern reiste zeitweise mit dem Kaiser im Land umher, der damals ohne feste Residenz regierte.
Und während dieser Zeit kümmerte sich der englische König weiter um seine Staatsgeschäfte, schrieb Briefe und fertigte Urkunden aus. Dies tat er vor allem in Worms und Speyer, wo vor allem der kirchliche Verwaltungsapparat ihm hilfreich zur Seite stand.
Trotz allen Forschungen weiß man noch immer nicht genau, wo Richard während der von Urkunden nicht bezeugten Zeit seinen Aufenthalt hatte. Die chronikalischen Berichte sind alle viel zu vage. So ist es möglich, daß der König die ganze Zeit von Mai bis Oktober 1193 in Worms verbrachte und von November bis Ende Januar 1194 wieder in Speyer war. Genauso könnte er diese Zeit aber auch in anderen kaiserlichen Pfalzen und Burgen verbacht haben. Der englische Historiker Lionel Landon geht sogar davon aus, daß Richard nur am 1. April 1193 auf dem Trifels weilte.
Soweit wollen alle anderen Wissenschaftler doch nicht gehen. Daß Löwenherz aber wirklich nur sehr kurze Zeit auf der pfälzischen Burg blieb, wissen auch der Volkskundler Helmut Seebach aus Annweiler und der Burgwart Hans Reither zu berichten. In einem jüngst veröffentlichten Werk, das die ganze Löwenherz-Diskussion in der Kurpfalz erst richtig auslöste, schreiben beide: „Als Hauptaufenthaltsort während Richards etwa einjähriger Gefangenschaft vom 23./24. März 1193 bis zu seiner Befreiung am 4. Februar 1194 kann die Festung Trifels angesehen werden, wenngleich er nur knapp drei Wochen hier weilte.“
Der britische Wissenschaftler John Gillingham von der „London School of Economics and Political Science“ jedoch möchte diese These so nicht unterstützen. Denn die durch Urkundenausfertigung verbrieften Aufenthaltsorte Richards weisen zu große Lücken auf. Und wo sich der König in dieser Zeit aufhielt, das weiß, wie gesagt, noch heute niemand.
Nicht erklären kann sich der Forscher auch die Tatsache, daß die englischen Forschungsergebnisse von 1935 erst jetzt in der Kurpfalz bekannt wurden. Er vermutet, daß die englischen Publikationen in der Zeit des Dritten Reiches nicht nach Deutschland kamen und dann in Vergessenheit gerieten.
Trotz aller Diskussionen bleibt eines sicher: Die auf dem Trifels heute verwahrten Reichskleinodien sind Kopien der Originale in Wien. Verliert die Kurpfalz jetzt vielleicht einen Mythos?

Königliches Geschenk für Werinbold

UrkundeDie älteste Urkunde im Landesarchiv Speyer dokumentiert eine Schenkung König Ludwigs des Jüngeren aus demm Jahre 878
Im Frühjahr vergangenen Jahres ist es dem Landesarchiv in Speyer gelungen, den bis dahin im Staatsarchiv Luzern lagernden Gatterer-Apparat zu erwerben. Innerhalb eines Jahres konnte dieser Bestand von etwa 4.500 Originalurkunden und einer Sammlung zur Urkundenlehre (Diplomatik) von etwa 8.000 Kupferstichen, Originalsiegeln, Siegelabgüssen, wertvollen Handschriften und Frühdrucken so aufgearbeitet werden, daß er der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte. Seitdem erfreut sich diese vor allem Rheinhessen-Pfalz berücksichtigende Urkundensammlung, die im Wesentlichen aus der kurpfälzischen Verwaltung der in der Reformation säkularisierten Klöster erwachsen ist, immer größerer Beliebtheit.
Weiterlesen

„Sein Diplomatisches Cabinett brauchbar machen“

Werk einer Gelehrtenfamilie: Was Vater Johann Christoph Gatterer begonnen hat, setzte Sohn Christoph Wilhelm fort
Das 18. Jahrhundert, in dem Johann Christoph Gatterer den Grundstein für seine Sammlung legte, war vom Geist der großen wissenschaftlichen Enzyklo­pädien geprägt. Es war die Zeit von Di­derot und d’Alembert in Frankreich, der Encyclopaedia Britannica oder Zed­lers großem vollständigen Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Kün­ste in 68 Bänden. Eine Leidenschaft zum Sammeln und Systematisieren hatte die Gelehrten erfasst. Diesem Denken verpflichtet war auch der be­deutende Wissenschaftssystematiker und -organisator Johann Christoph Gat­terer, geboren 1727 in Lichtenau bei Ansbach, gestorben 1799 in Göttingen.
Weiterlesen

Langer Weg einer Sammlung

Gatterer-Apparat im Speyerer Landesarchiv vorgestellt
Die Präsentation des Gatterer-Apparats im Landesarchiv Speyer ist der Schlußpunkt der Bemühungen von Archivdirektor Karl-Heinz Debus, diese einmalige Samm­lung von unschätzbarem Wert für die hes­sisch-pfälzische und die gesamtdeutsche Ge­schichtsforschung aus Luzern nach Speyer ins Landesarchiv zu holen. Die Verhandlungen reichen zurück bis ins Jahr 1986. Damals bekam er ein „Signal“ von seinem Kollegen aus dem Staatsarchiv in Luzern, Anton Gössi, daß die Sammlung zum Verkauf stün­de. Weitere Gespräche wurden im No­vember 1993 geführt, wieder in Lu­zern, als dort das Staatsarchiv seinen Neubau einweihte. Damals waren sich die Schweizer bereits einig, daß „der Gatterer-Apparat als ureigenes pfälzisch-hessisches Material wieder nach Deutschland verkauft werden soll.“
Weiterlesen

Geschichte des Gatterer-Apparates

Mit der Erwerbung des Gatterer-Apparates für das Landesarchiv Speyer kehrt ein Stück Kulturgut an den Oberrhein zurück, dem hinsicht­lich seiner historischen Bedeutung für diesen Landstrich kaum etwas an die Seite gestellt werden kann
Bereits aus der Zeit vor dem Tod Christoph Wilhelm Jakob Gatterers (1838) gibt es Hinweise auf Pläne zum Verkauf der Sammlung. Allem An­schein nach ist noch zu seinen Lebzeiten oder unmittelbar nach seinem Tod ein Teil davon an den mit ihm befreundeten Grafen Carl von Graim­berg veräußert worden, der seine Sammlung testamentarisch der Stadt Heidelberg vermachte. Ein Teil der heutigen Urkundenbestände im Heidel­berger Stadtarchiv könnte demzufolge ursprünglich aus dem Besitz Gatte­rers stammen, doch sind zur endgültigen Klärung dieser Frage noch wei­tere Forschungen nötig.
Weiterlesen